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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen
Autoren: Virgina Henley
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ging. Was aber auch nur verständlich war, schließlich wusste Lu nur allzu genau, wie man mit einem Mann flirtete, und sie besaß die Selbstsicherheit einer Göttin, die unter schlichten Sterblichen wandelte. Lady Lu ist eindeutig nicht mehr das verletzliche kleine Mädchen, das ich einst geheiratet habe, überlegte James. Ihre Aufgaben als Frau an meiner Seite haben ihr Selbstvertrauen gegeben - und die Tatsache, dass ausnahmslos jeder männliche Gast, der Barons Court je betreten hat, sofort von ihr begeistert war, hat ihren Charme und ihren Esprit vervollkommnet.
    Zwei Jahre zuvor war der Marquis von Abercorn zum offiziellen Stellvertreter der britischen Krone in der Grafschaft Donegal ernannt worden, eine Ehre, die er zu einem nicht gerade geringen Teil auch seiner Frau zu verdanken hatte. Nun aber war seine Amtszeit vorüber, und James hatte es sich zum Ziel gesetzt, auch noch den Titel des Vizekönigs von Irland zu erringen. Im Übrigen hatte Louisas Bruder, Lord John Russell, inzwischen das Amt des britischen Premierministers inne und besaß damit zweifelsohne die richtigen Verbindungen, um James’ Ernennung zum Vizekönig durchaus günstig beeinflussen zu können.
    »Darf ich zu meinem Dessert ein Glas Wein haben, Mama?«, fragte Lady Harriett, die inzwischen zwölf Jahre alt war, ihre Mutter.
    »Ja, Harry, darfst du. Aber nur, wenn es Neguswein ist.« Neguswein war eine Spezialität aus stark verdünntem Wein, Zucker und Wasser, die zumeist Kindern gereicht wurde.
    »Ich auch!«, verlangte Edward, der fünfjährige Thronerbe.
    Prinz Albert aber verzog nur missbilligend die Mundwinkel. Er hatte sehr entschiedene Ansichten darüber, wie Kinder erzogen werden sollten. »Nein, Teddy, für dich gibt es keinen Neguswein.«
    Louisa aber warf dem Prinzen unter ihren dichten schwarzen Wimpern hervor einen neckenden Blick zu. »Aber warum denn nicht? Ihr habt doch schließlich auch Gefallen an unserem Wein gefunden, und ein klitzekleiner Schluck würde unserem lieben Teddy bestimmt nicht schaden. Also, Euer Hoheit, erlaubt dem Jungen eine kleine Kostprobe.«
    Ohne weitere Widerrede ließ Prinz Albert sich überzeugen und fügte sich in Louisas Vorschlag.
    Nun jedoch war es an Abercorn, sorgenvoll die Stirn zu runzeln. Um Himmels willen!, dachte er. Der arme Prinz ist ja bis über beide Ohren verliebt. Verliebt in meine Louisa. Hat sie es doch tatsächlich geschafft, ihn um den kleinen Finger zu wickeln! In diesem Augenblick spürte James eine sanfte Hand auf seinem Ärmel und wandte sich wieder zu Königin Victoria um.
    »Albert herrscht über das Kinderzimmer wie ein Generalmajor«, raunte sie ihm zu. »Er ist ein echter Pedant, was das Betragen der Kinder angeht. Und ich muss gestehen, auch Wir sind eher etwas strenger, was die Erziehung unserer Kinder betrifft.«
    »Und ich kann Euch zu Euren Kindern nur beglückwünschen, Euer Majestät«, erwiderte James galant, ehe er geschickt das Thema wechselte. »Im Übrigen bin ich mir sicher, dass auch Ihr Eure Freude daran haben werdet, wenn Ihr Euch demnächst ein Anwesen in Schottland zulegt. Zumal dieses Land besonders für unsere Kleinen eine so herrlich gesunde Umgebung ist.«
    Denn in der Tat waren nur zwei der insgesamt fünf Kinder der Königin zum Essen in den großen Speisesaal gekommen: Prinzessin Adelaide, sechs Jahre alt, und Prinz Edward, fünf. Die anderen drei schliefen bereits im Kindertrakt.
    »Vielen Dank. Doch auch Eure Kinder sind eine wahre Zierde für Euer Haus. Und Wir sind erstaunt, wie gut sie bereits mit ihren Ponys umzugehen verstehen.«
    »Zu gütig von Euch. Im Übrigen haben wir das Louisa zu verdanken, denn kaum dass die Kinder laufen können, gibt sie ihnen auch schon Reitunterricht.«
    »Ihr wollt damit doch wohl hoffentlich nicht sagen, dass sie selbst die Kinder unterrichtet?«
    »Oh, doch, Euer Majestät. Genau so ist es«, erklärte James stolz. »Ihre Energie ist schier grenzenlos.«
    »Dabei sieht Lady Abercorn noch so jung aus. Man würde ihr nicht Zutrauen, bereits acht Kinder zur Welt gebracht zu haben.« Königin Victoria wirkte ein wenig verstimmt. »Zumal sie trotz allem eine solch schmale Taille behalten hat... Wir werden in jedem Fall versuchen, sie davon zu überzeugen, zu Uns an den Hof zu kommen und Unsere oberste Kammerfrau zu werden. Vielleicht könntet Ihr Unserem Wunsch ja etwas Nachdruck verleihen?«
    James lächelte verschmitzt. »Ich werde mein Bestes geben, Euer Majestät.« Unterdessen musste er im Stillen
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