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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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gefällt mir nicht.«
    Es war kurz nach dem Mittagessen. Susy, die am Abend vorher und den ganzen Vormittag über erzählt hatte, lehnte sich behaglich zurück und sah sich im Eßzimmer um. Es ist sonderbar, wie ganz anders man die Dinge ansieht, wenn man älter wird, dachte sie. So bemerkte sie heute zum erstenmal mit Bewußtsein, wie wohltuend dieser ihr doch von alters her vertraute Raum wirkte, wie schön die alten Möbel waren, wie harmonisch sie im Raum standen. Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte, daß sie und Ted die Mutter oft wegen ihrer Vorliebe für Antiquitäten geneckt hatten, daß sie sich über die vielen kleinen Knöpfe und Verzierungen beklagt hatten, die ihre ungeschickten Hände so leicht abbrachen, und wie sich Susy immer beim Staubwischen über das reiche Schnitzwerk geärgert hatte. Jetzt gingen ihr plötzlich die Augen dafür auf, wie schön diese Sachen waren. Mutter ist in ihrer Art eine Künstlerin, dachte sie.
    Zärtlich gingen ihre Blicke zwischen den Eltern hin und her. Während Dr. Barden seinen Kaffee austrank, sah er ein wenig geistesabwesend aus dem Fenster. Seine Haare waren schlohweiß und begannen sich zu lichten. Um die Augen herum lag ein Kranz feiner Fält- chen. Susy spürte einen leisen Stich im Herzen. Pa durfte doch noch nicht alt werden! Aber er wurde alt.
    Frau Barden hatte sich seit vielen Jahren kaum verändert. Ihr Haar war schon so lange weiß, daß Susy dies nicht als Zeichen zunehmenden Alters erschien. Auch war die Mutter immer rundlich und würdevoll gewesen und hatte immer diese runden Kinderaugen gehabt - die Augen eines kleinen Mädchens, das erstaunt ist, sich plötzlich erwachsen zu finden. Ob es ihr nicht manchmal sonderbar vorkam,
    nun zwei große Kinder zu haben? Teds Platz am Eßtisch war leer. Er befand sich im Internat und wollte erst zu Susys Hochzeit nach Hause kommen. Die Mutter hatte sich offenbar gerade in Gedanken mit der Hochzeit beschäftigt.
    »Hör mal, Susy«, sagte sie, während sie ein Brotkrümchen vom Tischtuch nahm und es auf ihren Teller legte, »könntest du nicht endlich den Tag festsetzen? Du hast ja keine Ahnung, wieviel es vorher noch zu tun gibt, besonders da alles so plötzlich kommt. Wir müssen Einladungen verschicken. Das Kleid deiner Großmutter muß in Ordnung gebracht werden.«
    »Ja, ja, ich weiß. Es hängt ganz davon ab, wann Bill einen Vertreter bekommen kann. Er wird .«
    Das Telefon in der Diele schrillte.
    »Das ist Bill!« rief Susy mit leuchtenden Augen und lief aus dem Zimmer.
    Dr. Barden zwinkerte seiner Frau zu, und sie lächelte verständnisvoll.
    Draußen hob Susy den Hörer ab und setzte sich gespannt auf eine Stuhlkante. »Hallo?«
    Einen Augenblick war alles still. Dann sagte eine weibliche Stimme: »Springdale verlangt Fräulein Susanne Barden.«
    »Am Apparat!« Susy lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Neben ihren Mundwinkeln erschienen ein Paar Grübchen. »Hier kommt Ihr Gespräch!« hörte sie. »Bitte sprechen Sie!«
    »Hallo!« meldete sie sich wieder.
    »Hallo, Darling!« rief Bill fröhlich. Nach diesem Telefongespräch sollte eine lange Zeit vergehen, ehe Susy wieder einen so fröhlichen Ton in seiner Stimme hörte.
    Sie lächelte verschmitzt. »Guten Tag, Dr. Berry! Ist das eine Art, Ihre zukünftige Fürsorgeschwester zu begrüßen?«
    »Nun, es gibt Frauen, die so etwas mögen. Sag, kannst du es ertragen, mich zu sehen?«
    »Ich werd’ es versuchen. Wann willst du kommen?«
    »Am Samstag abend - falls die Straßen nicht zu sehr vereist sind.«
    »Sei bitte vorsichtig, Bill!«
    »Darling - sorgst du dich etwa um mich?«
    Vor Susys Augen erschienen alle Unglücksfälle, die sie jemals gesehen hatte. »Keine Spur!« entgegnete sie ein wenig unsicher.
    »Ach, Darling, verzeih, daß ich von vereisten Straßen rede! Ich wollte dich nur darauf vorbereiten, daß es unter Umständen spät werden kann. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben.« Als keine Antwort kam, fügte er hinzu: »Ich verspreche dir, ohne die kleinste Schramme vor dir zu erscheinen.«
    »Sei bitte vorsichtig! Ich möchte dich mit heilen Knochen wiedersehen. Mir fällt nämlich gerade ein, daß ich dich heiraten möchte. Ein ganz plötzlicher Einfall!«
    »Wie gefällt er dir?«
    »Wie findest du ihn denn?«
    »Soll ich es wirklich am Telefon sagen? Vielleicht hört die Telefonistin mit.«
    »Laß nur, es hat Zeit«, antwortete Susy hastig. Dann fragte sie tastend: »Ist bei euch alles in Ordnung,
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