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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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Menschen zum Spaß beschimpfen könnten. Gespannt wartete sie auf Kits Erwiderung. Aber diesmal wurde sie enttäuscht, denn Kit kam nach kurzem Zögern herauf und reichte Susy den Brief.
    Er war nicht von Bill. Susy blickte erschrocken auf die fremde Handschrift. War Bill etwas zugestoßen? Aus welchem Grund sollte ihr sonst jemand aus Springdale schreiben? Hastig riß sie den Umschlag auf und nahm ein paar eng beschriebene Blätter heraus. Als sie die Unterschrift las, entspannte sich ihr Gesichtsausdruck. »Ach, die hab ich ja ganz vergessen!«
    »Wen?« fragte Kit.
    »Anne Cooney.«
    »Wer ist denn das?«
    »Bills Haushälterin. Er meinte, es wäre gut, wenn ich ihr schriebe, und —« Susy vertiefte sich in den Brief. Rechts in der Ecke stand »Springdale N. H. 13. Januar«. Der Inhalt lautete:
    »Liebes Fräulein Barden! Vielen Dank für Ihren netten Brief, in dem Sie mich bitten, bei Ihnen zu bleiben, wenn Sie und der Doktor verheiratet sind. Ich glaube, wir beide werden gut miteinander auskommen. Und Sie brauchen natürlich eine Hilfe, wenn Sie mit dem Doktor zusammen arbeiten wollen, wie er mir sagte.
    Verzeihen Sie bitte, daß ich meine Nase ein wenig in Ihre Angelegenheiten stecke. Mein seliger Mann sagte immer, daß ich mich zu viel um anderer Leute Sachen kümmere. Er nannte es >Nasenkum- mer<, denn in den letzten Jahren seines Lebens war er ein bißchen verschroben. Aber ich finde, da Sie die Frau von Dr. Barry werden, müssen Sie Bescheid wissen. Hier ist nämlich nicht alles zum besten. Aber der Doktor kümmert sich nicht darum, weil er noch jung ist und nicht weiß, wie es auf dem Lande zugeht. Es sieht so aus, als ob jemand einen Groll gegen ihn habe. Er glaubt nicht daran und tut deshalb auch nichts dagegen, was nicht recht ist. Er hat mir erzählt, daß Sie aus einer kleinen Stadt stammen. Dann werden Sie auch wissen, daß solche Dinge in einem kleinen Ort schlimme Folgen haben können, wenn man sie nicht im Keim erstickt. Vielleicht können Sie ihm das klarmachen.
    Schon zweimal sind die Fensterscheiben des Sprechzimmers eingeschmissen worden, und einmal hat jemand die Wagenreifen zerschnitten. Gestern, als der Doktor die beiden Typhuskranken besuchte, von denen er nicht weiß, wo sie sich angesteckt haben, was ja eigentlich jetzt auch egal ist, da hat einer in großen Buchstaben >Quacksalber< auf seine Wagentür geschmiert. Es kann einen wahrhaftig rasend machen nach allem, was er für die Leute hier getan hat, nachdem sie jahrelang nur Dr. Kendel hatten, der schon so alt war, daß man ihn stützen mußte. Wenn jemand ernstlich krank war, mußte er sich auf Gott verlassen. Sie sollten dankbar sein, daß sie einen netten jungen Doktor bekommen haben. Aber nein!
    Sagen Sie Doktor Barry bitte nicht, daß ich Ihnen von diesen Sachen geschrieben habe. Ich dachte, wenn Sie es wissen, können Sie es irgendwie aus ihm herausbekommen und ihm dann zureden, es mehr zu beachten. Jetzt will ich endlich schließen. Ich wünsche Ihnen viel Glück! Ihre Anne Cooney.«
    Susy hatte beim Lesen ein paarmal laut aufgelacht, aber zum Schluß war sie recht ernst geworden. Ihre Augen kehrten zu dem Satz zurück: »Es sieht so aus, als ob jemand einen Groll gegen ihn habe.« Natürlich durfte Bill diese Angriffe nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nun, vielleicht steckte auch nichts weiter dahinter, und Frau Cooney machte aus einer Mücke einen Elefanten. Auf jeden Fall muß ich mit Bill darüber sprechen, dachte Susy. »Nasenkummer«, sagte sie lachend.
    »Brauchst du ein Taschentuch?« fragte Kit.
    »Nein, danke. Hier, lies mal!« Susy reichte ihr den Brief, zog die Bettdecke dichter um sich herum und schlang die Arme um ihre Knie.
    Kit setzte sich auf das Fußende des Bettes und las den Brief laut vor. »Der ist ja reizend geschrieben«, sagte sie, als sie zu Ende war. »Mit Mama Cooney wirst du dich bestimmt nicht langweilen. Aber was für mysteriöse Dinge gehen denn da vor?«
    »Keine Ahnung! Na, ich werde es schon rauskriegen. Vielleicht sind es nur dumme Streiche von Dorfkindern. Allerdings kann ich mir nicht recht vorstellen, daß Kinder sich so etwas ausdenken.«
    »Nein. Aber das mit den Typhusfällen ist doch sonderbar. Daß Bill nicht entdeckt hat .«
    »Was will Bill ‘rausbekommen?« fragte Marianna plötzlich.
    »Er will herausbekommen, woher die Kranken den Typhus haben«, erklärte Susy.
    »Damit macht er sie doch nicht gesund.«
    »Er will verhindern, daß noch mehr Leute krank werden.«
    »Aber
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