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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt
Autoren: Helen D. Boylston
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Prozession, die nun den Berg herabkam, an der Spitze Bill mit Jonny im Arm, hinter ihm ein Polizist mit Linde, deren goldenes Köpfchen an seiner breiten Schulter ruhte. Dahinter kamen einzeln und zu zweit etwa zwanzig Polizisten. Den Schluß bildeten ein paar müde durch das taufrische Gras stolpernde Pfadfinder.
    »Mammi, Mammi!« rief Jonny. Im nächsten Augenblick lag er gesund und wohlbehalten in ihrem Arm. Sein Gesicht war ganz verschmiert von Schmutz, Tränen und Heidelbeersaft, aber er lächelte. Über seinem zerzausten roten Schopf trafen sich die Augen von Susy und Bill in einem langen innigen Blick.
    Als Linde ihre Eltern auf sich zulaufen sah, hob sie ihr blondes
    Köpfchen, streckte die Arme aus und sagte: »Mammi, meine Füße sind naß.«

 
     
Verirrung und Versöhnung
    Die Kinder waren erschöpfter, als es anfangs geschienen hatte. Leila beschloß, noch einen Tag in Springdale zu bleiben und dann mit dem Zug nach Hause zu fahren; ihr Mann wollte mit dem Wagen vorausfahren. Susy und Bill boten ihr das Fremdenzimmer an, aber sie lehnte dankend ab. Linde werde in ihrem gewohnten Bett ruhiger schlafen, meinte sie. Bill bestrich die Insektenstiche der Kinder mit lindernder Salbe. Nachdem die Murrays seinen Bericht über die Suchaktion und Jonnys Erzählung mit angehört hatten, fuhren sie mit der schlafenden Linde zu ihrem Häuschen.
    Als sie fort waren, wurde auch Jonny ins Bett gesteckt. Er behauptete zwar, überhaupt nicht müde zu sein, aber unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, und sobald Susy ihn zugedeckt hatte, fielen ihm die Lider zu. Sein Bericht über die Erlebnisse der Nacht war recht unvollständig gewesen. Ein Vierjähriger achtet nicht auf Dinge, die einem Erwachsenen wichtig erscheinen. Dennoch wurde aus seiner Erzählung klar, wie es gekommen war, daß die Kinder sich verirrt hatten. Eifrig nach dem Spielzeugbaum ausschauend und überzeugt, daß sie ihn jeden Augenblick finden würden, waren sie durch das Birkenwäldchen gestreift, bis sie zu den Fichten kamen. Da hatte Linde plötzlich gerufen: »Dort ist er, Jonny! Siehst du die Kerzen?« Und aufgeregt war sie in den dunklen Wald hineingelaufen. Was sie gesehen hatte, wußte niemand. Bill meinte, der Glimmer eines Granitfelsens sei vielleicht im Sonnenlicht aufgeblitzt. In ihrer Phantasie hatte sie den Spielzeugbaum wohl mit dem Weihnachtsbaum in Verbindung gebracht und nach etwas Glitzerndem ausgeschaut.
    Jonny, dem es streng verboten war, das Birkenwäldchen zu verlassen, hatte Linde zugerufen, sie solle zurückkommen. Da sie aber nicht auf ihn hörte, sondern nur immer tiefer in den Wald hineinrannte, lief er ihr schließlich nach. Das lockende Licht war zwar verschwunden, dennoch glaubten die Kinder, daß der Spielzeugbaum nun ganz nahe sein müsse. Sie vergaßen die Zeit und achteten nicht mehr auf den Weg.
    »Wir konnten den Baum nicht finden«, erzählte Jonny. »Linde fing an zu weinen und wollte nach Hause, aber ich fand das Birkenwäldchen nicht mehr. Nie wieder geh’ ich in diesen schrecklichen Wald.«
    Hinter den Birken war der Boden ein Stück eben. Dann stieg der Berg nach Süden zu steil an, während er nach Südwesten zu sachte in ein meilenweites Gebiet von dichtbewaldeten Tälern und Hügeln abfiel. Das Haus aber lag im Norden.
    »Gewohnheit oder Instinkt müssen Jonny bewogen haben, bergab zu gehen«, sagte Bill. »Die Hunde zeigten uns, daß die Kinder im Kreise gegangen waren, wie alle Menschen, die sich verirrt haben. Aber sobald ihr Weg sie bergauf zu führen begann, schwenkten sie ab und gingen wieder bergab.«
    Die sumpfige Stelle, an der die Hunde die Fährte verloren hatten, war mit Gras bewachsen und nicht sogleich als Sumpf zu erkennen gewesen. Die Kinder waren hindurchgeplatscht und dahinter auf ein paar Felsen gestoßen, die noch warm von der Sonne waren. Sie hatten sich in einem Felsspalt verkrochen, sich dicht aneinandergeku- schelt und waren eingeschlafen. Erst beim Morgengrauen wurden sie gefunden. Die Polizisten waren ein paarmal dicht an ihrem Versteck vorbeigegangen, ohne sie zu sehen. Und die Kinder hatten so fest geschlafen, daß sie das Rufen nicht gehört hatten. Erst als Jonny aufwachte und aus der Felsspalte kroch, entdeckte ihn einer der Männer.
    Nun, jetzt war alles vorüber. Susy aber fühlte sich wie zerschlagen und vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Bill sah sie scharf an, als er ins Badezimmer ging, um ein heißes Bad zu nehmen. »Du solltest auch ins Bett gehen,
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