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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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Der Riese trat so nah an Gefell heran, dass Katinka dachte, er würde ihn zermalmen. »Und du weißt, wir vergeben jedes Jahr Frankens goldenen Kochlöffel. Wenn du dich ranhältst – ach, vergiss es.«
    Gefell taumelte ein paar Schritte rückwärts und kullerte gegen eine Frau, die einen Rollator inklusive sich selbst durch die Budenreihen schob. Sie geriet aus dem Gleichgewicht und wurde von einem Punk mit Nietenjacke aufgefangen.
    »Sorry, Oma!«, sagte der.
    »Lass mich in Ruhe, du … du …«, plusterte Gefell sich auf.
    »Ein Preis wäre deine Rettung«, polterte der Zwei-Meter-Mann. »Dann würde man dich wenigstens mal wahrnehmen. Tu was für Franken!«
    Katinka stieß sich vom Tisch ab. »He, mach langsam«, sagte sie und drehte dem Riesen den Arm auf den Rücken. Ein paar Tricks beherrschte sie aus dem Effeff, und üblicherweise hatte sie als zierliche Frau den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.
    »Spinnst du, du Schlampe?«
    »Genau der richtige Ton, um ordentlich Ärger zu kriegen.«
    »Das ist privat hier«, tobte der Riese, aber der Schmerz in seinem Arm hielt ihn davon ab, seinen wütend hervorgestoßenen Verwünschungen Taten folgen zu lassen.
    Dante würde in der nächsten Ausgabe des Lokalteils berichten, wie die von aufgeregten Passanten herbeigerufene Fußstreife den Streit schlichtete und den Riesen mit Ermahnungen zurück in die Weihnachtskultur schickte.
    Katinka jedenfalls wischte sich die Hände an den Jeans ab. »Haben Sie die Ohren von dem Kerl gesehen?« Die neugierigen Blicke der Leute um sie her ignorierend, stellte sie sich wieder zu Dante an den Tisch.
    »Sie gehen ja ran.«
    »War das wieder so ein militanter Heimatpfleger?«
    »Sieht so aus.« Dante klickte auf dem Display seiner Digitalkamera herum. »Sie sind richtig fotogen.«
    »Unabhängig davon – ich muss arbeiten gehen!« Katinka nickte ihm zu.
    »Es gibt kein Muss in der Kunst, denn die Kunst ist frei.« Dante grinste breit.
    »Wo haben Sie das denn her?«
    »Kandinsky.«
    »Na, wenn Sie sonst keine Probleme haben … ich ernähre mich jedenfalls nicht von Kunst.«
    »Lebenskunst«, rief der Jungvolontär und angehende Wissenschaftsjournalist ihr nach, »ist auch eine Kunst!« Doch Katinka war schon Richtung Heumarkt auf und davon.

    Der Mann mit den Rhabarberblattohren scheint der Gewalt gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Ist Gift nicht eher eine subtile, hinterhältige Mordwaffe?

8. DEZEMBE R
    Dante erwies sich als zuverlässig und mailte Katinka seine schönsten Fotos vom gestrigen Zweikampf auf dem Weihnachtsmarkt. Katinka leitete den Anhang an Hardo weiter. Anschließend machte sie sich im Internet auf die Suche. ›Frankens goldener Kochlöffel‹ wurde von einem Verein vergeben, der sich ›Stamm der Franken‹ nannte und mit dem Preis ein außerordentliches Engagement für das Brauchtum der Region honorierte. Allerdings war der Preis undotiert. »Armer Claudius«, sagte Katinka laut zu sich selbst. Der Verein schien nicht allzu viele Mitglieder zu haben, was niemanden besonders erstaunen konnte. Katinka klickte auf ›Vorstand‹. Der Rotschopf mit den Rhabarberohren grinste in die Kamera, sein Name stand unter dem Foto: Elmar Kraut. »Na bitte.« Glucksend vor Lachen schickte Katinka den Link an Hardo. Dann schloss sie die Detektei und machte sich auf zur Oberen Brücke.
    Gefell wuselte in seinem Stand umher. »Ach, Frau Palfy! Gestern konnte ich mich gar nicht bedanken. Mann, hat mir der Knallkopf einen Schreck eingejagt!«
    »Sie verkaufen wieder?«
    »Mein Glühweingewürz hat der Staatsanwalt beschlagnahmt. Aber irgendwie muss es ja weitergehen.«
    Es gibt kein Muss in der Kunst, überlegte Katinka und lächelte.
    »Sie haben gut grinsen! Wissen Sie, wie ich, wie wir«, er holte mit dem Arm aus, »auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen sind? Ab Januar will ja keiner mehr Geld ausgeben.«
    »Kein Wunder, wenn man in Elchmützen mit roten Nasen und allerhand anderen Quatsch investiert.«
    »Sie sagen es.« Gefell griff unter den Tresen und schob Katinka ein Exemplar ›Verschärfte Weihnacht‹ zu. »Persönlich von mir signiert. Für Ihr beherztes Eingreifen gestern.«
    »Danke bestens. Sagen Sie, haben Sie mit Elmar Kraut öfters zu tun?«
    Gefell wurde weiß um die Nase. »Woher kennen Sie …?«
    »Berufskrankheit.«
    »Stamm der Franken! Irgendwie haben die alle einen an der Waffel, Frau Palfy. Ich meine, ich esse auch lieber fränkisch als italienisch.« Er machte eine Kunstpause. In die Stille
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