Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
auf. Die Zwillinge liefen zum Haus. Susy holte ihren Nähkorb und nähte den abgerissenen Knopf an, während Jonny vor ihr stand. Nachdem Jerry ihr ein Weilchen zugesehen hatte, begann er unruhig zu werden. »Ich muß ins Badezimmer, Mammi.«
    »Dann geh doch!« sagte Susy.
    Jerry verschwand. Sie hörte ihn mit dem stampfenden Schritt der Vierjährigen die Treppe hinaufsteigen. Als er oben war, ging er jedoch am Badezimmer vorbei. Schon war ihm etwas anderes eingefallen, und er hatte sein ursprüngliches Vorhaben vergessen.
    Aus der Küche war Annes Stimme zu hören. »Tina! Steh mir doch nicht immerfort im Wege!« Dann folgte ein kurzer dumpfer Aufschlag. Kein Zweifel, ein Ei war auf die Erde gefallen. »Da haben wir die Bescherung!«
    »Oh, Anne!« rief Bettina unglücklich. »Ich wollte dich bestimmt nicht anstoßen.« Susy wußte, daß ihr Gesicht jetzt unendlich bekümmert aussah.
    »Nun, nun, deswegen geht nicht gleich die Welt unter!« sagte Anne beruhigend. »Wir wollen ein neues Ei holen, dann kannst du es aufklopfen.« Sie gingen über den Flur. Man hörte, wie die Kellertür geöffnet und zugeschlagen wurde.
    Plötzlich schrie Jerry wie am Spieß. Susy sprang auf, ließ Jonny mit der baumelnden Nadel an der Hose stehen und raste die Treppe hinauf. Schon hörte sie auch Bill rufen: »Susy! Jerry ist auf dem Dach!«
    Sie lief auf das offene Fenster zu, neben dem ein Gazefenster stand, und kletterte hinaus, die Augen ängstlich auf Jerrys Kopf am Rande des Daches gerichtet. Er hielt sich an der Dachrinne fest. Ein Bein lag auf der Rinne, das andere hing über einem Abgrund von etwa fünf Metern, unter dem sich die Steinstufen der Hintertür befanden. »Halt dich fest, Jerry!« sagte Susy. »Ich komme.«
    Das Dach war nur leicht geneigt, aber die Dachziegel fühlten sich feucht an, und als Susy einen Fuß hinaufsetzte, glitt sie aus. Kurz entschlossen setzte sie sich hin und schob sich langsam vorwärts. Ihr Herz schlug wie rasend, und in ihre Augen traten Tränen, als sie Jerrys ängstliches Gesicht sah. Vorsichtig rutschte sie über die glitschigen Dachziegel. »Bill!« rief sie. »Wo bist du?«
    »Direkt unter ihm. Hab keine Angst! Ich fange ihn auf, falls er fällt.«
    Nun waren Jerrys entsetzte Augen schon ganz nah. Susy streckte sich lang aus und packte seine Schulter. Er brach in Tränen aus.
    »Sei ruhig, Jerry! Ich halte dich fest.«
    »Versuch nicht, ihn hinaufzuziehen!« rief Bill von unten. »Sonst fallt ihr womöglich beide ’runter. Kannst du ihn festhalten, bis ich eine Leiter geholt habe?«
    »Ja. Beeil dich aber!« Bill rannte davon.
    »Mammi, mir ist kalt!« wimmerte Jerry.
    »Warte nur, Pa kommt gleich. Du mußt ganz still liegen.«
    Plötzlich hörte sie Jonnys Stimme hinter sich am Fenster. »Darf ich auch aufs Dach kommen, Mammi?«
    »Nein!« rief Susy streng.
    »Warum nicht? Jerry ist doch auch oben.«
    »Es geht nicht, Jonny. Ich erkläre es dir später. Jerry, du darfst dich nicht bewegen!«
    Kurze Zeit war alles still. Susys Hände begannen zu schmerzen. Wo Bill nur so lange blieb?
    »Du drückst mich so, Mammi!« jammerte Jerry.
    Susy lockerte ihren Griff ein wenig und blickte ängstlich auf das Rinneisen, das die Dachrinne hielt. Die Schrauben bewegten sich! Was sollte sie nur tun? Vergeblich tastete sie mit den Zehen nach einem Halt. Sie konnte nicht höher hinaufkriechen, ohne Jerry loszulassen. Er hatte seinen Kopf gegen ihren Hals gepreßt und wimmerte leise. Wo Bill nur blieb?
    »Kann ich helfen?« fragte eine Mädchenstimme von unten.
    Susy, die wie gebannt auf die sich lockernden Schrauben des Rinneisens gestarrt hatte, warf einen Blick hinunter. Dort stand ein fremdes Mädchen von etwa vierzehn Jahren.
    »Stell dich auf die Stufen und versuch ihn aufzufangen, falls er fällt«, sagte Susy. »Mein Mann holt eine Leiter. Er wird gleich hier sein.«
    Jerry drehte den Kopf, um zu sehen, mit wem Susy sprach. Es knackte verdächtig.
    »Lieg still!« schrie Susy und packte ihn fester.
    »Ich will auch aufs Dach!« brüllte Jonny.
    »Jonny!« rief Susy drohend. »Wenn du nicht sofort nach unten gehst, nehme ich dir deinen Werkzeugkasten fort.«
    Jonny schwieg erschrocken. Endlich kam Bill mit der Leiter, warf einen flüchtigen Blick auf das fremde Mädchen und stieg schnell hinauf. Schon erschien sein Kopf vor Susy, und er packte Jerry mit festem Griff. »Laß Mammi los, Jerry.«
    Jerry klammerte sich krampfhaft an Bill fest, der ihn vorsichtig hinuntertrug. Als er unten stand,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher