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Sueße kleine graue Maus

Titel: Sueße kleine graue Maus
Autoren: Sandra Brown
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Toast und eine halbe Grapefruit zum Frühstück. Wir sind schon kilometerweit gelaufen. Meine Füße tun mir weh. Können wir uns nicht irgendwo hinsetzen und etwas essen?«
    »Nur noch ein paar Interviews«, entgegnete Susan geistesabwesend, während sie die restlichen Namen auf der Liste studierte.
    »Aber ich bin müde.«
    Als der Aufzug das Erdgeschoß erreicht hatte, schob Susan ihre Tochter hinaus. »Du denkst wirklich nur an dich, Rana. Ich habe dich aus dieser unglücklichen Ehe rausgeholt. Ich habe mein Haus verkauft, um dich nach New York zu bringen. Ich opfere mich für deine Karriere auf. Und was ist der Dank dafür? Du jammerst mir ständig was vor.«
    Rana sagte nicht, was sie dachte. Die Model-Idee stammte von ihrer Mutter, nicht von ihr, es war Susans Wunsch gewesen, das Haus in Des Moines zu verkaufen und nach New York zu ziehen. Und ihre Ehe war zerbrochen, weil sich Susan dauernd eingemischt hatte.
    »Unser nächster Termin ist in einer Viertelstunde. Wenn du aufhörst, so herumzutrödeln, sind wir fünf Minuten früher da. Dann hast du noch Zeit genug, dein Make-up aufzufrischen. Daß du auch nie lernst, wann sich ein Lächeln oder ein verführerischer Blick auszahlt. Einer dieser Agenten muß doch erkennen, was in dir steckt!«
    Dieser Agent war schließlich Morey Fletcher gewesen. Sein Büro gehörte nicht zu den renommierteren Agenturen. Er hatte Übergewicht, eine beginnende Glatze und wirkte schlampig und mürrisch. Sein Name stand ganz unten auf Susans Liste.
    Aber er sah an der Mutter vorbei auf das neunzehnjährige Mädchen im Hintergrund. Sein Magen krampfte sich zusammen, und das lag nicht an dem Corned-beef-Sandwich, das er sich aus dem Feinkostladen an der Ecke hatte holen lassen. Wenn schon ein übersättigter Profi wie er von diesem Gesicht und diesen Augen fasziniert war, dann würden das auch andere, bedeutendere Leute sein.
    »Setzen Sie sich, Miss Ramsey.« Er bot zuerst dem Mädchen einen Stuhl an. Überrascht sank Rana darauf nieder und streifte sogleich die Schuhe ab. Fletcher lächelte, und Rana erwiderte sein Lächeln.
    Innerhalb von zwei Tagen war der Vertrag ausgearbeitet, wiederholt von Susan überprüft und endlich unterzeichnet. Das war der Anfang. Allein der Gedanke an die darauf folgenden Monate machte Rana krank.
    Sie ließ die Schultern hängen. Sie senkte den Kopf, und ihr Haar fiel wieder über die klassischen Wangenknochen.
    Dann zog sie ein abgetragenes T-Shirt zum Schlafen an und trat ans Fenster. Wenn sie genau hinhörte, konnte sie das Rauschen der Wellen vom Golf von Mexiko nur ein paar Häuserblocks entfernt vernehmen. Zikaden und Grillen zirpten ihr schrilles Konzert in den Ästen.
    Immer noch klangen diese Geräusche neu und fremdartig für Rana. Sie waren so ganz anders als der Großstadtlärm, der bis zu ihrem Fenster des Apartments im zweiunddreißigsten Stockwerk an der Upper East Side gedrungen war. Und das schlicht möblierte Schlafzimmer in Rubys Pension gefiel ihr viel besser als das nüchterne, moderne Apartment in New York. Rana schätzte die ruhige, friedliche und von einem kühlen Profi eingerichtete alte Villa wesentlich mehr.
    Nur daß sie an diesem Abend alles andere als Ruhe und Frieden empfand.
    Wie unruhig und nervös sie wirklich war, bemerkte sie allerdings erst, als sie zwischen die kühlen Laken schlüpfte. Der Schlaf wollte nicht kommen. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem Mann zurück, der nun so nahe bei ihr wohnen und schlafen würde, nur ein paar Meter von ihr entfernt am anderen Ende des Flurs. Er entsprach so sehr dem Bild des typischen Machos, daß man hätte lachen können. Seltsamerweise jedoch war es Rana überhaupt nicht zum Lachen zumute.
    Einerseits fühlte sie sich erleichtert - er hatte sie nicht erkannt. Natürlich beschränkte sich seine Lektüre hauptsächlich auf Sportzeitschriften. Die Vogue hatte er wahrscheinlich nie gelesen. Miss Ramsey sah auch kaum einem der Models der Kosmetikbranche im Werbefernsehen ähnlich. Und niemand würde erwarten, daß sich die weltbekannte Rana in einer schäbigen Pension in Galveston, Texas, aufhielt.
    Was war ihm bloß eingefallen, ihre Hand zu küssen? Das hatte er aus reinem Übermut heraus getan. Wie konnte sie nur unter demselben Dach mit einem Mann leben, der so von sich eingenommen war?
    Sie würde ihn einfach ignorieren, entschied sie.
    Aber schon lauschte Rana auf seine Schritte draußen im Treppenhaus und fragte sich, was er wohl gerade machte. Wütend auf sich
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