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Supernova

Supernova

Titel: Supernova
Autoren: Charles Stross
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und
zu diesem Habitat zurückgekehrt sind, stellt eine sinnlose
Verschwendung von Arbeitszeit der Polizei dar.« Zwei der Stimmen
verstummten, aber eine dritte setzte hinzu: »Wo wir schon dabei
sind: Warum sind Sie denn überhaupt weggelaufen?«

 
    Einschlag: T plus 1392 Tage, 12 Stunden, 38 Minuten
     
    Zweiundzwanzig Minuten nach dem angesetzten Starttermin hatten die
Hunde es geschafft, das letzte herumstreunende Lamm einzukreisen, um
es zur Herde zurückzubringen. Sie drängten Wednesday in die
Schleuse des Dienstbereichs. Kapitän Mannheim hatte jetzt andere
Sorgen, beispielsweise musste er den vierten Tank anschließen
und sicherstellen, dass Mischa den Abzug für den Leckagedruck
öffnete und die Temperatur des Treibstoffs innerhalb
vernünftiger Grenzen hielt. Danach würde er den Start
hinter sich bringen und dafür sorgen, dass sie diese
Geisterstation auf schnellstem Weg verließen, ehe die
Sturmfront auftauchte. Erst wenn das alles erledigt war, würde
er sich mit den Wachhunden befassen. (Warum, würde er fragen,
hatten sie überhaupt zugelassen, dass irgendein nervender,
jugendlicher Punk im Zentrum der Diensträume
herumschnüffelte?) Und dann…
    Zweiundzwanzig Minuten! Mehr als tausend Sekunden
Verspätung! Bei diesem gefährlichen Aufbruch gab es
zwar etwas Spielraum – kein Mensch wäre so dumm gewesen,
nicht auch irgendwelche Verzögerungen einzukalkulieren –,
aber bei fünftausend Passagieren bedeuteten zweiundzwanzig
Minuten, dass sämtliche Vorräte für fünf
Personen-Jahre einfach so verschwanden – buchstäblich im
Handumdrehen verschwendet wurden.
    Die Notunterkünfte hatten ein einfaches
Einweg-Versorgungssystem, da es auf diesem Rettungsflug keinen Platz
für Tanks zur Wiederaufbereitung gab. Deshalb beliefen sich die
Kosten für dieses ganze Evakuierungsmanöver auf Millionen,
Dutzende von Millionen Mark. Und der Streich irgendeines blöden
Kindes hatte die Bürger von Neu-Dresden gerade, na ja, rund
zweitausend Mark gekostet. Und Kapitän Mannheim gut zweitausend
neue graue Haare.
    »Wie sieht’s inzwischen mit dem kritischen Zustand
aus?« Mannheim beugte sich vor, um einen Blick auf Gertrudes
Rechner zu werfen.
    »Oh, alles, wie es sein soll, Sir.« Gertrude starrte
unentwegt auf den Schirm und wich seinem Blick aus.
    »Dann sorgen Sie dafür, dass es auch so bleibt«,
erwiderte er kurz angebunden. »Mischa! Was ist mit dem Tank, um
den Sie sich kümmern sollten?!«
    »Ist mit Abzug versehen und innerhalb bestimmter Grenzwerte
justiert.« Von der anderen Seite der Brücke aus grinste
Mischa ihn unbeschwert an. »Die Einspeisung läuft gut. Oh,
und endlich einmal hat die Toilettenspülung von Nummer zwei ihre
Macken eingestellt.«
    »Gut.« Mannheim rümpfte die Nase. Gelegentlich
litten die Installationen im zweiten Tank, die für den Fluss der
Reaktionsmasse zum Antrieb sorgten, unter Turbulenzen, besonders,
wenn die schweren Wasserstoffelemente, die ihr zugeführt wurden,
auf eine Temperatur von mehr als sechzehn Grad absolut anstiegen.
Eine solche Turbulenz war nicht sonderlich riskant, es sei denn, sie
führte dazu, dass sich regelrechte Hohlräume in der
Flüssigkeit bildeten und in den Rohren, die die Fusionsraketen
mit Reaktionsmasse speisten, große Blasen von Kaltgasen
aufsprudelten. Das allerdings konnte eine Katastrophe
heraufbeschwören, zumal sie in der jetzigen Situation keinen
zeitlichen Spielraum zur Durchführung von Reparaturen hatten.
Nicht zum ersten Mal dachte Mannheim voller Neid an das schöne,
mit Hightech ausgerüstete Linienschiff aus Novya Romanow, das
vor sechs Stunden – auf einer unsichtbaren Welle gekrümmter
Raumzeit surfend – aufgebrochen war und für die Reise eine
extremale Singularität nutzte. Sikorsky’s Dream hatte es nicht nötig, mit sperrigen, Masse fressenden,
uralten Fusionsraketen herumzupfuschen. Aber die Long March wartechnologisch so ausgefeilt, wie ein Schiff, das sich das
Dresdner Handelssyndikat leisten konnte, nur sein konnte, und er
würde das Menschenmögliche tun, um damit
zurechtzukommen.
    »Schiff! Wie steht’s mit den Startprozeduren?«
    Die glatte Roboterstimme des Autopiloten drang über die
Brücke: »Boarding der Höllenhunde und des letzten
Passagiers vor zwei Minuten gemeldet. Countdown läuft. Die
kritischen Elemente sind bereit für den Start. Grünes
Licht, keine Einwände…«
    »Dann sofort mit dem Start-Zyklus beginnen.«
    »Zu Befehl. Start-Zyklus beginnt. Verbindung zu allen
Energie- und
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