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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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den Weg zur Polizeidirektion.

    Lackreste im Glühweingewürz mögen nicht besonders gesund sein; aber eine Mordwaffe sind sie auch nicht und damit nicht vergleichbar mit Mutterkorn und Nikotin – oder?

6. DEZEMBE R
    »Vom Internet habe ich wirklich die Schnauze voll.« Hardos graue Augen leuchteten, als die Bedienung ihm ein Rauchbier hinstellte. »Prost!«
    »Zum Wohl!« Katinka hob ihren Krug. »Was ist jetzt mit den Gewürzen?«
    »Gefell ist sauber. Außer im Glühweingewürz haben wir nirgendwo was gefunden. Auch nicht in deinem Chili. Alles unter den Grenzwerten.«
    Katinka sah sich um. Sie saßen im ›Spezial‹ in der Königstraße. Am Nikolaustag hockten einige Spaßvögelchen mit Nikolausmützen inklusive blinkendem Zipfel am Stammtisch. Ansonsten war alles wie immer. Dicht gedrängt, laut, voll, das Essen deftig, das Bier ein Gedicht.
    »Also eine falsche Spur.«
    »Vermutlich. Du kennst doch Floriane?«
    »Deine Cousine zweiten Grades bei der Zulassungsstelle?«, unkte Katinka. Hardo hatte kaum Verwandte. Dennoch achtete er peinlich genau auf die exakte Bezeichnung des Verwandtschaftsgrades.
    »Sie ist mit Gefell in die Schule gegangen. Die beiden waren sogar mal ein Paar.«
    »Ich breche zusammen.«
    Hardo sah Katinka scheel an. »Wie bitte?«
    »Ich meine, vor Hunger.« Katinka lachte. »Gefell verkauft im Internet. Hot Spicy Business.«
    »Von irgendwas muss der Mensch leben. Von seinen Kochbüchern kann er sich definitiv nicht ernähren.« Hardo senkte die Stimme. »Wir haben seine Einnahmen diskret unter die Lupe genommen. Mit den Büchern verdiente er im letzten Jahr exakt 124,37 Euro.«
    »Bombig.«
    Die Bedienung knallte ihnen zwei Teller mit Schnitzel vor die Nase. Hardo hatte schon sein Besteck in der Hand.
    »Wovon lebt er dann?«, erkundigte sich Katinka.
    »Von seinen Kochkursen. Beim TV hätte er auch nicht den großen Reibach gemacht. Das sieht alles immer so grandios aus. In Wahrheit hungern sich die Leute von A nach B.«
    »Aber er kocht doch auch«, warf Katinka ein. »In Gasthöfen in der Region.«
    Hardo zuckte die Schultern. Die Hälfte seines Schnitzels hatte er schon verschlungen.
    »Und wie sieht’s mit dem persönlichen Umfeld der Opfer aus? Hat sich da was ergeben?«
    »Nichts, was irgendwie aussagekräftig wäre.
    Motive sind da, aber keine ausreichend starken. Außerdem ist das größte Rätsel einfach die Mordwaffe.«
    »Im Netz kannst du dir alles beschaffen.«
    »Nicht nur im Netz.« Hardo schob sich eine Gabel voll Pommes in den Mund und war für eine Weile beschäftigt.
    Katinka sah zur Tür. »Der kann aber schon weit gucken«, murmelte sie.
    Ein Mann mit glasigem Blick tapste durch die Gaststube. Er hatte Schlagseite wie ein lecker Fischerkahn und fixierte Hardos Teller.
    »Ich glaube, da will jemand was von dir«, sagte Katinka.
    »He, Kommissar X«, sagte der Mann, blieb vor ihrem Tisch stehen und stützte die Hände auf die Platte. Er stank nach Schnaps und Zigarettenrauch. Seine Finger waren rot von der Kälte. Scheint Spaß zu machen, den halben Abend draußen zu verbringen, um zu rauchen, dachte Katinka.
    »Muss man euch eigentlich erklären, wie ihr eure Arbeit machen sollt?«
    Hardo aß ungerührt sein Schnitzel fertig. Beim Essen ließ er sich ungern stören. Außerdem wusste Katinka nur zu genau, wie viele Spuren ihr ›Kollege‹ von der Kripo gerade in Wirtshäusern aufsammelte. Freiwillig und unfreiwillig.
    Der Mann kramte in seiner Hemdtasche und förderte ein mehrfach gefaltetes DIN A 4-Blatt zutage. »Hier. Böse Geschichte, was?«
    Katinka griff nach dem Zettel. Ein Ausdruck aus dem Internet. Gedruckt am 28.11. Verdammte Kontrolle, dachte sie.
    »24 Tote bis Weihnachten. Wir sagen euch, das wird ein Spaß. Eure Anarchisten.« Sie las die URL. Süddeutscher Anarchistentwitter. Sie reichte Hardo den Zettel. »Was ist das denn?«
    »Ich sag’s ja: Der Steuerzahler muss für euch noch die Arbeit erledigen.« Schwankend ließ der Informant die Tischplatte los und wäre um ein Haar auf Hardo gekippt. Er fing sich gerade noch, machte ein paar taumelnde Schritte rückwärts, hob die Hand zum Gruß und ging.
    Katinka trat an den Tresen, wo ein Typ in gestreiftem Hemd Bier zapfte. »Wer war’n das?«, fragte sie.
    »Max Rauhut. Wer will das wissen?«
    »Katinka Palfy.«
    »Ach, Hardos neue Flamme?«
    Katinka tippte mit dem Zeigefinger gegen das gestreifte Hemd. »Keine Fragen zum Privatleben gestattet.«
    Er zuckte die Achseln. »Max ist ein Junkie. Qualmt,
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