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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt
Autoren: Helen D. Boylston
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leuchtende Augen an. Der Fünfjährige mit dem Gipsverband war nicht länger unruhig, und der Junge, der vorhin so apathisch auf die Wand gestarrt hatte, blickte neugierig zu ihr hinüber. Die Stationsschwester und Kit standen reglos an der Tür. Susy ging zu ihnen. Bevor sie den Saal verließ, drehte sie sich noch einmal um. »Auf Wiedersehen,
    Kinder!« rief sie. »Eßt recht viel zum Abendbrot und denkt immer daran, daß eure Mammi nachts bei euch ist.«
    »Auf Wiedersehen!« riefen die Kinder im Chor.
    »Das war wunderschön, Frau Barry!« sagte die Stationsschwester draußen auf dem Flur. »Sie sollten eine Kinderstation leiten.«
    »Praktisch leitet sie ja schon eine«, erwiderte Kit lachend, »in ihrem eigenen Haus.«
    »Aber es ist eine altmodische«, sagte Susy zufrieden.
    Susy lag schon in ihrem Schlafwagenbett, als sich der Mitternachtszug mit einem Ruck in Bewegung setzte. Sie hatte das Fenster geöffnet und sich vom Schaffner noch eine zweite Decke geben lassen, so daß sie frische Luft bekam und doch nicht zu frieren brauchte. Wohlig aufseufzend verschränkte sie die Hände unter dem Kopf und sah auf die vorbeifliegenden Lichter. Ihre Gedanken wanderten zu den Kindern. Sie freute sich auf daheim. Die Ferientage waren schön und erholsam gewesen, aber eigentlich fehlte ihr doch immer etwas, wenn die Kinder nicht bei ihr waren. Zärtlich dachte sie an die rothaarigen sommersprossigen Zwillinge, die sich äußerlich so sehr glichen, im Wesen jedoch ganz verschieden waren. Jonny war ruhig und geduldig, ein eifriger Handwerker und Bastler. Jerry dagegen wanderte meist unruhig umher und stellte oft Dummheiten an. Bettina hatte einen klaren unbestechlichen Verstand, aber ihre Stimmungen wechselten hundertmal am Tag. Sie war empfindsam, voller Zärtlichkeit und oft schwierig.
    Kurz vor dem Einschlafen fiel Susy ein, daß ihr Zug um sechs Uhr früh in Springdale eintraf. Armer Bill! Nun, er würde wohl nicht so unvernünftig sein, sie von der Bahn abzuholen. Aber freuen würde sie sich doch, wenn er es täte.
    Als sie am nächsten Morgen ausstieg, war kein Bill zu sehen. Der Zug fuhr weiter und ließ sie fröstelnd auf dem Bahnsteig zurück. Der Frühling in den Weißen Bergen ist rauh. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür des kleinen Stationsgebäudes, und ein Mann spähte hinaus. »Hallo, Frau Barry! Eben hat der Doktor angerufen. Ich soll Ihnen sagen, daß er gleich hier sein wird. Kommen Sie doch rein! Im Wartesaal ist geheizt. Der Wind geht einem ja durch Mark und Bein.«
    »Danke, Ezra, ich warte lieber draußen«, entgegnete Susy, die sich vor der stickigen Luft im Wartesaal scheute.
    Ezra brummte etwas und verschwand. Susy sah zu den weißen Häusern von Springdale hinunter, hinter denen sich die Berge auftürmten. Genießerisch sog sie die reine Schneeluft ein.

 
Wieder daheim!
     Nachdem sie dann ein paarmal auf und ab gegangen war und der eisige Wind sie ordentlich durchgepustet hatte, begann sie mit weniger Abscheu an den Wartesaal zu denken. Plötzlich blieb sie lauschend stehen. Motorbrummen näherte sich. Eine Wagentürknallte zu. Gleich darauf erschien Bill auf dem Bahnsteig. Er eilte auf sie zu und schloß sie in seine Arme.
    »Warum bist du so früh aufgestanden?« fragte sie.
    »Das hat seinen guten Grund. Ich wollte zur Abwechslung einmal nicht alle drei Kinder im Bett haben, ehe ich richtig wach bin. Wenn du zu Hause bist, ist es nicht so schlimm. Dann —«
    »Dann sind sie bei mir.«
    »Na ja, dazu bist du ja schließlich da!« Arm in Arm gingen sie zum Wagen.
    »Was machen die Kinder, Bill?«
    »Oh, sie machen sich. Jerry hat einen Skunk umarmt, Jonny hat sich die Augenlider mit rotem Nagellack angepinselt, und Bettina ist von einem Tier gestochen worden, das nach ihrer Beschreibung groß wie ein Haus war und einen donnerähnlichen Lärm gemacht hat.«
    »Wie ist Jerry denn zu dem Skunk gekommen?«
    »Das Stinktier hatte sich in einen leeren Mülleimer verkrochen, und da kletterte er zu ihm hinein und umarmte es zärtlich. Aber jetzt riecht er kaum noch.«
    »Ach, du lieber Himmel! Ich bin froh, daß ich wieder zu Hause bin.«
    »Das bin ich auch!«
    Nachdem sie schweigend durch den Ort gefahren waren, lenkte Bill den Wagen die Bergstraße hinauf.
    »Wie geht es Anne?«
    »Gut.«
    Susy hatte nur aus Anhänglichkeit gefragt und nicht etwa aus Sorge, daß ihre alte Freundin krank sein könnte. Anne besaß eine unverwüstliche Gesundheit. Nach Bettinas Geburt waren Susy und Bill in
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