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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Autoren: Patrick Roth
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Nacht.
    Und auch am Tage darauf vermochten wir kaum die Steine der Mauer vor uns zu sehen, so dicht zogen Staub und Sand über alles. Und der Sturm ließ nicht nach.
    Da, in der dritten Nacht, kam der Tote herab.
    Er stieß aber an einen von uns und verharrte quer über ihm.
    Und auf dem er zu liegen kam quer, der zwängte sich hervor unterm Toten. Und kniete hin und griff durch den Sturm nach den anderen beiden, die hatten’s gesehen.
    Und wir lösten dem Toten die Seile und ließen ihn liegen an unsrer Stelle.
    Und kletterten aufwärts am Seil.
    Kaum aber hatten wir erklommen die Brüstung der Mauer, da fielen Wächter über uns her.
    Und die Bewaffneten töteten Simeon, der uns von der Mauer das Seil hatte herabgelassen, und durchhieben das befestigte Seil.
    Simeon aber, so hatten die Brüder in Pella versichert, sollte uns führen hin durch die Stadt bis an den Ort selbst des Grabs.
    Denn damals sagten sie uns, der Ort sei versteckt, überbaut längst von anderem. Und nur wenige noch kennten das Ziel, an das Simeon führen werde.
    Auch den Alexamenos aber, der als letzter von uns sich auf die Höhe der Mauer gezogen, schlugen die Wächter nieder, obschon wir sie anflehten, uns zu verschonen.
    Aus Emmaus war er zu uns gekommen, aufgebrochen mit uns in Pella, zu erfüllen den Auftrag. Ihn aber prügelten sie fast zu Tode, raubten ihn aus und warfen ihn zurück von der Mauer.
    Als sie aber aufrissen den Sack, den sie dem Alexamenos geraubt, und entdeckten darin die Nahrung, die er für uns alle bewahrt, fielen sie darüber her und zerstritten sich.
    So daß von uns vieren, die auf der Mauer waren zusammengetroffen, nur zwei mit dem Leben davonkamen.
    Monoimus und Balthazar nämlich flüchteten sich, sobald die Wächter in Streit um die Beute gerieten.
    Wir aber kannten uns nicht aus in der Stadt, durch die Simeon uns hätte führen sollen.
    Und zogen bei Nacht, unterm Schutz noch des Sandsturms, durch fremde Gassen und wichen aus in die hintersten Winkel. Das aber aus Furcht, von Bandenpack, das wir streunen und plündern sahen, ergriffen zu werden und den Morgen nicht zu erleben.
    Da wurde eine Magd auf uns aufmerksam.
    Denn einmal, als sie erwachte bei Nacht, vernahm sie ein Flüstern vor ihrer Tür. Und glaubte, Einbrecher säßen davor.
    Als sie aber an den flüsternden Stimmen hörte, daß es Verzweifelte sind, die trauern über den Tod ihrer Leute, den erschlagenen Simeon aus Jerusalem und den hingemordeten Alexamenos aus Emmaus, und erfuhr vom Entsetzen der Fremden über die Zustände in der Stadt, auch daß sie nun nicht mehr wüßten zu finden, wonach man sie ausgesandt, da erhob sie sich und ging hin und weckte leis ihren Bruder.
    So öffnete sich uns draußen die Tür. Und zusammen mit ihrem Bruder ließ uns die Magd herein.
    Und die beiden wußten nicht zu antworten auf unsere Fragen, wollten uns aber noch in der Nacht, hin durch den Sturm, zu einer Alten führen, die nannten sie Neith. Die wisse uns Antwort.
    Und sie nahmen von uns die verunreinigten Kleider. Und wir reinigten uns, so gut es ging. Der Bruder aber brachte uns Kleidung, die gehörte seinem verstorbenen Herrn.
    Da verfluchten wir den Schwarzbach, den Kidron, in den wir getaucht waren und der uns beschmutzt hatte mit Fäulnis und Schmutz und Verunreinigung aller Art. Und es war die Magd, die uns sagte, der Bach sei schwarz auch vom Blut des Opfers und von den Schlachtungsresten, die ein Schacht hinabführe vom Tempelaltar selbst bis in den Kidron. Daher sollten wir nicht verfluchen, was uns hatte beschmutzt. Denn das Verunreinigende sei Teil gewesen des Opfers, und ohne die Schlachtungsreste, von denen wir verunreinigt wurden, als wir krochen im Kidron, hätte kein Opfer stattfinden können.
    Und wir verwunderten uns, daß die Magd uns so widersprach.
    Da fragte sie, ob wir nicht wüßten von den sechzehn Psalmen Davids, die es nicht gäbe, wäre nicht, was uns verunreinigt habe im Kidron. Denn als David bauen ließ den großen Altar, da habe er angewiesen seine Arbeiter, tief zu graben den Abflußschacht, der führte vom Tempelaltar hinab in die Erde. So tief aber gruben den Schacht die Arbeiter Davids, so tief hatten sie senken wollen das Abgeführte, sechzehntausend Ellen tief, daß sie rührten an die verschlossenen Wasser der Tiefe, die wuchsen heraufgereizt und stießen gewaltig nach oben. Und die Wasser drängten aus den Tiefen herauf, zu fluten über die Menschen, die an sie gerührt, und zu vernichten die Erde. Da dichtete David
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