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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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schon in ihre Jacke.
    »Noch unsicher. Kollege Schilling hat sich an uns gewandt. Die Zeitungen überschlagen sich bereits. Klick mal im Internet auf ›www.infranken.de‹.«
    »Ich kann’s mir denken. Holst du mich ab?«
    Sie brausten in Hardos Golf über die A 73. Katinka säbelte mit einem Schweizer Taschenmesser an ihrem Sandwich herum und teilte es mit Hardo. Seit die Autobahn fertiggestellt war, ersparte man sich die unersprießlichen Überholmanöver auf der Bundesstraße. 35 Minuten nach Abfahrt standen sie auf dem Parkplatz der Coburger Polizeidirektion. Katinka erinnerte sich nur zu gut an Hauptkommissar Wolf Schilling, mit dem sie einen verwickelten Fall in einer Werbeagentur gelöst und eines eisigen Winterabends Hardos Leben gerettet hatte.
    »Grüß Gott«, sagte Schilling. »Die Frau Privatdetektivin ist auch dabei? Arbeiten Sie an dem Fall?«
    »Bis jetzt nicht. Ich war dabei, als das erste Opfer umkippte.«
    »Kochkurs?« Schilling lächelte spöttisch. Katinka griff nach seiner ausgestreckten Hand, die in einem cremefarbenen Lederhandschuh steckte, und musterte verstohlen Schillings matt violett changierenden Wintermantel. Genau wie Hardo, der in einem zerfledderten Parka und – wie sollte es anders sein – Turnschuhen seinen Dienst versah, hatte Schilling seinen individuellen Stil in den vergangenen Jahren weiter perfektioniert.
    »Jennifer Katz, 24. Bricht zusammen und ist tot. Die Starköchin hat einen Nervenzusammenbruch erlitten und wird im Klinikum behandelt.«
    »Woran ist das Opfer gestorben?«
    »Der rechtsmedizinische Bericht müsste jede Minute reinkommen. Ich habe den Pathologen gebeten, ihn aufs Fax zu legen, unsere PCs sind zurzeit lahme Enten.«
    Er führte Katinka und Hardo in sein Büro, in dem ein nadelndes Adventsgesteck mit blinden roten Kugeln auf dem Tisch stand. Eine blonde Kollegin lächelte ihnen zu und winkte fröhlich. Katinka erkannte Carolin Metze wieder, die bei dem Fall in der Werbeagentur mitermittelt hatte.
    »Hier sind ja die Daten.« Schilling zog mit spitzen Fingern einige Blätter aus dem Fax, als handelte es sich um vergammelten Fisch. Sie setzten sich um das Adventsgesteck. »Ach du liebe Zeit. Sie ist an Nikotin gestorben.« Er breitete die Papiere vor sich aus, fluchte, als er an das Adventsgesteck stieß und ein ganzer Nadelregen sich über den rechtsmedizinischen Report ergoss. Entnervt griff er nach den geschmückten Zweigen und schleuderte sie in den Papierkorb. »Ich weiß nicht, wie Sie es mit Weihnachten handhaben, aber für mich ist das Privatsache.«
    »Unbedingt«, sagte Katinka, während Hardos graue Augen in gewohnter Geschwindigkeit über die Seiten wanderten.
    »Jennifer klagte über plötzliche Sehstörungen, während die Gruppe schon das schmutzige Geschirr wusch und sich mit dem Dessert befasste. Dann bekam sie heftige Krämpfe, verlor das Bewusstsein. Der Notarzt traf sie lebend an, aber es war zu spät, sie noch zu retten.« Schilling wies auf die Papiere.
    »80 mg Nikotin«, zitierte Hardo mit zusammengekniffenen Lidern. »Da hat es jemand ganz genau wissen wollen. 40 bis 60 mg gelten schon als tödliche Dosis.«
    Er braucht eine Lesebrille, dachte Katinka. Immerhin ist er nicht mehr der Jüngste. Ab Mitte 50 …
    »Jetzt erklären Sie mir mal, wie das Nikotin auf Jennifers Mahlzeit kam.« Schilling zog einen Aktendeckel zu sich heran. »Sie bereitete gefüllte Paprika zu. Vegetarisch mit Ricotta-Käse, Emmentaler, Eiern, frisch geriebenem Pfeffer …«
    »Hat noch jemand anders von den Paprikas gegessen?«, fragte Katinka.
    Schilling zog die Augenbrauen hoch. Es fiel dem Beamten sichtlich schwer, die freiberufliche Kollegin mit Informationen zu versorgen.
    »Eben nicht. Niemand hat von Jennifers Essen probiert. Denn zeitgleich kochte Caro Terento irgendein anderes Gericht, hier, warten Sie, genau, Moussaka mit Zucchini, und darauf waren alle scharf. Außerdem hat irgendein eilfertiger Teilnehmer Jennifers Teller gespült, weil sie über Unwohlsein und Sehprobleme jammerte.«
    Vermutlich war Jennifer sehr hübsch, dachte Katinka, was die Beflissenheit der Hobbyköche in null Komma nix erklärt.
    »Haben Sie den Mann befragt?«, wandte sie sich an Schilling.
    »Was denken Sie denn! Aber wir haben keine einzige Aussage, die etwas hergibt. Nicht einen Hinweis.«
    »Gewürze, sonstige Zutaten?«, bohrte Hardo nach.
    »Hier war wohl ein weiterer Teilnehmer etwas übereifrig«, antwortete Schilling. »Er sagte aus, den übervollen,
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