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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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sie selbst wäre auf die Idee gekommen, den Sommer am Meer zu verbringen, aber später fragte sie sich, ob ihre Eltern das nicht schon vorher beschlossen hatten.
    Sie legte die letzten Sachen aus ihrer Reisetasche in die Schubladen. Bisher war ihr die Kommode immer ziemlich groß vorgekommen - so wie die Kommoden in Hotels, in die man eigentlich nie seine Wäsche einräumt. Das war zwar ihr eigenes Zimmer, aber sie war hier nie lange genug gewesen, um viel mitzunehmen und sich die Mühe zu machen, alles zu verstauen.
    Dieses Mal war es anders.

    Diesmal würde sie in diesem Zimmer alles machen, was man in seinem Zimmer eben so machte: sich langweilen, Freunde einladen, telefonieren, auf dem Boden sitzen, die Möbel aus Versehen zerkratzen und die Wände mit Songtexten und Bildern vollpflastern. Sie würde Abfall in den Mülleimer schmeißen und schmutzige Socken herumliegen lassen und die Tür immer zumachen, damit ihre Mutter die Unordnung nicht zu sehen bekam.
    Allmählich wurde es Zeit fürs Abendessen, aber Jo wollte nicht allein mit ihrer Mutter essen. Selbst wenn ihr Vater hier gewesen wäre, hätte sie nicht mit den beiden essen wollen, weil sie sich entweder stritten oder sich anschwiegen. Sie wollte weder mit der einen noch mit dem anderen und schon gar nicht mit beiden essen und sie wollte auch nicht allein essen. Dann lieber in einem Raum voller fremder Leute.
    »Ich geh mal ins Surfside und frag nach meiner Bewerbung«, rief sie ihrer Mutter zu und ging zur Haustür.
    »Ich dachte, du solltest warten, bis sie sich bei dir melden«, sagte ihre Mutter aus der Küche, wo sie die Glastüren der Schränke wienerte. Fast das ganze Haus bestand aus Glas und ihre Mutter hasste Flecken und Fingerabdrücke.
    »Dann erspare ich ihnen das«, sagte Jo.
    »Oh, das hab ich ganz vergessen«, rief ihre Mutter ihr hinterher. »Polly hat angerufen.«
    »Was? Hat sie irgendwas gesagt?«
    »Nein, ich soll dir nur ausrichten, dass sie angerufen hat.«
    »Gut«, sagte Jo über die Schulter und machte die Tür hinter sich zu.
    Sie hatte schon lange nicht mehr auf ihr Handy geschaut, aber bestimmt hatte Polly auch da angerufen.
    Sie ging von der Oak Avenue zum Strand hinunter, zog die Schuhe aus und lief am Wasser entlang bis zum Nordende der
Promenade, wo das Surfside lag. Es hatte nur im Sommer geöffnet und war bei Einheimischen und Feriengästen sehr beliebt. Die meisten Wände bestanden aus Glasschiebetüren, durch die die Meeresbrise hereinwehen konnte. Auf den einfachen Picknicktischen standen die typischen gelben Blechdosen mit Old-Bay-Fischgewürz und alle paar Zentimeter Rollen mit Küchenpapier.
    Als Jo jünger gewesen war, hatte sie das Restaurant wunderbar gefunden. Sie hatte sich an scharfen Gewürzen die Zunge verbrannt und konnte sich noch genau an die Konsistenz der weiß bestäubten Pfefferminzbonbons mit dem weichen Kern erinnern, die in einer Schüssel beim Eingang lagen. Oft hatte sie sich eine verbotene zweite Handvoll auf dem Weg nach draußen geschnappt. Die erste Handvoll schmeckte gut, die zweite nach schlechtem Gewissen. Einmal hatte sie das auch Pater Stickel gebeichtet. Er war so nett gewesen und hatte ihre kindlichen Missetaten ernst genommen.
    Zu dritt waren sie nie mehr im Surfside gewesen.
    »Zu touristisch«, hatte ihre Mutter gesagt.
    Jo verstand nicht, warum Touristen so ein Problem sein sollten. Sie mochte Touristen. Sie fühlte sich oft selbst wie eine Touristin, sogar zu Hause.
    Weil es noch früh war und der Abendbetrieb noch nicht eingesetzt hatte, ging sie direkt zum Büro im hinteren Teil des Gebäudes. Die Tür stand offen und der stellvertretende Geschäftsführer spielte auf dem Computer Patience.
    »Hallo, ich wollte mal nach meiner Bewerbung fragen«, sagte Jo.
    Der Mann hatte schlaff herunterhängende Haare, seine Haut war von Pickeln übersät. Obwohl er saß, sah Jo, dass er groß war und trotzdem nur ungefähr so viel wog wie sie, und das war nicht gerade viel.

    »Ich bin Jo Napoli, eine Freundin von Bryn. Sie fängt diese Woche hier an.«
    »Wie alt bist du?«, fragte er.
    Er gab sich Mühe, streng und autoritär zu wirken, aber mitten im Satz kiekste seine Stimme.
    Und wie alt bist du ?, hätte sie am liebsten zurückgefragt, aber sie verkniff es sich.
    »Vierzehn.« Sie räusperte sich wie eine Erwachsene. »Einhalb«, fügte sie hinzu und ärgerte sich sofort darüber. Was für ein Patzer. Wer über sechs sagte noch: einhalb ?
    Er hatte wieder Oberwasser. Sogar seine Pickel
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