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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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wie ...«
    »Hör zu, Marianna! Man bekommt Typhus nur durch etwas, was man ißt oder trinkt, nicht etwa durch Einatmen oder dadurch, daß man in der Nähe eines Typhuskranken ist. Der Bazillus muß sich in einem Nahrungsmittel befunden haben, im Wasser oder in der Milch, und Bill will nun herausbekommen in welchem. Ich würde mir zwar nicht kaltes Wasser oder Milch als Aufenthaltsort aussuchen, wenn ich eine Familie aufziehen wollte, aber die Typhusbazillen finden gerade das ideal.«
    »Aber die Leute haben doch schon Typhus!«
    »Gewiß. Aber andere Leute könnten sich aus derselben Quelle anstecken, und dann gibt es eine Epidemie.«
    »Ach!«
    »Bill hat es nicht leicht«, fuhr Susy fort. »Die beiden Kranken sind aus derselben Familie - eine Großmutter und ein Mädchen von zehn Jahren. Die Infektion muß ins Haus gebracht worden sein, denn die Großmutter geht niemals aus. Bill hat das Brunnenwasser untersucht, aber nichts gefunden. Ihre Milch beziehen die Leute aus der Meierei. Er hat auch die Milch untersucht und auch die Fahrer und die Männer, die die Milch austragen; denn es hätte ja ein Bazillenträger unter ihnen sein können.«
    »Was ist ein Bazillenträger?«
    »Eine Dauerwohnung für Typhusbazillen, ein Mensch, der Typhus gehabt hat und Bazillen mit sich herumträgt, auch wenn er längst wieder gesund ist. Das kommt allerdings nur selten vor.«
    »Aber wenn er nicht davon krank wird .«
    »Versteh doch!« sagte Susy geduldig. »Wenn der Mensch mit den Bazillen sich nicht sehr sauber hält, kann er andere anstecken. Kommt er nicht mit der Nahrung anderer Menschen in Berührung, so ist alles gut, aber sonst .«
    »Ach herrje!« rief Marianna. »Warum untersuchen die Ärzte dann nicht, ob ein Mensch noch Bazillen hat, wenn er wieder gesund ist?«
    »Das tun sie ja. Aber es kann doch vorkommen, daß jemand zu arm ist, um sich einen Arzt nehmen zu können - oder er traut Ärzten nicht oder ist nicht sehr krank und ruft daher gar keinen. Man braucht bei Typhus nicht schwer krank zu sein. Dann weiß überhaupt niemand, daß er Typhus gehabt hat.«
    »Vielleicht hat das Kind die Großmutter angesteckt.«
    »Ja, das wäre möglich. Aber man weiß es nicht.«
    »Wissen die beiden nicht mehr, was sie an dem Tage gegessen haben, als sie sich ansteckten?«
    »Sie wissen ja gar nicht, an welchem Tag das war. Typhus zeigt sich erst eine Woche nach der Ansteckung, ja, oft sogar erst nach drei Wochen, je nach der Widerstandsfähigkeit des Menschen.«
    »Wer hat es zuerst gehabt?«
    »Das weiß ich nicht, aber es spielt auch keine Rolle. Man kann daraus nicht schließen, wer den andern angesteckt hat. Vielleicht haben sich beide an demselben Tag aus derselben Quelle infiziert. Kein anderes Familienmitglied hat jemals Typhus gehabt, und bei keinem sind bis jetzt irgendwelche Anzeichen für Typhus zu bemerken. Bill ist schon ganz verzweifelt, weil er mit der Sache nicht weiterkommt.«
    »Wenn nicht mehr Leute krank geworden sind, braucht er sich
    doch nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    »Himmel, Marianna!«
    Kit sah nach der Uhr und stand auf. »Erspar dir den Typhus für ein andermal, Susy. Jetzt mußt du packen. Ich werde dir helfen, wenn du willst. Ja, ich werde sogar hinunterlaufen und Frühstück machen.«
    Susy sah sie mißtrauisch an. »Habe ich recht gehört? Du willst Frühstück machen?«
    Kit, die bereits an der Tür war, drehte sich um. »Liebe macht blind, aber nicht schwerhörig!« Ehe Susy eine passende Antwort finden konnte, war sie verschwunden. Marianna folgte ihr.
    Allein gelassen, zog sich Susy trödelnd an. Sie wußte, daß sie sich beeilen mußte, denn es gab noch viel zu tun. Aber mit jedem Kleidungsstück, das sie anlegte, schien ihr der Augenblick des Abschieds näherzurücken, der endgültige Bruch mit ihrem bisherigen Leben und mit allem, was ihr dieses Leben wert gemacht hatte - mit Freundschaft, mit der Arbeit. Zwar würden Kit und Marianna später wieder in ihrer Nähe sein. Aber dann war doch alles ganz anders; dann war sie verheiratet. Wenn sie erst einmal im Zuge saß, würde sie vorwärts sehen anstatt zurück; das wußte sie, weil es immer so gewesen war. Aber jetzt, in letzter Minute, fiel es ihr schwer, sich von allem Vertrauten loszulösen.
    »Ich bin genauso wie John Mackin«, dachte sie lächelnd. Der kleine John war früher einmal Susys Patient gewesen. Er hatte wie am Spieß geschrien und wild um sich geschlagen, als er von seiner Mutter ins Krankenhaus gebracht worden war. Die
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