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Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich

Titel: Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
Autoren: Meg Cabot
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leider komplett verschwendet,
meistens jedenfalls. Kein Wunder, dass er kein bisschen in mich verliebt war.
    »Du hast also die Geister-Gerüchteküche brodeln gesehen?«, sagte ich seufzend.
    Jesse fing immer wieder irgendwelche News auf, die durch die spektrale Welt kursierten - Sachen, die meistens gar nichts mit ihm zu tun hatten, aber am Ende irgendwie mit mir, und zwar auf eine höchst lebensbedrohliche oder zumindest widerliche Art und Weise. Als er das letzte Mal »ein paar Sachen gehört« hatte, war ich zum Schluss fast von einem psychotischen Immobilien-Magnaten getötet worden.
    Das erklärt vielleicht die Tatsache, dass mein Herz nicht gerade Freudensprünge machte, wenn Jesse verkündete, ihm wäre was zu Ohren gekommen.
    »Es gibt da ein paar Neuzugänge«, sagte er und streichelte Spike weiter. »Junge Leute.«
    Ich hob in Erinnerung an die Geister im Jimmy’s eine Augenbraue. »Und?«
    »Sie sind auf der Suche«, sagte Jesse.
    »Ja, ich weiß. Nach Bier«, entgegnete ich.
    Jesse schüttelte den Kopf. Sein Blick wirkte abwesend, und er schien nicht mich anzuschauen, sondern an mir vorbei zu etwas hin, was ganz weit hinter meiner rechten Schulter lag.
    »Nein, nicht nach Bier«, sagte er. »Sie suchen jemanden. Und sie sind sehr zornig.« Plötzlich konzentrierten sich seine dunklen Augen wieder auf mich. »Wirklich sehr zornig, Susannah.«

    Sein Blick war so eindringlich, dass ich die Augen senken musste. Bei Jesses Augen konnte man übrigens oft gar nicht sagen, wo die Pupille endete und die Iris begann, weil sie so dunkelbraun waren. Das machte mich echt kirre. Genauso kirre wie die Tatsache, dass er mich immer bei meinem vollen Vornamen nannte: Susannah. Außer ihm und Pater Dominic machte das kein Mensch.
    »Zornig?« Ich starrte auf mein Geometriebuch. Die Teenager, die ich getroffen hatte, hatten kein bisschen zornig ausgesehen. Verängstigt vielleicht, nachdem ihnen klar geworden war, dass ich sie sehen konnte. Aber nicht zornig. Bestimmt meint er irgendwelche anderen Leute, dachte ich.
    »Okay, ich werde die Augen offen halten«, sagte ich. »Danke.«
    Jesse sah aus, als wollte er noch etwas sagen, aber plötzlich drehte Gina sich zu mir herum, hob den Kopf und blinzelte mich an.
    »Suze?«, sagte sie verschlafen. »Mit wem redest du denn da?«
    »Mit niemandem«, sagte ich und hoffte, sie würde das schlechte Gewissen nicht aus meiner Stimme raushören. Ich log sie nur ungern an. Schließlich war sie meine beste Freundin. »Wieso?«
    Gina stemmte sich auf die Ellbogen hoch und starrte Spike an. »Das ist also der berühmte Spike, von dem deine Brüder mir schon so viel erzählt haben? Oh Mann, ist der hässlich.«
    Jesse, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte, runzelte
empört die Stirn. Spike war sein Baby, und dass jemand sein Baby »hässlich« nannte, ging ihm eindeutig gegen den Strich.
    »So übel ist er doch gar nicht«, sagte ich in der Hoffnung, dass Gina den Wink verstehen und die Klappe halten würde.
    »Bist du auf Crack oder was?«, sagte Gina. »Also erstens hat er nur ein Ohr.«
    Plötzlich begann der große, goldgerahmte Spiegel über meinem Schminktisch zu wackeln. Das tat er immer, wenn Jesse wütend wurde - richtig wütend.
    Doch das konnte Gina natürlich nicht wissen. Fasziniert starrte sie den Spiegel an. »Hey!«, schrie sie. »Schon wieder eins!«
    Sie meinte »schon wieder ein Erdbeben«. Aber leider war es schon wieder kein Erdbeben - sondern nur Jesse, der Dampf abließ.
    Auf einmal flog ein Fläschchen Nagellack, das Gina auf dem Schminktisch stehen gelassen hatte, quer durchs Zimmer und landete unter Missachtung aller physikalischer Gesetze mit dem Boden nach oben in dem Koffer, den sie neben dem Fußende des Gästebettes abgestellt hatte.
    Überflüssig zu erwähnen, dass die Nagellackflasche - die Farbe hieß »Smaragdgrün« - keinen Deckel drauf hatte. Und dass ihr Inhalt sich auf die Klamotten ergoss, die Gina noch nicht ausgepackt hatte.
    Gina kreischte auf, schleuderte die Decke beiseite und hechtete zu Boden, um zu retten, was zu retten
war. Während ich Jesse einen ausgesprochen wütenden Blick zuwarf.
    »Schau mich nicht so an, Susannah«, sagte er nur. »Du hast doch gehört, was sie über ihn gesagt hat.« Er klang gekränkt. »Sie hat gesagt, er sei hässlich.«
    »Ich sage doch auch ständig, dass er hässlich ist, aber mir hast du so was noch nie angetan«, knurrte ich leise.
    Er hob die Augenbraue, die von der kleinen Narbe durchzogen wurde.
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