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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen
Autoren: Rosarot in Seattle
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Gestaltung der Wände frei entscheiden lassen. Die alte Dame hatte Poppy sogar erlaubt, die Vorhänge für die Fenster auszusuchen, an denen jahrzehntelang schwere lichtundurchlässige Stoffe gehangen hatten. Doch das war nichts im Vergleich zu der Aufgabe, gleich einen kompletten Umbau zu leiten.
    „Oh, mein Gott.“ Mitten im Flur blieb Poppy stehen. „Das ist es.“
    Sie zerrte ihr Handy aus der Handtasche. Während sie die Treppe hinunter und aus dem Haus stürmte, drückte sie auf die Schnellwähltaste. „Ich hab’s endlich kapiert“, schrie sie auf dem Weg zum Auto ins Telefon. Sie klemmte das Handy unters Kinn und stolperte fast über eine Steinplatte, die von der Wurzel einer alten Douglastanne aufgesprengt worden war.
    „Ich habe Miss A.’s Bitte viel zu kompliziert interpretiert. Ich dachte, dass sie mein Talent total überschätzt hat und wollte, dass ich mich wie eine grandiose Innenarchitektin aufführe.“
    „Du könntest das“, versicherte ihr Ava.
    „Du bist eine wahre Freundin, und dafür liebe ich dich. Aber ich entwerfe Menütafeln und gelegentlich Grußkarten“, lachte Poppy.
    „Von denen Shoebox eine genommen hat!“
    Das war ein riesiger Glücksfall gewesen, den Poppy noch immer kaum fassen konnte. Seitdem musste sie sich nicht mehr jeden Monat krumm machen, um die Miete zu bezahlen. „Aber, seien wir ehrlich, ich nehme jeden noch so simplen Auftrag an, den ich an Land ziehen kann. Und ich habe mir ein paar Zuschüsse zusammengebettelt, um unterprivilegierten Schülern Lust auf Kunst zu machen. Aber ich bin keine Innenarchitektin, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Sie grinste wie eine Geistesgestörte. „Aber gerade habe ich kapiert, dass Miss A. das auch gar nicht meinte. Jane hat schon im Herbst versucht, mir das klarzumachen, aber damals bin ich gleich die Palme hochgegangen, weil ich dachte, sie wollte die Vereinbarung mit den Kavanaghs abblasen. Darum hab ich gar nicht richtig hingehört. Nun denke ich, Miss A. wollte von mir nur das, worum ich sie die ganzen Jahre sowieso gebeten habe – dass ich diese ganzen entsetzlichen Vorhänge runterreiße, die das Licht aussperren, die Wände und Fenster frisch streiche und vielleicht ein paar der hübscheren Möbel und Dekorationen drinlasse.“
    „Das klingt vernünftig. Aber, Mädchen, stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du hast nämlich schon viel mehr getan. Du hast die Kavanaghs gefunden und einen Spitzenpreis ausgehandelt, weil sie sich davon einen Imagegewinn für die Firma erhoffen. Außerdem bist du diejenige, die sich um den Großteil der Rechnungen kümmert – obwohl du eigentlich am liebsten nur mit deinen Jugendlichen arbeiten würdest.“
    Poppy fielen die drei Jungs ein, mit denen sie nun doch nicht zusammenarbeiten würde. Prompt musste sie an de Sanges denken, was sie, um ehrlich zu sein, viel zu oft in den vergangenen eineinhalb Wochen getan hatte.
    Energisch hob sie das Kinn und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Nun, damit war jetzt Schluss, und zwar von diesem Moment an.
    „Du musst an sie denken, oder?“, fragte Ava.
    Wieder stolperte Poppy. „Wie?“
    „An die Jungs, die der Cop als Schwerverbrecher hingestellt hat. Du denkst an sie.“
    „Ah, ja.“ Doch leider nicht so sehr wie an den Mann selbst.
    „Der Scheißkerl“, fluchte Ava.
    Exakt ihr Gedanke. Poppy wünschte nur, sie könnte ihn aus ihren Gedanken verbannen, seinen Anblick, seinen großen, schlanken Körper, vollgepumpt mit sexueller Energie.
    Als sie ihren Wagen erreichte, verabschiedete sie sich von Ava, schleuderte ihre Tasche auf den Rücksitz und fuhr nach CD.
    Wie in vielen Teilen Seattles wurde auch im Central District überall gebaut. Das Gesicht der Stadt veränderte sich vollkommen. Doch diese Gegend verwandelte sich am stärksten. Denn trotz der ohnehin schon dichten Bebauung schössen hier weiterhin neue Häuser aus dem Boden. Im letzen Jahrzehnt war aus der afrikanisch-amerikanischen Nachbarschaft eine angesagte Multikulti-Gegend geworden – eine Veränderung, die die Mieter, die hier am längsten wohnten, nicht gerade mit Begeisterung aufnahmen.
    Auf dem Parkplatz des Gemeindehauses in East Cherry lud Poppy ihre Staffeleien und Malutensilien aus. Bis sie alle Sachen aus dem Wagen geladen hatte, musste sie mehrmals zwischen dem Parkplatz und dem Raum, den die Gemeinde ihr zur Verfügung gestellt hatte, hin- und herwandern.
    Da sie früh dran war, begann sie, die Staffeleien aufzustellen und Stifte,
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