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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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hoch, das Laken vor die Brust gepresst. Er durfte sie nicht auf die gleiche Weise verlassen wie Rafael, so als würde sie nichts bedeuten, so als wäre sie nichts.
    »Nimm mich mit«, blökte sie heraus und schluckte gleichzeitig die demütigenden, brennenden Tränen hinunter.
    Er blieb stehen, eine Hand auf dem Türknauf, und sah sie endlich an, die Brauen fragend zusammengezogen. »Warum?«, fragte er mit distanzierter Verwirrung, als wollte ihm nicht in den Kopf, wie sie etwas so Abwegiges sagen konnte. »Einmal ist genug.« Dann verschwand er, und Drea blieb wie gelähmt sitzen. Er war so leise, dass sie nicht einmal hörte, wie die Apartmenttür auf- und wieder zuging, trotzdem spürte sie, dass er nicht mehr da war, und meinte genau bestimmen zu können, wann er die Wohnung verlassen hatte.
    Die Stille schloss sie ein, allumfassend und grabesgleich. Sie musste handeln, erkannte sie, doch jeder Handgriff schien über ihre Kräfte zu gehen. Also blieb sie sitzen und bestaunte mit angehaltenem Atem die Scherben, in die ihr Leben so plötzlich zerbrochen war. Man hatte sie aufs Kreuz gelegt, und das in mehr als einer Hinsicht.

3
    Als der Killer aus Salinas’ Wohnungstür trat, nahm er nicht den Aufzug. Stattdessen ging er leise zum Treppenhaus und zu Fuß vier Stockwerke tiefer. Er zog den Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür zu dem Luxusapartment auf, das er für mehrere Monate gemietet hatte. Irgendwo musste auch er wohnen, und obwohl er oft umzog, hatte er es gern komfortabel. Wenn es sein musste,
konnte er über lange Perioden hinweg unter elenden Umständen hausen und hatte das oft genug getan, aber zurzeit war das nicht zwingend notwendig. Außerdem amüsierte es ihn, dass er praktisch unter Salinas Nase wohnte.
    Die Stille legte sich um ihn wie eine weiche Decke. Nur wenn er ganz allein war, konnte er entspannen – wenigstens so weit, wie er überhaupt entspannen konnte. Die Räume waren sparsam eingerichtet, nicht weil er kein Geld für Möbel gehabt hätte, sondern weil er den freien Raum, die Leere genoss. Er hatte etwas zum Schlafen und zum Sitzen. Er hatte einen Fernseher und einen Computer. Die Küche war so weit eingerichtet, dass er damit auskam. Mehr brauchte er nicht.
    Wenn er hier wieder auszog, würde er alles mit einem Reinigungsmittel abwischen, um alle Fingerabdrücke auszulöschen, die er eventuell hinterlassen hatte, dann würde er die Möbel einer Wohltätigkeitsorganisation spenden. Zu guter Letzt würde er das Apartment professionell reinigen lassen, danach wäre es so, als wäre er nie hier gewesen.
    Er würde einen Teil seiner Kleidung mitnehmen, aber im Grunde benutzte er seine Kleidung wie seine Möbel nur ein paar Mal und spendete sie danach. Falls ein tüchtiger Forensiker einen Faden finden sollte, den erst er übersehen hatte und der danach auch dem Reinigungstrupp entwischt war, und falls durch einen kolossalen Zufall ein Ermittler auf seine Spur kommen sollte, würde nichts in seiner Garderobe zu diesem Faden passen.
    Sein Computer war seine Achillesferse, doch ohne ihn konnte er unmöglich die Recherchen anstellen, die vor jedem Job zu erledigen waren, darum begrenzte er das Risiko so weit wie möglich, indem er periodisch die Festplatte löschte, sie entfernte und eine neue installierte. Als letzte
Vorsichtsmaßnahme wurde die alte Festplatte zertrümmert. Seine Sicherheitsvorkehrungen waren zeitintensiv, aber sie gehörten zu seinem Leben. Er ärgerte sich nicht darüber, er erledigte sie einfach.
    Er reiste mit leichtem Gepäck, und er reiste schnell. Er fühlte sich an nichts gebunden, es gab also nichts, was er nicht zurücklassen konnte. Und was die Beziehungen zu seinen Mitmenschen betraf … die waren so flüchtig wie die zu seinen Sachen. Es gab Menschen, die er mochte, ganz allgemein gesehen, aber niemanden, für den er wirklich starke Gefühle empfand. Er wurde nicht einmal wütend, denn das betrachtete er als Zeitverschwendung. Falls es um eine Kleinigkeit ging, kümmerte er sich nicht weiter darum; wenn er die Sache klären musste, erledigte er das ruhig und effizient und verschwendete keine Zeit damit, sich hinterher darüber zu grämen.
    Dass er ein Killer war, bereitete ihm weder Kopfzerbrechen, noch nahm er sich deswegen besonders wichtig; es war schlicht sein Beruf. Der Killer war ein Mensch, der sich selbst kannte und mit diesem Wissen leben konnte. Er empfand nicht wie andere Menschen; Gefühle erlebte er nur gedämpft und wie aus weiter
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