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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen
Autoren: Rosarot in Seattle
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und sie hatte keine Ahnung, was sie als Nächstes tun sollte. Sie sah sich um und versuchte, eine Vorstellung von dem Raum zu bekommen.
    Das war gar nicht so einfach, da sich in dem quadratischen Betonbau reihenweise Kartons fast bis zu den Stahlträgern der Decke stapelten.
    Während sie noch dastand und überlegte, wo sie zuerst nach Cory suchen sollte, hörte sie auf einmal ein leises Murmeln. Entweder sprach ein Mann oder ein Radio spielte. Jedenfalls kam es vom anderen Ende der Halle. Nervös umklammerte sie das Pfefferspray, schlüpfte durch einen schmalen Durchgang zwischen den Kartons und versuchte, dem Gemurmel näher zu kommen, ohne selbst ein Geräusch zu machen.
    Ihr Herz hämmerte schon jetzt wie ein Presslufthammer. Und sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn Arturo plötzlich am anderen Ende des Durchgangs auftauchen würde. Nichts Hilfreiches, vermutete sie. Wenn sie nicht an Herzversagen sterben würde, dann im Kugelhagel seiner Pistole.
    Bei dieser Vorstellung erstarrte sie einen Moment, bevor sie sich zwang weiterzugehen. Natürlich hatte Arturo eine Waffe – er war ein Verbrecher, Herrgott noch mal. Doch ohne diese mafiaartigen Vorstellungen, die ihre Gedanken gerade bevölkerten, würde sie sich deutlich besser fühlen.
    Na und? Schließlich hatte sie keine Wahl. Sie konnte sich nicht einfach aus dem Staub machen und Cory sich selbst überlassen. Natürlich war es dumm gewesen, nicht auf Jason zu warten. Andererseits würde sie morgens nicht mehr in den Spiegel sehen können, wenn dem Kind etwas passierte und sie nichts unternommen hätte, um zu helfen.
    Und, hey, die gute Nachricht war, dass sie das Ende des Durchgangs ohne Zwischenfall erreicht hatte. Es war immer schön, wenn zumindest eine Sache glattlief.
    Auch wenn sie das umgehend mit einem anderen Problem konfrontierte.
    Finster starrte sie eine weitere, hoch aufragende Wand aus Kartons an, diesmal im rechten Winkel zu dem Durchgang, den sie gerade hinter sich gelassen hatte. Was war das hier eigentlich, ein verdammtes Labyrinth?
    Mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen baute sie im Geist einen Safe für ihren Stress – so, wie Tante Sara es ihr vor langer, langer Zeit in der Kommune beigebracht hatte.
    Gute Ratschläge funktionierten offenbar auch nach Jahren noch. Falls sie hier lebendig rauskam, musste sie sich unbedingt bei der älteren Frau bedanken. Jetzt fühlte sie sich ruhiger und kontrollierter. Sie drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam und schlich weiter.
    „... wirst du wahrscheinlich nicht glauben“, hörte sie, als sie sich dem Ende einer weiteren Kartonreihe näherte. „Aber es macht mir keinen Spaß, einem kleinen Mädchen wehzutun.
    Vorsichtig reckte Poppy den Hals, um einen Blick an den Kartons vorbeizuwerfen. Mit klopfendem Herzen riss sie den Kopf umgehend wieder zurück. Doch der kurze Blick hatte ein erstaunlich detailliertes Bild auf ihren Netzhäuten hinterlassen.
    Ein kleiner freier Raum zwischen den Kartons.
    Ein stämmiger, gut gekleideter Mann mit dem Rücken zu ihr, der sich vorsichtig mit dem Lauf einer Pistole hinterm Ohr kratzte.
    Cory mit angstvoll aufgerissenen Augen, bebenden Lippen, das so verflixt eigensinnige Kinn erhoben – trotz des sich langsam verfärbenden Blutergusses –, die bleich und verängstigt auf einer krummen Couch kauerte.
    Gott sei Dank ist sie in Ordnung.
    „Aha“, erwiderte sie gerade mit gespielter Tapferkeit. „Darum haben Sie ja auch diese Pistole.“
    Wieder spähte Poppy an den Kartons vorbei und sah, wie Arturo die Waffe senkte und damit auf das Mädchen zielte. Und sie erkannte, dass Cory sie bemerkt hatte. Poppy legte einen Finger an die Lippen und verschwand wieder hinter den Kartons. Was zum Teufel sollte sie als Nächstes tun? Mein Gott, ich muss sie hier rausschaffen. Irgendwie. Auf der Suche nach einer Inspiration sah sie sich im Raum um, doch alles, was sie sah, waren Kartons.
    „Ich möchte sie wirklich nicht benutzen“, erklärte Arturo. „Aber ich werde es natürlich tun. Denn wenn ich zwischen dir und mir wählen muss, Kindchen, dann wähle ich natürlich mich.“
    „Ich bin sicher, dass der Typ, der meinen Dad umgebracht hat, derselben Ansicht war“, erwiderte Cory voller Bitterkeit. „Aber was interessiert es Sie, dass ich meine Lektion gelernt hatte und gar nicht mit den Bullen sprechen wollte. Sie mussten ja unbedingt versuchen, mich und meine Lehrerin zu überfahren.“
    „Das war nicht gerade die cleverste Idee“, stimmte er
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