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Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Titel: Susanne Barden 05 - Jung verheiratet
Autoren: Helen D. Boylston
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verletzt hatte. Sie wußte seit langem, daß er operiert werden mußte. Er hing an ihr und würde sich nun wie ein Kind an sie klammern.
    Als Susy in ihr Büro zurückkehrte, wartete schon die Mutter eines kleinen Jungen, der in der Kinderabteilung lag, auf sie. Sie hatte zwei Dutzend frische Eier mitgebracht. Da die Leute in ärmlichen Verhältnissen lebten, konnten sie nichts für die Behandlung ihres Kindes bezahlen. Susy wußte wohl, daß die Frau die Eier nicht nur brachte, um den Kindern des Krankenhauses eine Freude zu machen, sondern vor allem aus dem Wunsch heraus, nicht völlig »freigehalten« zu werden. Sie bedankte sich mit warmen Worten für das Geschenk und unterhielt sich eine Weile mit der Frau.
    Endlich war sie wieder allein. Ihr Blick fiel auf eine kleine gerahmte Fotografie von Bill, die auf ihrem Schreibtisch stand, und sofort wanderten ihre Gedanken in die Vergangenheit zurück. Sie lächelte. »Der wichtigste Tag im Leben eines Mädchens«, sagte sie vor sich hin. »Und was für ein Tag!«

 
Der wichtigste Tag
    Susys kleines Büro verwandelte sich in ihr Schlafzimmer daheim bei ihren Eltern, und sie hörte so deutlich, als wäre es Wirklichkeit, die erregte Stimme ihrer Mutter rufen: »Susy, bist du noch nicht wach? Es ist herrliches Wetter. Du mußt aufstehen.«
    »Ja, Mammi.«
    Maxi, der kleine schwarzbraune Dackel, sprang aufs Bett. Er wedelte heftig mit dem Schwanz und trampelte fröhlich auf Susy herum. Sie drückte ihn zärtlich an sich. Dann schob sie ihn energisch beiseite und sprang mit beiden Beinen zugleich aus dem Bett.
    Etwas später öffnete sie zögernd die Tür zum Fremdenzimmer und spähte hinein. Auf dem Bett lag ihr Brautkleid ausgebreitet, ein Traum aus schimmernder weißer Seide und zarten Spitzen. Ihr Herz begann heftig zu klopfen, und eine Weile starrte sie reglos auf das duftige Gebilde. Doch plötzlich kam Bewegung in sie. »Nein, Maxi, das darfst du nicht!« Mit zwei Schritten war sie neben dem Bett und packte den kleinen Dackel, der gerade auf die seidene Unterwäsche springen wollte, die neben dem Kleid lag.
    Nun rief Marie, seit zwanzig Jahren Hausmädchen bei den Bardens, von unten: »Fräulein Susy, Ihr Frühstück wird kalt!«
    »Ich komme!«
    Das Telefon und die Türglocke klingelten gleichzeitig. Marie rannte keuchend hin und her. »So geht das nun seit sieben«, brummte sie gutmütig, als Susy die Tür zum Eßzimmer öffnete.
    Dr. Barden sah seiner Tochter lächelnd entgegen. »Nun, bist du bereit für den großen Tag?«
    Susy murmelte etwas, küßte ihn auf die Backe und setzte sich neben ihren Bruder Ted. »Wie fühlst du dich, Schwesterchen?« fragte er ein wenig verlegen.
    »Wie soll ich mich schon fühlen?« Susy goß sich Kaffee ein und durchflog ein paar Telegramme, die neben ihrem Teller lagen. »Ja, wie fühle ich mich eigentlich?« fragte sie sich verwirrt. »Mir ist, als schwebte ich. Alles erscheint mir so unwirklich. Ich muß mich zusammenreißen. Wenn Mammi doch hereinkäme und etwas Vernünftiges sagte!«
    Aber Frau Barden war mit den letzten Vorbereitungen für die Feier beschäftigt. Von draußen drangen allerlei beunruhigende Geräusche ins Zimmer. Um sich dadurch nicht aus der Fassung bringen zu lassen, begann Susy zu sprechen. Sie sagte, daß Bill nun schon mit Kit, Marianna und Anne unterwegs sein müsse. »Sie wollten um zehn Uhr hier sein. Wer wird denn Connie und Phil von der Bahn abholen?«
    »Ich«, sagte Ted.
    »Bills Bruder kommt mit demselben Zug. Gib acht, daß ihr euch nicht verfehlt.«
    »Gewiß, Schwesterchen.«
    Wieder klingelte es an der Haustür. Man hörte Maries Schritte in der Diele. Dann ertönten Stimmen.
    Ted sprang auf. »Tante Letti! Ich gehe in die Garage.« Damit floh er aus dem Zimmer.
    Susy und ihr Vater wechselten einen bangen Blick. Tante Letti, eine angeheiratete Tante, war der Familienschreck. Sie war groß und hager und machte fast immer ein beleidigtes Gesicht. Unter einem zaghaften und bescheidenen Gehabe verbarg sich eine eiserne Entschlossenheit, stets ihren Willen durchzusetzen.
    »Laß mich nicht allein, Pa!« flehte Susy.
    Beruhigend legte er ihr die Hand auf die Schulter. Das Klappern von hohen Absätzen näherte sich der Tür. Als Tante Letti eintrat, stand Dr. Barden auf und ging ihr entgegen.
    »Wie geht es dir, Theo?« fragte sie mit ihrer dünnen traurigen Stimme. Es klang, als läge er auf dem Totenbett. Ohne eine Antwort abzuwarten, hielt sie Susy ihre verwelkte Wange zum Kuß hin. Dann
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