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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen
Autoren: Virgina Henley
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und ein klein wenig ... weltfremd. Das kommt eben davon, dass sie hier in der Wildnis statt in London aufgewachsen ist. Es ist alles meine Schuld, denn als meine vier Schwestern und ich in ihrem Alter waren, da waren wir doch schon wesentlich kühner, ja, fast schon erfahren, wenn man so will.«
    »Da hast du wohl recht«, neckte Beth sie. »Andererseits seid ihr ja auch in der Obhut der unnachahmlichen Jane Gordon aufgewachsen. Da konntet ihr ja gar nicht anders, als quasi schon mit der Muttermilch die Tricks und Kniffe dieser so unsäglich dekadenten Welt aufzusaugen.«
    »Ganz richtig«, sinnierte Georgina. »Die Frauen in meiner Familie waren von jeher ausgesprochen weltklug und wagemutig.«
    Als die beiden Damen schließlich langsam ins Esszimmer geschlendert kamen, hatten Henry und Cosmo bereits am Tisch Platz genommen. Gleich nach Georgina und ihrer Freundin folgte Alexanders Kindermädchen mit dem jüngsten von Louisas Brüdern auf dem Arm. Vorsichtig setzte sie ihren Schützling in seinen Hochstuhl und zog sich anschließend mit einem dezenten Knicks wieder zurück. Wenig später kam, auf einen Gehstock gestützt, auch schon der Herzog von Bedford herein; rechts von ihm sein alter Freund Lord Holland, links Edwin Landseer. Und ganz zum Schluss erschien dann auch endlich Harry Haiford, der junge Arzt des Herzogs, der seit dessen Schlaganfall gemeinsam mit dem Rest der Familie im herrschaftlichen Hause der Bedfords weilte.
    Galant zog der alte Lord Georginas Stuhl zurück, wartete, bis die Herzogin sich darauf niedergelassen hatte, und rückte ihn dann sachte wieder an den Tisch heran. Anschließend wandte er sich zu Louisa um und schob auch ihren Stuhl an den Tisch, woraufhin Lu sich mit strahlendem Lächeln einmal umschaute und geschmeichelt flüsterte: »Danke, Onkel Holly.« Als wenig später allerdings auch Edwin Landseer sich als Kavalier gab und Lady Holland den Stuhl an den Tisch rückte, jagte auf einmal ein schmerzhafter Stich durch ihre Brust, und ihr eben noch so fröhliches Lächeln verblasste. Für einen kurzen Moment war sie rasend eifersüchtig auf Tante Beth.
    Plötzlich aber runzelte John Russell mürrisch seine dunklen Brauen und fragte mit dröhnender Stimme: »Wo ist Georgy? Zu meiner Zeit galt Unpünktlichkeit noch als ein Zeichen für sehr schlechtes Benehmen.«
    Louisas Vater gab mal wieder eine seiner »Russellschen Verhaltensmaßregeln« zum Besten, wie Lus Mutter seinen geradezu autokratischen Erziehungsstil zuweilen nannte. Sofort kam Louisa ihrer Schwester zu Hilfe: »Soweit ich weiß, hat Georgy eben noch gelesen«, improvisierte sie rasch. »Sie muss wohl so in das Buch vertieft gewesen sein, dass sie den Gong zum Essen nicht gehört hat.«
    »Georgy hat ein Buch aufgeschlagen?«, hakte ihr Vater skeptisch nach. »Welches denn, wenn ich fragen darf?«
    »Eines von deinen herrlichen botanischen Werken.« Lu musste sich arg zusammennehmen, um sich nicht zu verschlucken, so sehr schämte sie sich, ihren Vater zu belügen. Streng genommen beschränkte sich Georgys Interesse an der heimischen Flora und Fauna nämlich darauf, mit Dick im Gras herumzurollen - doch das behielt Lu natürlich für sich.
    Genau in dem Moment, als Georgy endlich auf ihren Platz glitt, wurde auch schon die Suppe serviert. Ein rascher Blick auf das Kleid ihrer Schwester verriet Louisa, dass Georgy noch immer ihr Reitkostüm trug, und die grünen Grasflecken auf ihrem Rock sprachen Bände. Georgy dagegen schien von den Flecken auf dem Kleid nichts bemerkt zu haben und lächelte charmant: »Bitte entschuldige, Vater, dass ich mich verspätet habe.«
    »Georgianna -«, wollte John Russell gerade ansetzen, als Louisa ihn abermals und geradezu todesmutig unterbrach und ihn listig fragte: »Vater, darf ich nach dem Abendessen für euch tanzen? Georgy wird mich auf dem Cembalo begleiten.«
    »Aber ja, das wäre wunderbar!«, rief Beth und klatschte begeistert in die Hände.
    Und noch nicht einmal Henry und Cosmo, die auf derlei Vorschläge hin normalerweise lauthals protestierten, widersprachen. Stattdessen lächelten sie nur betont galant. Misstrauisch schaute Louisa ihre Brüder an. Diese beiden Teufelsbraten gaben sich doch sonst nicht so fügsam und so brav. Was also hatten sie nun schon wieder ausgeheckt?
    »Lanny«, mischte sich nun auch noch Georgina in die Unterhaltung mit ein. »Wenn Ihr damit fertig seid, Louisa mit ihrem Pony zu malen, dann möchte ich, dass Ihr auch noch ein Bild von ihr in ihrem
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