Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
passenderen Moment für eure Talkshow-Versöhnungsszene aussuchen?«
»Jeder tut das, was er tun muss, Jezzie. Und außerdem«, setzte sie mit einem Unschuldslächeln hinzu, »weiß ich ja schließli ch , wie das Ganze hier ausgehen wird.«
Ich zischte sie an: »Für diejenigen unter uns, die nicht mit hel l seherischen Fähigkeiten gesegnet sind – kannst du nicht w e nigstens einen kleinen Hinweis fallen lassen?«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Nein. Das musst du schon selbst herausfinden.«
Für eine beste Freundin konnte sie echt eine ganz schöne Zicke sein.
Sie verneigte sich vor Michael und wiederholte ihre Worte: »Wenn Ihr gestattet, Herr.«
Er nickte, knapp, während seine Augen aufblitzten.
Meg hob die Arme und stieg in die Lüfte. Ich sah zu, wie sie höher und höher flog, bis sie schließlich nicht mehr als ein Punkt am roten Himmel war. Dann entschwand sie meinem Blickfeld.
»Also«, sagte der König der Höll e , »wo waren wir stehen g e bli eben ? Ach ja. Ich wollte dich gerade vernichten.«
Mist.
»Du glaubst, du kannst mich küssen, mich umgarnen; du glaubst, du kannst mich berühren, als würde zwischen uns irgendeine Bindung bestehen.« Er lächelte verächtlich. »Ich lasse mich von jemandem wie dir nicht verführen.«
Als wäre das eine Erklärung dafür, dass Er mir mit den Zähnen die Zunge herausgerissen hatte. Ich hob mein Kinn etwas höher. »Das sollte keine Verführung sein.«
»Ach nein? Was war es denn sonst, kleine Hure?«
»Es war ein Fehler. Ich dachte, ich würde Euch verstehen – ich würde verstehen, wie es ist, jemand sein zu müssen, der man nicht ist.«
»Du verstehst gar nichts.«
Ach, sag bloß. Aber nun, da ich wieder eine Zunge hatte, war mir wenig daran gelegen, sie mir erneut herausreißen zu lassen, deshalb ließ ich Ihn kommentarlos weiterfaseln.
»Du hast vorhin so unbekümmert von Verlangen gesprochen. Mich verlangt nicht nach der Hölle. Mich verlangt nicht nach Luzifers Hinterlassenschaften.« Das letzte Seiner Worte unte r strich Er mit einem abfälligen Schnauben in meine Richtung.
Du kannst mich auch mal, du selbstgerechtes Arschloch.
»Aber mein Verlangen ist irrelevant«, fuhr Er fort. »Ich bin der König der Hölle. Ich habe keine Wahl. Außer vielleicht, ob ich noch einen weiteren deiner Körperteile verspeisen möchte. Vielleicht kaue ich ja diesmal auf deinem Herzen herum.«
Ich war viel zu aufgebracht, um mich vor Seiner Drohung zu fürchten. Entweder Er würde mich bei lebendigem Leibe ve r speisen und mir vollständig den Garaus machen – oder eben nicht. Aber ich würde bestimmt nicht hier herumstehen und mir anhören, dass Er keine andere Wahl hatte, als König zu sein, der Ärmste! – und dass Ihm keine andere Möglichkeit blieb, als all das zu zerstören, was die Hölle je gewesen war. »Natürlich habt Ihr eine Wahl. Alle Wesen haben eine Wahl, auch wenn es sie nicht danach verlangt.«
»Es geht nicht um Verlangen]« Die Worte hallten durch die kalte Luft. Er biss die Zähne zusammen und umklammerte die Lehnen Seines Throns so fest, dass Seine Arme zitterten. »Nur die, die einen freien Willen haben, können wählen. Nur die Menschen. Für Himmels - und Höllenwesen gibt es nur Rollen. Es gibt keine Wahl.«
»Ich habe eine Wahl getroffen, bevor ich ein Mensch wurde.« Ich schenkte Ihm mein unschuldigstes Lächeln – ein Lächeln, mit dem ich bereits sechs amerikanische Präsidenten und drei e u ropäische Könige für mich gewinnen konnte. »Wenn ein unb e deutender Sukkubus so etwas kann, dann könnt Ihr es allemal.«
Er brüllte: »Was ich kann, ist dich bis ans Ende aller Zeiten fo l tern! Ich kann dich vor den gesamten Höllenlegionen aufknü p fen, dich strecken und vierteilen lassen!«
Ich hätte auf die Knie fallen und um Gnade winseln sollen vor nackter Angst. Ich hätte mich anders fühlen sollen als ausgehöhlt und leer. Aber ich war weit jenseits von Angst und Wut: völlig klar im Kopf und eiskalt in meinem Innern.
Die Hitze des Zorns war mir weitaus lieber gewesen.
»Ich kann dich bei jedem Sonnenaufgang kreuzigen«, kam Er mit Seinen Einschüchterungen gerade erst in Fahrt, »und dich bei jedem Sonnenuntergang lebendig begraben!«
Während Michael Seine Drohungen ausstieß, wurde mir schlagartig etwas bewusst: Wenn Er tatsächlich vorgehabt hätte, irgendetwas Derartiges zu tun, dann hätte Er es längst getan. Sein Monolog war nichts als Schall und Rauch.
Der König konnte mir nichts antun – nicht
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