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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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es wert!‹ – ›Ab nach Hause, Caro!‹ – ›Franken:Idalien 1:0‹
    »Eine Demo!« Ein junger Typ mit Nickelbrille und Skimütze saß in eine Decke gekuschelt vor dem Café, geschützt von einem zerfledderten Sonnenschirm, und rauchte. »Ich wette, das ›d‹ in ›Idalien‹ ist Absicht!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Katinka, die, seit sie in diesem beschaulichen Landstrich lebte, gegen die Verhohnepiepelung ihres Namens als ›Kadinga Balfy‹ kämpfte.
    »Ich bitte Sie!« Er lachte, nahm die Skimütze ab und kratzte sich an seinem mit schütterem Flaum bewachsenen Kopf. »Die fahren im Sommer alle nach Bibione! Müssen doch wissen, wie sich ihr Urlaubsland schreibt.«
    Katinka setzte sich zu dem Mann an den Tisch und stellte Kaffee und Muffin ab. »Mir war bisher nicht klar, wie weit es mit dem fränkischen Selbstbewusstsein gehen kann!«, sagte sie. »Wenn der Volksstamm jetzt schon Probleme mit Pizza und Pasta hat …«
    »Sie sind Katinka Palfy, oder?«
    »Wer will das wissen?«
    »Dante Wischnewski. Dante, nicht Dande. Auch nicht Tande. Fränkischer Tag.«
    »Ich fasse es nicht!« Katinka lachte. »Sie sind der neue Volontär.«
    »Genau. Nicht Volondär.«
    Allmählich könnte er das mal wieder sein lassen, dachte Katinka. »Meine beste Freundin hatte den Job vor Ihnen.«
    »Britta Beerenstrauch, ich weiß. Sie ist jetzt beim Fernsehen.«
    »Gut informiert, Herr Wischnewski!«
    »Exakte Pressearbeit. Nennen Sie mich Dante!«
    »Berichten Sie über die Demo?« Katinka zeigte auf die Protestler und die beiden Streifenwagen. Die Polizisten wussten nicht recht, ob sie den Auflauf von etwa 100 Leuten ernst nehmen sollten.
    »Bericht ist schon im Kasten.« Er klopfte auf ein Notizbuch vor sich auf dem Tisch. »Sie wissen doch, wir haben ja ausführlich berichtet: Die italienische Starköchin Caro Terento gibt Kochkurse in ganz Franken. Und diese Herrschaften hier sind Fans der fränkischen Küche. Mit Konkurrenz kommen sie nicht zurecht.«
    »Das kann doch nicht der Grund sein, eine Demonstration anzumelden!«
    »Sind ein paar militante Leute dabei. Die werden ganz rattig, wenn’s nicht fränkisch genug ist. Einer, der sich Ice Cube nennt, hat sogar ein Blog im Internet. Titel: ›Die reinste Kulinarik‹. Die Doppeldeutigkeit ist beabsichtigt. Polemisiert gegen die Verwässerung des fränkischen Geschmacks durch neue Kochtrends. Wie der Mann mit bürgerlichem Namen heißt, habe ich noch nicht raus-gefunden.«
    »Völliger Blödsinn!«
    »Möglich«, entgegnete Dante und zündete sich eine neue Zigarette an. »Möchten Sie?«
    Katinka nahm eine. »Danke.«
    »Die Leute regen sich über alles Mögliche auf. Über den Verfall der deutschen Sprache zum Beispiel, über die Landesgartenschau, obwohl sie erst 2012 hier stattfindet, über abgeholzte Streuobstwiesen, abgeschaffte Parkplätze.«
    »Ist auch ein ziemlicher Irrsinn, die letzten Stellflächen im Zentrum zu verbieten«, ging Katinka dazwischen.
    »Alles absolut ideologisiert«, gab Dante zu. »Warum also nicht sich über Essen aufregen? Nahrung ist wichtiger als Parkplätze.«
    »Auch wieder wahr. Haben Sie mit den Demonstranten gesprochen?«
    Dante senkte den Kopf und sah Katinka verschmitzt an. »Was denken Sie denn?«
    »Ist einer von denen fähig, Leute zu ermorden, um der italienischen Konkurrenz zu schaden?«
    »Sie fragen wegen der Morde in Caros Kochkursen? Wenn Sie mal Bedarf haben – ich habe einen guten Draht zur Rechtsmedizin.«
    »Ich komme darauf zurück.« Katinka hatte gelernt, Informationsangebote nie auszuschlagen. »Ich habe den ersten Mord hautnah mitgekriegt.«
    »Wie – Kochkurs?« Dante lupfte die Augenbrauen.
    »Bei Signora Terento.«
    »Lassen Sie das bloß keine von diesen Nasen wissen«, warnte Dante grinsend mit einem Blick auf die Demonstranten. »War’s lecker?«
    »Bis mir der Appetit vergangen ist, schon.«
    Katinka verabschiedete sich und ging zurück ins Büro. Dort klickte sie im Internet herum, bis sie Ice Cubes Blog gefunden hatte. Außer Polemik und dürftigen Begründungen gab es auch eine Menge fränkischer Rezepte in den drei Kategorien ›saueinfach‹, ›middel‹ und ›sauschwer‹. »Und so einer nennt sich Ice Cube«, murmelte Katinka. Sie schickte Hardo den Link per Mail. Sollte er die Identität von diesem fränkischen Eiswürfel ermitteln und ausforschen, ob der Mann etwas mit den Morden zu tun hatte.

    Ein überzeugter Kämpfer für die fränkische Sache, der sich den Namen
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