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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde
Autoren: Mary Alice Monroe
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Hölle mit der Welt! Er wird hier in Sweetgrass gebraucht. Hier gehört er her. Es ist schließlich sein Erbe! Seit acht Generationen wird diese Plantage von den Blakelys geführt, und auch wenn nur noch ein paar hundert Hektar übrig geblieben sind, ist Sweetgrass doch bei Gott noch immer im Besitz der Blakelys!”
    “Er hat sein eigenes Land”, gab sie zu bedenken.
    “Sein eigenes Land?” Preston starrte sie aus aufgerissenen Augen ungläubig an. “Meinst du diese popeligen paar Hektar in der Wildnis von Montana, auf denen er sich versteckt, wenn er nicht gerade mal wieder ein paar Gesetze bricht?”
    “Ach, hör auf damit! Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Er engagiert sich doch nur für den Naturschutz.”
    “Und wozu? Um ein paar lächerliche Bisons zu retten? Zur Hölle damit”, schnaubte er. “Überhaupt, Bisons … Als hätte er sie früher nicht wie alle anderen auch Büffel genannt.”
    “Er will sie beschützen.”
    “Er vergeudet seine Zeit. Er bewirtschaftet dieses Land nicht. Er arbeitet nicht. Punkt.”
    “Hör auf, Press.” Seine wütenden Worte ließen sie fast ihre Fassung verlieren.
    “Vergeudete Zeit”, grollte er weiter, ohne auf sie zu achten.
    Sie wandte sich ab und ging davon. “Das muss ich mir nicht anhören.”
    “Wofür habe ich eigentlich all die Jahre gearbeitet?”, rief er ihr hinterher. “Das möchte ich wirklich mal wissen. An wen soll ich das alles hier eigentlich weitergeben?”
    Sie blieb stehen und sah ihm direkt in die Augen. “Du hast auch noch eine Tochter.”
    Preston wischte den Einwand mit einer spöttischen Handbewegung beiseite.
    “Du kannst Nan nicht einfach so übergehen”, fügte sie hinzu.
    “Hat sie uns nicht genau dasselbe angetan, als sie ihr Land verkauft hat?”
    “Ihr Mann …”
    “Diese Ratte! Der hat sie doch nur wegen ihres Landes geheiratet!”
    “Was für ein Unsinn!” Zwar war ihr dieser Gedanke selbst schon manchmal gekommen, aber sie hatte ihn nie ausgesprochen. “Falls du es vergessen hast: Ich habe mein Land auch verkauft, als ich dich geheiratet habe.”
    “Das war etwas ganz anderes, und das weißt du auch.”
    “Ich weiß überhaupt nichts.”
    “Und da wären wir wieder. Du ergreifst immer nur für sie Partei.”
    “Das ist nicht …”
    “Ich bin dein Ehemann! Um mich solltest du dir Gedanken machen, wenigstens dieses eine Mal! Ich habe all die Jahre gekämpft wie ein Stier, um dieses Land zusammenzuhalten und dieses Haus zu unterhalten mit all den alten Möbeln, an denen du so hängst.”
    “Wehe, du …”
    “All das hier.” Sein Arm beschrieb mit einer großen Geste einen weiten Bogen. “Ich habe von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geschwitzt. Ich habe Blut vergossen. Ich habe mich für diesen Besitz aufgeopfert, meine Träume und meine Jugend dafür aufgegeben. Und jetzt …” Er schwieg, die Lippen zusammengepresst, und schaute über sein Land. Verzweiflung stand in seinem Blick. “Und jetzt ist alles verloren.”
    “Gott sei Dank”, erwiderte sie aus tiefstem Herzen.
    Preston fuhr herum und funkelte sie böse an. “
Was
hast du gesagt?”
    “Du hast richtig gehört. Ich sagte: Gott sei Dank. Gottlob!”, rief sie wie mit fremder Stimme. In seinen blassblauen Augen sah sie den Schock und den Schmerz über das, was sie gerade gesagt hatte. Aber anstatt es zurückzunehmen oder abzumildern, wie sie es so oft getan hatte, spürte sie die Wut wie eine Naturgewalt aus sich herausbrechen.
    “Du denkst immer nur an das Land, das du verlieren wirst”, fuhr sie fort und stieß ihm ihre Faust mit den zerknitterten Papieren in den Bauch. “Und was ist mit deiner Familie? Was ist mit diesem Verlust? Du hast seit Jahren nicht mit deinem Sohn gesprochen. Deine Tochter fühlt sich wie eine Aussätzige. Sie kommen nicht mehr zu Besuch hierher nach Hause. Du hast deine eigenen Kinder vertrieben! Aber das ist dir egal, oder? Dir geht es einzig und allein um dieses Stück Land. Doch wer wird um uns trauern, wenn wir tot sind? Sag mir, Preston: Werden unsere Kinder um uns trauern, wenn wir nicht mehr sind?”
    Sein Gesicht erstarrte, bevor er sich abwandte, um ihrem Blick auszuweichen.
    Sie atmete durch, um wieder zu Kräften zu kommen, und ging auf ihren Mann zu, bis sie dicht voreinander standen. Sie schlug sich mit der Hand auf die Brust, betonte jedes einzelne Wort und sagte mit leichtem Zittern in der Stimme: “Dieses Land hat mir meine Kinder genommen. Und das ist für mich der viel größere Verlust.
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