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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt
Autoren: Helen D. Boylston
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ängstigen! Das ist ja lachhaft! Sieh dir Frau Barry an! Sie hat bestimmt die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Frau Barry liebt ihre Kinder wirklich!« Entsetzt über das, was sie gesagt hatte, warf sich Karla in einen Korbsessel und verbarg das Gesicht laut weinend in den Händen.
    Mona Stuart schossen Tränen in die Augen. Wortlos drehte sie sich um und ging mit zuckenden Schultern durch die Küche ins Wohnzimmer. Karla, die nichts davon bemerkt hatte, schluchzte hysterisch.
    Anne wollte zu ihr hinausgehen, aber Susy hielt sie zurück. »Laß! Ich werde ihr den Kopf zurechtsetzen.«
    »Du hast in dieser Nacht schon genug durchgemacht«, wandte Anne ein.
    »Darauf kommt es nun auch nicht mehr an.« Einen Augenblick blieb Susy an der Tür stehen und blickte auf die zusammengesunkene Gestalt im Korbsessel. Auch ihre eigenen Nerven waren aufs höchste gespannt; sie mußte achtgeben, daß sie nicht die Selbstbeherrschung verlor.
    Schließlich ging sie entschlossen auf Karla zu und packte sie an der Schulter. »Hör sofort auf zu heulen!«
    Karla hob den Kopf und sah sie erschrocken an.
    »Karla Stuart, wenn du mein Kind wärst, würde ich dich jetzt übers Knie legen und gehörig verhauen. Nein, ich will kein Wort von dir hören! Du bist ein albernes, selbstsüchtiges kleines Mädchen, das nichts außer sich selber kennt.«
    Karla erstarrte, während Susy fortfuhr: »Du hast eine gütige Mutter, die dich von Herzen liebt. Den ganzen Sommer hindurch hat sie versucht, es dir zu zeigen. Aber du warst viel zu sehr mit deinem eingebildeten Kummer beschäftigt, um es zu bemerken. Du hast sie zu Tode erschreckt und dann auch noch schwer gekränkt.«
    »Ich - hab’ - sie - gekränkt? Sie macht sich doch gar nichts aus mir.«
    »Sie sitzt im Wohnzimmer und weint.«
    »Mutter - weint? Oh, nein!« Karla sprang auf und lief zum Wohnzimmer. »Mutter!« hörte Susy sie rufen. »Liebe Mutter, verzeih.«
    Nach einer Weile ging Susy auf Zehenspitzen zur Tür und spähte ins Zimmer. Mona Stuart in dem fleckigen Malerkittel saß in einem Sessel und hielt ihr schönes, langbeiniges und tränenüberströmtes Kind im Schoß. Unbeholfen strich sie Karla, die den Kopf an ihre Schulter lehnte, über die schmutzige Wange und summte leise ein Wiegenlied.
    Susy wandte sich um, fiel Anne in die Arme und brach in Tränen aus.

 
     
Susy ist noch nicht zufrieden
    »Hallo!« meldete sich Susy am Telefon.
    »Hier Winslower Zeitung, Lokalnachrichten!« sagte eine weibliche Stimme. »Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten für mich, Frau Barry?«
    Susy wußte, daß die junge Journalistin fünfundzwanzig Cents für eine Zeile erhielt und daß sie das Geld brauchen konnte. »Leider nein«, antwortete sie bedauernd. »Wenn die Pfirsiche reif sind, werde ich ein paar Leute einladen, aber in dieser Woche gibt es eigentlich nichts Nennenswertes.« Doch als sie durch die offene Tür in den Garten blickte, hatte sie plötzlich einen Einfall. »Halt, warten Sie mal! Ich hab’ gerade ein paar Gäste zum Tee. Interessiert Sie das?«
    »Gewiß! Sagen Sie mir bitte, wer anwesend ist.«
    Nachdem Susy die Namen genannt hatte, legte sie schmunzelnd den Hörer auf. In der nächsten Nummer der Winslower Nachrichten würde nun folgende Notiz stehen: »Frau Susanne Barry, geb. Barden, Springdale, Montgomery-Weg, gab am Dienstag in ihrem Hause einen Tee. Anwesend waren —« Und es würde die volle Wahrheit sein. Nur mangelte es der Szene im Garten an der gelassenen Anmut, die man mit der Vorstellung eines Nachmittagstees verbindet.
    Am äußeren Rahmen war allerdings nichts auszusetzen. Über dem Garten lag flimmerndes Sonnenlicht. Hin und wieder löste sich ein gelbes Blatt von den Ulmen und schwebte auf die Erde hinab, während die Ahornbäume noch mit ihrem vollen grünen Blätterschmuck prunkten. In den Blumenbeeten leuchteten Ringelblumen und Zinnien, flammten stolze scharlachrote Gladiolen. Das Haus erstrahlte heiter und weiß; Türen und Fenster waren weit geöffnet, um die warme Luft einzulassen. Auf dem Rasen hatte man blaue Stühle um einen weißen Tisch gestellt, auf dem ein Milchkrug, eine Kanne mit eisgekühltem Tee und Platten mit Kuchen und Keksen standen. Aber Haus und Garten bildeten nicht den Hintergrund für das leichte Geplauder eines Nachmittagstees, sondern hallten von einem wahren Höllenlärm wider.
    Jonny, Jerry und die drei mittleren Bonneys spielten ein wildes Greifspiel, das hauptsächlich darin bestand, daß sie über den Rasen rannten und
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