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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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Schopf aus. Der Tisch, auf dem die Mädchen ein kaltes Büfett angerichtet hatten, war umlagert. Neben der Tür, die in den kleinen Garten hinausführte, stand Sergeant O’Day. In Zivil wirkte er noch gewaltiger als in Uniform. Zärtlich blickte er auf Susy hinunter, die vor ihm stand. Seine tiefe dröhnende Stimme übertönte das Geplauder der übrigen Gesellschaft.
    Marianna drängte sich zu den beiden hin, ohne die neugierigen Blicke der Schwestern zu beachten, die ihre Geschichte kannten. Sie blieb hinter Susy stehen und wartete eine Gesprächspause ab, den kleinen harten Ring fest in der Faust haltend.
    »Nun verlassen Sie mich also um eines hübscheren Mannes willen«, sagte der Sergeant. »Ich werd’ Sie vermissen - die roten Locken zwischen all den grauen Häusern, das blaue Kleid mit einem Schwanz von Kindern hinten dran wie so’n Drachenschweif.«
    »Wenn ich Ihre Gefühle früher gekannt hätte, wäre ich selbstverständlich hiergeblieben«, spöttelte Susy. »Nichts auf der Welt hätte mich von Ihrer Seite reißen können.«
    Der Sergeant lachte dröhnend. »Einem alten Mann weismachen zu wollen, daß er noch Chancen hat! Ihr junger Doktor kann sich beglückwünschen. Aber warum schleppt er Sie so weit fort? Ist er vom Lande?«
    »Nein, er hat die meiste Zeit seines Lebens in der Stadt verbracht.«
    »Was will er denn jetzt plötzlich da oben in den Bergen?«
    »Er findet, daß in der Stadt zu viele Ärzte sind und auf dem Land zu wenige. Er liebt die Menschen. Als Landarzt kommt er mehr an sie heran. Und als einziger Arzt in einer Gemeinde kann er viele Erfahrungen sammeln.«
    »Er ist wohl sehr ernst?«
    »Ja, zu ernst, finde ich manchmal - aber lieb.«
    »Sie werden schon dafür sorgen, daß der Himmel nicht zu düster ist.« Er senkte ein wenig die Stimme. »Entschuldigen Sie die Frage - werden Sie einen Haufen Verwandte hinzubekommen?«
    Marianna trat ungeduldig von einem Bein aufs andere, wagte die beiden jedoch nicht zu unterbrechen.
    »Nein«, antwortete Susy. »Bills Mutter lebt nicht mehr. Sein Vater ist Universitätsprofessor. Und dann ist da noch ein jüngerer Bruder, der Kinderlähmung hat, aber sehr gescheit ist. Ich kenne die beiden noch nicht, denn Bills Vater ist als Austauschprofessor im Ausland, und Eliot ist bei ihm. Aber im Sommer kommen sie zurück.«
    »Soso, dann haben Sie ja nicht viel .«
    »Susy!« fiel Marianna ihm nun entschlossen ins Wort. »Susy, sieh doch!« Sie hielt ihr die flache Hand hin. Der Ring blitzte auf, als Susy ihn ergriff und an den Finger steckte. »Danke, Marianna! Wo war er denn bloß?«
    »In deiner Manteltasche.«
    Sergeant O’Day beugte sich ein wenig vor. »Hatten Sie etwa Ihren Verlobungsring verloren?«
    »Ja, aber nicht für lange - dank Marianna.«
    Der Sergeant wurde ernst. »Nehmen Sie sich in acht, Mädchen!« sagte er leise. »Es bedeutet nichts Gutes .«
    »Das hab ich auch schon gesagt«, fiel Marianna ein.
    Susy lachte, obwohl ihr ein wenig unbehaglich zumute war. »Sind Sie etwa auch abergläubisch, Sergeant?« fragte sie, die kleine Mißstimmung von sich abschüttelnd. »Es ist schon schlimm genug, daß Marianna hier herumunkt und den Teufel an die Wand malt.«
    »Da gibt es nichts zu lachen!« sagte der Sergeant. Dann errötete er und lächelte verlegen. »Na ja, im Grunde glaub ich ja auch nicht dran. Kommen Sie, Mädchen, man will Sie sehen. Es geht irgend etwas vor.«
    Im Zimmer machte sich eine allgemeine Bewegung bemerkbar. Alle Anwesenden blickten zu Susy hin. »Was ist denn ...« begann sie verwirrt.
    »Los - gehen Sie nach vorn, wo man Sie sehen kann!« Der Sergeant schob sie in die Mitte des Zimmers, und plötzlich stand sie Fräulein Firrell gegenüber. Die Gäste wichen zur Seite, so daß ein freier Platz um die beiden entstand. Einige, die gegessen hatten, standen auf; andere, die gestanden hatten, setzten sich hin. Fräulein Firrell wartete, bis Ruhe eingetreten war. Dann lächelte sie Susy zu und sagte:
    »Fräulein Barden hat wahrscheinlich schon sehr viele Glückwünsche zu ihrer bevorstehenden Heirat bekommen. Ich will das Maß daher nicht übervoll machen. Sie weiß gewiß auch ohne Worte, wieviel Glück wir alle ihr wünschen.«
    Sie wurde durch zustimmendes Händeklatschen unterbrochen. Susy errötete ein wenig. Doch hatte sie sich von ihrer ersten Überraschung erholt und stand ernst und gefaßt im Kreis ihrer Freunde. Sie sah jünger als dreiundzwanzig und fast ein wenig zerbrechlich aus. Ihr rotes Haar und das
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