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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen
Autoren: Virgina Henley
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konnte. Heute jedoch sah ihre Mutter ausnahmsweise einmal entspannt und ausgeglichen aus, sodass auch Louisas sorgenvoll gerunzelte Stirn sich bald wieder glättete.
    »Hallo, Lu. Und? Was hast du heute an diesem wundervollen Tag so alles unternommen?« Einladend klopfte Beth neben sich auf das leuchtend blaue Sofa und forderte Lu auf, sich neben sie zu setzen.
    »Lanny hat mich gemalt!«, erzählte Louisa stolz. »Und Huflattich ist auch mit auf dem Bild. Nur durfte ich das Werk leider noch nicht sehen. Er will es mir erst zeigen, wenn es ganz fertig ist.«
    »Oje, mit einem Tier zu posieren kann ganz schön anstrengend sein. Ich erinnere mich noch daran, wie ich einst mit einem völlig überdrehten Cockerspaniel auf den Knien posieren sollte. Ich sage dazu nur eines: nie wieder!«
    »Aber warum denn? Was ist denn passiert?«, neckte Georgina ihre Freundin. »Hat er dich etwa nass gemacht? Edwin jedenfalls hat eine echte Schwäche dafür, Tiere zu malen, und überhaupt gibt es niemanden, der so talentiert ist wie er. Als wir im Herbst in den Highlands waren, hat er ein solch fantastisches Bild von einem Hirsch gemalt - so etwas hast du noch nicht gesehen! Und obgleich ich ja auch schon mein ganzes Leben lang zeichne, sehen meine Bilder verglichen mit den seinen doch ziemlich jämmerlich aus. Ich wünschte, ich könnte mir von seinem Talent eine Scheibe abschneiden.«
    »Da wir gerade von den Highlands sprechen ...«, wandte Louisa mit zaghaftem Unterton in der Stimme ein. »Ist es wahr, dass Großmama dich, als du in meinem Alter warst, einfach mitgenommen hat auf eine ihrer sagenumwobenen Rekrutierungstouren und dass du da jedem Mann, der bereit war, sich dem Highlanders Regiment unter Gordon anzuschließen, eine Guinea und einen Kuss gegeben hast?«
    »Und ob das wahr ist. Ich muss doch sehr bitten! Zumal wir damals auch noch überaus erfolgreich waren und der schottischen Armee auf diese Weise mehr als eintausend neue Soldaten zugeführt haben!«
    Erschrocken schnappte Louisa nach Luft. »Wie bitte? Dann hast du also über eintausend Männer geküsst?«
    »Nun ja, ganze eintausend waren es vielleicht nicht unbedingt.« Georgina zwinkerte ihr zu. »Meine Schwester und meine Mutter hatten mir schließlich ein paar Hundert von ihnen abgenommen. Aber den Rest, also den Großteil besagter eintausend Soldaten, habe ich tatsächlich ganz allein geküsst.«
    Verlegen und beeindruckt zugleich schaute Louisa ihre Mutter an und mochte kaum den Kopf heben, als sie schließlich sagte: »Ich dagegen habe noch nicht einmal einen einzigen Mann geküsst!«
    Schweigen breitete sich in dem farbenfrohen Salon aus, während Lus düstere Worte noch immer in der Luft zu schweben schienen und Georgina und Beth einen bedeutungsvollen Blick miteinander austauschten.
    »Aber, Lu, du darfst nicht alles glauben, was deine Mutter dir erzählt«, erbarmte Beth sich ihrer schließlich. »Georgina übertreibt zuweilen ganz gerne, und überhaupt liebt sie es, dich zu necken. Hast du das denn noch immer nicht gemerkt?«
    »Genauso ist es, Liebling«, bestätigte nun auch Georgina. »Und überhaupt, mein Schatz: Was ist denn schon ein Kuss? Nichts, gar nichts. Zumal auch du in deinem Leben gewiss noch so oft geküsst werden wirst, dass du es bald schon gar nicht mehr zählen kannst -später, wenn du debütierst und wir dich offiziell in die Gesellschaft eingeführt haben, meine ich. Die jungen Männer werden sich prügeln, um einen Tanz mit dir zu ergattern. Du wirst schon sehen.«
    Na dann!, dachte Louisa, schon wieder wesentlich optimistischer gestimmt. Dann werde auch ich mir demnächst einfach irgendeinen Burschen suchen, der mich noch vor meinem Geburtstag küsst. Schließlich hat Georgy das auch so gemacht, und überhaupt ist das alles ja angeblich keine große Sache. Vor allem aber kann ich unmöglich eine Wette gegen meine Schwester verlieren! Nein, das geht nun wirklich nicht. Nur ein klitzekleines Problemchen gäbe es da noch: Eigentlich möchte ich gar nicht so gerne irgendeinen Jungen küssen, sondern lieber nur einen ganz bestimmten ...
    »Hörst du?«, unterbrach Georgina Lus Grübeleien mit einem Mal wieder. »Ist das nicht der Gongschlag zum Dinner? Also, nichts wie auf, meine Liebe. Du weißt ja, dein Vater hasst es, wenn man zu spät zum Abendessen kommt.« Georgina wartete, bis Lu das Zimmer verlassen hatte, ehe sie sich mit einem leisen Seufzer zu ihrer Freundin hinüberbeugte: »Ich muss schon sagen, Lu ist doch noch recht naiv
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