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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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stinkenden Mülleimer in den Hof getragen zu haben. Die Tonnen sind am späten Nachmittag geleert worden.«
    Da haben Ihre Leute den Tatort ziemlich schlampig gesichert, dachte Katinka, verkniff sich jedoch einen Kommentar.
    Carolin Metze streckte den Kopf herein. »Gerade kam ein Anruf von der Zeitung. Unser Weihnachtsjunkie verkauft auf seinem Gartengrundstück einen sogenannten Todespunsch.«
    Schilling verdrehte die Augen, während er schon seinen Mantel vom Bügel nahm. »Kommen Sie mit, das müssen Sie sich anschauen.«
    Der Mann, den Carolin Metze ›Weihnachtsjunkie‹ nannte, besaß ein Haus auf dem der Veste Coburg gegenüberliegenden Berg mit einer atemberaubenden Sicht auf die Stadt. Sein Eigenheim war klein und alt, zwischen hohen Birken und Fichten gelegen. Seine unansehnliche und renovierungsbedürftige Fassade verbarg sich unter Zehntausenden von Glühbirnchen in allen Farben. Elche und Hirsche aus Lichterketten grasten im Garten. Blinkende Nikoläuse krabbelten die Fassade hinauf. Seine Garage hatte der Besitzer zu einer Glühweinbude umfunktioniert. Hardo, Schilling und Katinka stiegen aus dem Streifenwagen, der sie hergebracht hatte.
    »Ach, Besuch von der Polizei. Es hat alles seine Ordnung. Alles ist angemeldet, ich stelle sogar eine Toilette zur Verfügung!« Der Initiator der Kitschorgie wies auf ein handgemaltes Schild mit zwei Nullen drauf.
    »Darum geht es nicht«, entgegnete Schilling knapp. »Was ist das?« Er wies auf die Speisekarte, eine alte Schiefertafel. »Todespunsch?«
    »Ein kleiner Spaß. Ein Witz, verstehen Sie?«
    »Dann dreimal Todespunsch«, bestellte Katinka. »Was mixen Sie denn rein?« Sie folgte dem Gastgeber zu seiner improvisierten Bar.
    Vertraulich beugte er sich vor. »Eine extra Portion Kardamom, Koriander und Chili, außerdem Nelken für die intensive Würze.« Er goss aus einer Megathermoskanne drei Becher voll. »Wohl bekomm’s.«
    »Einen vierten, bitte.« Schilling war hinter sie getreten. »Zum Mitnehmen.« Kurz darauf balancierte er den mit einem Plastikdeckel verschlossenen Becher zum Wagen und wies die Streife an, das Gesöff unverzüglich ins Labor zu bringen.

    Geschmacksfragen einmal beiseitelassend – ob der Weihnachtsfanatiker der Mörder ist? Wäre das nicht kontraproduktiv?

4. DEZEMBE R
    Katinka saß in ihrem Büro, futterte die Schokofüllung des 3. und 4. Dezembers und brütete über einem Stalkingfall. Eine junge Frau wollte ihren Peiniger verfolgen und auf diese Weise einschüchtern, nachdem alle offiziellen Hilfestellungen versagt hatten. Sara Kaiser hatte auf der Sandkirchweih, Bambergs wildester und beinahe weltberühmter Sause, eine heiße Nacht mit einem Kerl verbracht, der ihr nun nachstieg, anstatt sich willig entsorgen zu lassen.
    Rollkommando zu spielen, war nicht ganz im Rahmen des Gesetzlichen. Seit Katinka mit Hardo zusammen war, konnten aus solchen Kleinigkeiten komplizierte Geschichten erwachsen. Nachdenklich betrachtete sie Sara Kaisers Foto. Langes, blondes Haar, das in perfekten Wellen über ihre Schultern fiel, feminine Figur, was soviel hieß wie Hungerhaken, Blazer, superenge Jeans. Der Mann, mit dem sie nach einigen Caipirinhas am Grünhundsbrunnen in die Kiste gestiegen war, hatte ihr noch nicht einmal seinen richtigen Namen hinterlassen. Es war Sara nie gelungen, ihn aufzuspüren. Alles, was Katinka wusste, war, dass der Stalker unregelmäßig in der Nähe von Saras Wohnung in der Willy-Lessing-Straße herumlungerte, ihr beim Joggen am Kanal über den Weg lief, nie sprach, sondern ihr einfach eine Weile folgte, bis sie die Nerven verlor. Ein einziges Mal hatte sie es geschafft, den Typen mit dem Handy zu fotografieren. Doch die Aufnahme war so miserabel, dass außer einem verschwommenen Profil nicht viel zu sehen war. Katinka hatte Sara gebeten, sie sofort anzurufen, wenn der Stalker wieder aufkreuzte, aber bislang hatte ihre Klientin sich nicht gemeldet. Manche Probleme lösten sich quasi von selbst.
    Katinka beschloss, im Café am Kranen einen Milchkaffee und einen Muffin zu holen. Der Tag war grau. Der Nieselregen machte alles noch dunkler und trüber.
    Als sie mit ihren Sachen vor das Café trat, bemerkte sie ein versprengtes Grüppchen von gegen den Regen eingemummelten Gestalten, die vor der Schiffsanlegestelle herumstanden und selbstgemalte Transparente hochhielten.
    »Was ist denn hier los!«, entfuhr es Katinka. Vor Überraschung schwappte der Kaffee über. Sie entzifferte die Plakate. ›Auch Frankens Küche ist
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