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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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seinem Hähnchenbrustfilet alla barbaresca gemütlich gemacht hatte. Eine Cherrytomate plumpste ihm von der Gabel, direkt vor die Nase der kleinen Frau, die mit dem Mund danach schnappte, die Tomate schluckte, aufkeuchte und mit einem Stöhnen am Boden liegen blieb.
    »Madonna!«, schrie Caro Terento und kniete sich neben die Frau. »Rufen Sie einen Arzt, schnell! Sie atmet nicht mehr.«
    Alle Teilnehmer standen mucksmäuschenstill da, wie versteinert. Dann endlich kam Bewegung in die Truppe, mehrere zückten gleichzeitig ihre Handys. Katinka hockte sich zu Caro Terento und tastete nach dem Pulsschlag. »Nichts«, sagte sie, nachdem ihre Finger mehrere Sekunden lang über den Hals der drallen Frau gewandert waren, die eben noch ihre Show abgezogen hatte.
    »Madonna!«, wimmerte die Terento und warf die Arme in die Luft.
    Katinka wählte Hardos Nummer. Ein Arzt würde hier nicht mehr helfen können.
    »Was ist los?«, bellte Hardo in den Hörer. Er war wie immer total überarbeitet. Katinka stellte sich vor, wie er erschöpft über seinen kahlen Kopf strich.
    »Mord im Kochkurs.«
    »Du machst Witze!«
    »Mach ich nicht. Schickt jemanden vorbei.« Sie trank Wasser direkt vom Hahn an der Spüle. Gefells Chili hatte es in sich.

    Eigenartiger Tod, finden Sie nicht? Das Opfer tanzt wie von de r Tarantel gestochen. Ob der Exmann der Dame nachgeholfen hat ?

2. DEZEMBE R
    »Der Klassiker aus dem Mittelalter«, sagte Polizeihauptkommissar Harduin Uttenreuther. Sie saßen im Cador und tranken Chaipur, und Hardo sah in dem In-Café mit den weißen Lederstühlen irgendwie deplaziert aus. Sein Bierbauch klemmte hinter der Tischkante, und seine großen Finger schienen den feinen Löffel zerquetschen zu wollen, während er in seinem Tee rührte.
    »Erzähl!«, bat Katinka.
    »Marga Ofenstaller, die Frau aus deinem Kochkurs, starb an Mutterkorn. Schon mal gehört?«
    »Nicht direkt.« Katinka zerbrach sich den Kopf, ob in einem ihrer Fälle jemals jemand mit Mutterkorn umgebracht worden war, aber an Giften waren ihr bislang nur Ricin und Curare untergekommen. Niederträchtig genug.
    »Mutterkorn ist ein Pilz, der Getreide befällt. Im Mittelalter war dagegen noch kein Kraut gewachsen. Es gab eine Menge Vergiftungen mit bizarren Symptomen. Nonnen, die sich in wildem Tanz dem Teufel darboten.«
    »Auch irgendwie verständlich.«
    »Katinka!«
    Sie zuckte die Schultern. »Auch Nonnen haben Bedürfnisse. Wo kam das Mutterkorn her? Trägt man ja nicht gerade in der Handtasche herum.«
    »Im Küchenstudio ist nichts Verdächtiges gefunden worden. Unsere Leute haben sämtliche Ingredienzien unter die Lupe genommen. Nichts. Nur in Ofenstallers Essen war Mutterkorn. Und zwar in einer so extrem hohen Dosierung, dass ich mich wundere, warum sie nicht sofort umgekippt ist. Ohne Veitstanz.«
    Sehnsüchtig sah Katinka auf die Kuchenvitrine. Etwas mit Schokolade wäre ihr jetzt recht.
    »Laut Obduktion war Marga Ofenstallers Herz nicht mehr das Beste. Mutterkorn bewirkt Gefäßkrämpfe und stört die Durchblutung. Sie bekam so eine Art epileptischen Anfall. Als in ihrem Gehirn ein Gefäß platzte, war es aus. Ein Superschlaganfall. Sie hatte ohnehin Bluthochdruck.«
    »Was glaubt ihr, woher kam das Mutterkorn?«
    »Spuren davon sind in einem Zellophantütchen im Mülleimer gefunden worden. Keine brauchbaren Fingerabdrücke außer die des Opfers selbst.«
    »Also hat sie das Gift selbst mitgebracht, um sich theatralisch im Kochkurs umzubringen?« Katinka winkte der Kellnerin.
    »Schwer vorstellbar.« Hardo trank seinen Chaipur aus.
    »Was darf’s denn noch sein?«, erkundigte sich die Bedienung.
    »Ein Stück Schokoladenkuchen«, antwortete Katinka. »Für den Herrn Hauptkommissar auch?«
    »Nein, verdammt.« Er rührte im Bodensatz in seiner Tasse herum. »Ich muss abnehmen.«
    Katinka grinste. Auf seine abendlichen Bierchen mochte Hardo nicht verzichten, dann versagte er sich lieber etwas Süßes.
    »Schokolade ist gut für die Nerven.«
    »Mag ja sein.« Er zeigte in seine Tasse. »Weiß man, was in diesen Mixturen so genau drin ist? Ich fürchte, man weiß es nicht, auch wenn man die Zutatenliste genau studiert. Meine Leute versuchen, die Herkunft dieses Zellophantütchens zu orten.«
    Eine Viertelstunde später trennten sie sich. Katinka quetschte sich an den Glühweinständen vorbei, ignorierte als Nikoläuse getarnte Faltblattverteiler, sah kurz sehnsüchtig in die Schaufenster des Reisebüros gegenüber der verwaisten Schiffsanlegestelle
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