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Süsse Sehnsucht Tod

Süsse Sehnsucht Tod

Titel: Süsse Sehnsucht Tod
Autoren: Jason Dark
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Trance oder Entspannung wecken, was nicht mehr nötig war, denn sie schlug von allein die Augen auf, streckte sich und richtete sich auf. Dann stellte sie sich hin, fuhr sich durch die schwarzen Haare. Da sich der Körper dabei gestreckt hatte, konnte ich ihn mir genauer anschauen und mußte zugeben, daß Mandy eher diesen dünnen Mannequins glich, die bei den großen Schauen über den Laufsteg stöckelten. Sie war sehr schlank, vornehm ausgedrückt, das kam sicherlich durch den Job als Tänzerin.
    Da mußten die Akteure alle gut durchtrainiert sein.
    Sie stand auf und lächelte. »Das mußte sein, John, ich mache es immer, bevor ich anfange.«
    »Geht es Ihnen dann besser?«
    »Ja, sehr viel.«
    »Dann will ich nichts sagen.«
    »Sie halten nicht viel von Yoga?«
    »Weiß ich nicht. Ich hab auch keine Zeit, es auszuprobieren.«
    »Die muß man sich nehmen, so wie ich.«
    »Das kann schon sein, Mandy, aber hätten Sie mir jetzt eine Lehrstunde gegeben?«
    Sie lachte bei ihrer Antwort. »Nein, das nicht.« Kokett warf sie wieder die Haare zurück. »Später können wir darüber noch mal reden.« Ihre Stimme bekam einen anderen Klang. »Falls es ein Später gibt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Mandy winkte ab. »Ach, nur so. Kümmern wir uns endlich um die wichtigen Dinge.«
    »Darauf warte ich.«
    Zuerst knipste Mandy Alwood eine zweite Lampe an. Sie stand neben dem alten Radio und war so gebogen, daß der Schein auf das Gerät fallen konnte. Ein alter Holzkasten, dessen braunes Material an den Außenseiten blankgeputzt war. An der Frontseite, übergroß, war der Lautsprecher zu sehen. Viereckig und mit beigem Stoff bespannt. Ein Staubfänger. Darunter befand sich das Frequenzband mit den beiden Drehknöpfen an den verschiedenen Seiten. Mit dem linken konnten die Sender gesucht werden, mit dem rechten veränderte sich die Lautstärke.
    Das magische Auge leuchtete grünlich auf, wenn das Radio eingeschaltet wurde, und es zeigte an, wie gut der Empfang war.
    Mandy löschte die Deckenleuchte. Jetzt brannte nur das eine Licht, und das Radio stand im Mittelpunkt.
    »Kann es losgehen?« fragte ich.
    »Gleich, John, gleich.« Mandy holte sich noch einen Stuhl und stellte ihn vor den Apparat. Sie setzte sich hin und schaltete das Radio ein. Da ich zuwenig sehen konnte, erhob ich mich von meinem Platz. Mit leisen Schritten ging ich zu ihr. Es störte sie nicht, daß ich dicht neben ihr stehenblieb.
    Mandy rieb mit den Handflächen über ihre Hosenbeine. »So«, sagte sie.
    »Jetzt kann es losgehen.« Sie drehte den Ton lauter, und ich hörte zunächst eine leise Musik, die allerdings von einem Rauschen unterbrochen wurde.
    Mandy drehte am Frequenzknopf und legte ihr Ohr dicht an den Lautsprecher.
    Das Rauschen wurde leiser, dann wieder lauter. Hin und wieder hörte ich Stimmen, dann quiekte es laut. Das magische Auge bewegte sich dabei wie irre, und Mandy suchte weiter den Kurzwellenbereich ab, stoppte an einer bestimmten Stelle und sagte leise: »Es wird nicht mehr lange dauern.«
    »Bis wann?«
    »Bis er sich meldet.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Das dürfen Sie auch sein, Mr. Sinclair.«
    Um einige Millimeter bewegte sich der Zeiger noch nach links. Da ich Mandys Hand beobachtete, sah ich, wie sich die Finger von dem Rand lösten. Die junge Frau nickte. Dabei zog sie ihre schmalen Wangen noch mehr zusammen und atmete scharf durch die Nase.
    »Haben Sie es?«
    »Nicht ganz, aber das Rauschen ist schon da.«
    »Das habe ich immer gehört.«
    »Mag sein, John, aber das hier ist ein bestimmtes Rauschen, da müssen Sie mir schon vertrauen.«
    »Tue ich doch immer.«
    Sie reagierte nicht auf meine lockere Antwort. Das Licht fiel nur auf eine Gesichtshälfte, da sie den Kopf schiefgelegt hatte, und ich konnte sehen, wie gespannt die Haut war. Auch die Augen bewegten sich nicht. Der Blick war starr auf die Verkleidung des Lautsprechers gerichtet. Mandy zeichnete mit der Zungenspitze ihre Lippen nach, nickte sich selbst zu und ließ den Kopf los.
    »Okay?«
    Mandy Alwood nickte. »Ja, das ist gut, auch das Rauschen ist dabei optimal. Sie brauchen es nämlich. Es ist für die anderen so eine Art Begleitmusik, wenn Sie verstehen.«
    »Zumindest kann ich es hören«, erwiderte ich locker.
    Mandy hatte die Antwort nicht gefallen. »Nehmen Sie das hier überhaupt ernst?«
    »Wäre ich sonst hier?«
    »Stimmt auch wieder.« Sie tippte mich an. »Kommen Sie, John.«
    »Wohin?«
    »Weg vom Radio, wir können uns wieder setzen.«
    Das tat ich
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