Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
säuft und hängt im Internet ab. Sein Hobby sind Verschwörungstheorien. Die Schweinegrippe ist eine außer Kontrolle geratene Biowaffe und die Amis haben ihre Türme selbst in Schutt und Asche gelegt. Den kann man nicht ernst nehmen.«
    Vielleicht doch, dachte Katinka und ging zurück zu Hardo. Er hatte ihren Schnitzelrest gleich mit vernichtet.
    »Ich muss ins Büro«, sagte er, während er sich den Mund abwischte und seine Brieftasche zückte. »Da schauen wir doch mal nach.«
    »Ich begleite dich.«
    Hardo verzog das Gesicht. Eine Grimasse zwischen einem Lächeln und einem hilflosem ›Dashabe-ich-mir-gedacht‹.

    Verschwörungstheorien hin oder her – 24 Tote bis Weihnachten anzukündigen, ist doch eine ziemliche Geschmacklosigkeit!

7. DEZEMBE R
    »Ödnis, soweit das Auge reicht«, bemerkte Dante Wischnewski und nippte an seinem Heidelbeerglühwein. »Puh, von dem Zeug gehen einem die Haare hoch.«
    Davon hast du ja nicht mehr viele, dachte Katinka. Sie hatte ihren Punsch nicht angerührt. Nieselregen, Pfützen, Filzhausschuhe und Plastiktischtücher waren nicht gerade das, was ihr Herz begehrte. Dantes Einladung, sich auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen, war sie nur deshalb gefolgt, weil sie sich auf keine andere Arbeit konzentrieren konnte und sich immer noch nicht sicher war, ob sie den Stalker als Ein-Personen-Rollkommando einschüchtern oder lieber keinen Ärger riskieren sollte. Sara Kaiser hatte sich auch nicht wieder gemeldet. Offenbar war ihr die Sache nicht wirklich wichtig.
    »Der Nikolaus ist aber spät dran«, sagte Katinka und deutete auf den guten Onkel im roten Kostüm.
    »Osterhasi«, piepte Dante im Versuch, Gerhard Polt zu imitieren, was ihm nicht schlecht gelang.
    »Ich werde verrückt.« Katinka lachte auf. »Das ist doch Claudius Gefell!«
    Dante hatte schon seine Kamera gezückt und lief dem Nikolaus nach. Der Kochbuchautor wandte sich um, lächelte in die Kamera und winkte mit seiner neuesten Veröffentlichung im Arm. Katinka kniff die Lider zusammen, um den Titel lesen zu können: ›Verschärfte Weihnacht!‹
    »Ist das eine PR-Aktion, um Ihr Kochbuch bekannter zu machen?«, fragte Dante emsig, ein Notizbuch und einen Stift aus seinem Rucksack angelnd.
    Gefell, dessen Mondgesicht unter Bart und Nikolausmütze kaum zu erkennen war, murmelte eine Antwort und drehte sich von Dante weg.
    Was hat der denn?, dachte Katinka. Hat er Schiss vor der Presse?
    »Wie gehen Sie mit den polizeilichen Ermittlungen in Ihrem Gewürzhandel um?«, bohrte Dante.
    »Ich bin mir keiner Schuld bewusst«, erwiderte Gefell. »Meine Ware ist immer absolut sauber gewesen.« Er hielt sein Buch hoch. »Ich verderbe mir doch nicht selber das Geschäft. ›Verschärfte Weihnacht‹ – pikante Rezepte zu Weihnachten. Basieren auf meinen eigenen Gewürzmischungen. Das ist meine Spezialität: Mach das Kochen einfach, indem du Gefells Würzmixe ver
    wendest.«
    »Kann ich ein Rezensionsexemplar kriegen?«
    »Klar.« Gefell strahlte, als hätte ihm eben jemand 100 Exemplare abgekauft.
    Dante steckte dem fränkischen Starkoch seine Visitenkarte in die Manteltasche und kam zurück zu Katinka. »Brrr, kalt schmeckt das Zeug überhaupt nicht.« Er schob seine Punschtasse weg.
    »Das schmeckt weder kalt noch warm«, entgegnete Katinka. »Aber ich glaube, jetzt kriegen wir etwas Exklusives zu sehen.«
    Ein Mann, rotes Strubbelhaar, fast zwei Meter groß und untersetzt, mit Ohren wie Rhabarberblätter, löste sich vom Tresen einer Bratwurstbude und ging hinter Gefell her. Packte ihn am Mantel, zerrte ihn herum. Gefell war so überrascht, dass er sich nicht einmal wehrte, als der Riese ihm sein Buch aus der Hand riss, damit in der Luft herumfuchtelte und es schließlich in die nächstbeste Pfütze schleuderte. Katinka machte einen Schritt auf ihn zu, aber Dante packte sie am Ärmel. »Warten Sie, bis es interessant wird.«
    »Bist du nicht ganz dicht?«, beschwerte sich Gefell, aber Katinka sah ihm an, dass er Angst hatte. Seine Augen wurden ganz rund, und der Schweiß rann ihm in den silbernen Kunstbart.
    »Verschärfte Weihnacht – so ein Quatsch. Du solltest dich lieber mal verschärft für unsere Sache einsetzen!«
    »Ich bin Koch. Euer Gezänk ist mir zu albern.«
    Inzwischen hatten sich etliche Weihnachtsmarktbesucher umgedreht und verfolgten gebannt die Auseinandersetzung. Das war etwas anderes als Plätzchenformen und Kugelkerzen, wie man sie jedes Jahr seit Menschengedenken kaufen konnte.
    »Eben weil du Koch bist!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher