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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt
Autoren: Helen D. Boylston
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fragte er das Mädchen: »Wie heißt du?«
    »Karoline Stuart. Aber man nennt mich Karla.«
    »Ich heiße Jerry.« Er schlug einen Purzelbaum.
    »Der Schreck hat ihm nicht viel ausgemacht«, sagte Bill, halb zu sich und halb zu Susy.
    Susy bemerkte plötzlich, daß sie am ganzen Körper zitterte, und kletterte rasch die Leiter hinunter. Bill reichte ihr die Hand. Sie umklammerte sie bebend.
    »Nun, nun!« sagte er beruhigend. »Es ist ja vorüber.«
    »Aber es war furchtbar! Was machen wir bloß mit Jerry? Ich möchte ihn am liebsten verhauen.«
    »Er hat einen gehörigen Schreck bekommen. Schilt ihn tüchtig aus und befiehl ihm, das Fenster zu schließen. Das kann er schon. Ich wette, er klettert nie wieder aufs Dach. Natürlich werde ich jetzt auch das Gazefenster einsetzen.«
    »Bring aber erst die Leiter fort, sonst klettert Jonny womöglich noch hinauf, um zu sehen, wo Jerry gewesen ist.« Susy wandte sich zu dem fremden Mädchen um. »Möchtest du nicht ins Haus kommen?«
    »Ja, gern. Ich heiße Karla.«
    Erst jetzt sah Susy das Mädchen näher an. Es trug Hosen und eine kurze lose Jacke und war auffallend hübsch. Schimmerndes blondes Haar hing bis zu den Schultern herab und rahmte das feingeschnittene Gesicht ein. Die graugrünen, ein wenig schräg stehenden Augen wurden von langen dunklen Wimpern beschattet.
    Jerry starrte Karla hingerissen an. »Ich war auf dem Dach!« prahlte er.
    Das war zuviel für Susy, die noch innerlich zitterte. »Du ungezogener Bengel!« schrie sie zornig. »Wie oft habe ich dir gesagt, daß du nicht an ein offenes Fenster gehen sollst! Wenn du das noch einmal tust, kriegst du eine Tracht Prügel. Verstanden?«
    Jerry zog den Kopf ein. »Ja, Mammi«, murmelte er kleinlaut.
    »Jetzt gehst du nach oben und machst das Fenster zu. Daß du aber sofort wieder herunterkommst!«
    »Ja, Mammi.«
    An der Küchentür trafen sie Jonny. Karla sah erstaunt von ihm zu Jerry. »Ach, Zwillinge! Wie halten Sie die beiden nur auseinander, Frau Barry?«
    »Das weiß ich selber nicht«, antwortete Susy, die sich im stillen wunderte, woher das Mädchen ihren Namen kannte. »Zieh deine Jacke aus, Karla, und komm ins Zimmer. Jerry, geh nach oben und mach das Fenster zu.«
    Kaum hatten Susy und Karla sich ins Wohnzimmer gesetzt, kam Bettina hereingestürmt. »Ich bin mit Anne im Keller gewesen, Mammi«, begann sie eifrig zu erzählen. »Wir haben —« Sie brach ab und starrte Karla an.
    »Mammi und Jerry waren auf dem Dach!« rief Jonny, der es noch immer nicht verwinden konnte, daß man ihn nicht hinaufgelassen hatte.
    »Warum denn?« fragte Bettina erstaunt.
    »Jerry war durchs Fenster geklettert und wäre beinahe hinuntergefallen«, erklärte Susy. »Tina, dies hier ist Karla.« Karla lächelte Bettina zu, und plötzlich sagte Jonny: »Du siehst schön aus, Karla.«
    Das Lächeln verschwand von Karlas Gesicht. »Weißt du was?« sagte sie ablenkend. »Ich kann hübsche Boote schnitzen, die richtig
    segeln.«
    »Du siehst schön aus«, wiederholte Jonny, den die Segelboote im Augenblick nicht interessierten.
    Karla wandte sich von ihm ab. Plötzlich war ihr Gesicht so herb und verschlossen, daß Susy erschrak. Sie stand auf und ging in die Küche, um eine Erfrischung zu holen. Was mochte dem Kind fehlen? Die meisten Mädchen quälten sich in dem Alter mit Zweifeln wegen ihres Aussehens. Aber Karla war so auffallend schön, daß sie es selber wissen mußte. Was war mit ihr los? Warum diese Empfindlichkeit?
    Als Susy mit Milch und Kuchen ins Zimmer zurückkehrte, war auch Jerry wieder da, und Karla erzählte den Kindern eine Geschichte. Alle aßen und tranken mit Appetit. Susy freute sich an Karlas junger Schönheit inmitten ihrer fröhlichen und gesunden Kinder. Es war ein liebliches Bild.
    Endlich lehnte sich Karla gesättigt zurück. »Ich bin zum erstenmal in den Weißen Bergen«, sagte sie. »Es ist wunderschön hier.«
    Susy fragte sie, ob sie in Springdale zu Besuch sei.
    »Nein, wir sind hierhergezogen. Wir wohnen in dem Haus weiter oben mit den großen Weiden davor.«
    »Im Haus Irwin?«
    »Ja, Mutter hat es gekauft.«
    »Deine Mutter ist - Mona Stuart?« fragte Susy erstaunt. Sie hatte gehört, daß die Künstlerin nicht mehr jung sei und vor vielen Jahren ihren Mann verloren habe. Von einer Tochter hatte niemand etwas gesagt. »Ich wußte gar nicht —« Susy stockte etwas verlegen.
    »Sie wußten nichts von mir?« Karla lachte. »Mutter hat gewiß ganz vergessen, mich zu erwähnen. Das sieht
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