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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen
Autoren: Virgina Henley
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Jahre alt geworden waren, lachten nur noch umso lauter, traten aber vorsichtshalber den Rückzug an, nur um dann aus sicherer Entfernung noch einmal höhnisch zu rufen: »Fang uns doch, du alter Nussknacker! Nussknacker! Nussknacker!«
    »Ignoriert sie einfach«, seufzte Edwin Landseer und schaute sorgenvoll Louisa an, die drauf und dran war, ihren Brüdern hinterherzujagen.
    »Pah, ihr seid ja soo clever!«, entgegnete sie wütend, um sich dann wieder für ihren Maler in Positur zu stellen. »So nennen sie mich schon, seit ich damals als Kind meiner Stoffmaus den Namen >Nussknacker< gegeben habe. Überhaupt haben die Burschen so gar kein Benehmen mehr. Seit Vater krank ist, hat meine Mutter sich nur noch um ihn gekümmert und die Erziehung der Jungs einfach schleifen lassen.« John Russell, der Herzog von Bedford, hatte vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten. Ursprünglich war er sogar halbseitig gelähmt gewesen und hatte kaum noch seine rechte Hand bewegen können. Mittlerweile war bloß noch sein Mund ein klein wenig verzerrt.
    »Andererseits«, wandte Edwin Landseer ein, »hat sich der Zustand Eures Vaters ja gerade dank der aufopferungsvollen Pflege Eurer Mutter schon wieder erheblich gebessert. Und auch sein Temperament und seine Lebensenergie sind wieder zurückgekehrt.« Sorgfältig wischte er seine Pinsel an einem alten Stofffetzen ab, ehe er Louisa anschaute und erklärte: »So, das war’s. Schluss für heute. Müssten nicht jeden Augenblick auch Eure älteren Brüder aus Oxford zurückkommen? Ich habe gehört, dass sie den Sommer wieder hier in Woburn Abbey verbringen. Wartet nur, bis sie wieder hier sind, dann werden sie Cosmo und Henry schon gehörig die Ohren lang ziehen, wenn sie sehen, dass die Euch ärgern.«
    »Nein, das werden sie ganz gewiss nicht!«, lachte Louisa, mit einem Mal wieder bestens gelaunt. »Gerade wenn es darum geht, mich zu ärgern, halten meine Brüder zusammen wie Pech und Schwefel. Und statt drei Nervensägen werden dann plötzlich sogar sechs Flegel hinter mir her sein. Von den zahlreichen Schulfreunden meiner Brüder einmal ganz zu schweigen. In wenigen Tagen wird sich unser Karnickelbau also in ein Irrenhaus verwandelt haben. Der Einzige, der sich manchmal für mich einsetzt, ist mein Halbbruder Johnny. Aber der ist ja leider nur so selten hier. Seine parlamentarischen Pflichten erlauben es nicht.«
    »Dann passe in Zukunft einfach ich auf Euch auf«, bot Edwin sich mit einer galanten Verbeugung an.
    »Das wäre wirklich zu gütig von Euch, edler Ritter.« Louisa seufzte betont theatralisch und beobachtete jede von Edwins Handbewegungen, während er seine Malutensilien zusammenpackte, die Leinwand und die Staffelei ergriff und sich auf den Weg zurück ins Haus machte. Im Geiste sah sie ihn bereits auf einem weißen Streitross über einen Turnierplatz jagen, um, gekleidet in die Farben ihres Familienwappens, für ihre Ehre zu kämpfen.
    Vorsichtig setzte sie ihren kleinen Bruder wieder auf dem Boden ab. »Komm mit!«, forderte sie ihn auf. »Dann kannst du mir helfen, Huflattich zurück auf die Koppel zu bringen.«
    »Ich will aber nicht. Ich will lieber bei Cosmo und Henry bleiben. Wir spielen Krieg, und ich bin ein römischer Legionär.« Schmollend blickte Alex sie an.
    »Wie bitte? Ich dachte, du wärst auf meiner Seite! Aber ich verstehe schon«, schimpfte Louisa scherzhaft mit ihm. »Na, Alexander der Große, dann nichts wie ab mit dir. Oder sollte ich besser sagen >Alexander der Wankelmütige    Kleinkinder besaß, hatten nämlich sämtliche von Louisas Verwandten dunkle Augen und dunkles Haar. Edwins lichtblonder Schopf und seine strahlenden blauen Augen hatten also eine geradezu unwiderstehliche Wirkung auf sie. Und dann hatte er auch noch gesagt, dass sie ohnehin die hübscheste junge Dame sei, die er je porträtiert hatte!
    Verträumt entriegelte Louisa das Koppelgatter, als sie plötzlich Georgy und einen Pferdeknecht entdeckte; die beiden waren gerade von einem Ausritt zurückgekehrt. Und wie so oft genügte ein einziger Blick auf ihre Schwester, und schon schämte Louisa sich wieder, dass sie dermaßen selbstverliebt in dem Bewusstsein ihrer eigenen Schönheit
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