Sueße kleine graue Maus
Türklinke. Trent drückte sich gegen den Türrahmen und ließ sie vorbei. Rana trug den Orangensaft in die Küche.
»Ich hoffe, Sie haben gut aufgepaßt, damit Sie beim nächsten Mal wissen, wo alles ist.«
»Sie hatten wie immer meine ungeteilte Aufmerksamkeit, liebe Miss Ramsey!«
Rana zog es vor, diese Bemerkung zu ignorieren. Sie holte den Dosenöffner aus der Schublade, öffnete die Dose und schenkte ihm ein Glas Orangensaft ein. »Hier.« Sie reichte ihm das Glas.
»Danke.« Er zwinkerte ihr zu. Dann hob er das Glas an die Lippen, legte den Kopf zurück und trank in großen, durstigen Schlucken. Rana beobachtete seinen Adamsapfel, der sich hob und senkte.
»Mehr bitte.« Trent hielt ihr das leere Glas hin, und Rana füllte es automatisch nach. Er stürzte den Saft genauso schnell hinunter wie das erste Mal und leckte sich die Lippen. »Das hat gutgetan. So, jetzt kann ich langsamer trinken.«
»Wollen Sie etwa noch mehr?« fragte sie ungläubig, als er ihr das leere Glas entgegenstreckte.
Sein Blick schien ihre getönte Brille zu durchdringen. »Manchmal bin ich eben unersättlich, Miss Ramsey«, antwortete er und blickte dabei auf ihren Mund.
»Hallo, Ruby!«
Rana fuhr hoch. Das war die muntere Stimme des Briefträgers. Er hatte sich angewöhnt, jeden Tag mit Ruby zu plaudern, wenn er die Post brachte. Wäre Ruby zwanzig Jahre jünger gewesen, hätte Rana behauptet, sie würden miteinander flirten. Vielleicht war's ja auch so, trotz Rubys Alter.
Sie stellte den Fruchtsaft auf den Tisch. »Bedienen Sie sich, Mr. Gamblin. Nur herein, Mr. Felton«, rief sie dem Briefträger zu und eilte ihm entgegen. »Ruby ist nicht daheim. Du liebe Güte, ist das viel heute!«
»Das meiste sind Rechnungen. Und ein paar Illustrierte. Haben Sie alles? Richten Sie Ruby bitte einen Gruß von mir aus.«
»Ja, mach' ich.«
Rana kehrte mit der Post in die Küche zurück und ließ alles auf den Tisch fallen. Als sie die Briefe durchschaute, ob irgend etwas für sie dabei wäre, stellte sich Trent dicht hinter sie.
Es war ihm schon fast zur zweiten Natur geworden, Miss Ramsey zu beobachten und zu analysieren. Sie war so anders als alle Frauen, die er kannte. Er hatte noch nie so häßliche Kleider gesehen, wie die, die sie heute trug. Ihre weite Hose, in die zwei Frauen ihrer Größe hineingepaßt hätten, war in der Taille mit einem praktischen Ledergürtel zusammengebunden. Auf einem Kriegsschiff hätte man ein so derbes Kleidungsstück gerade noch tolerieren können - aber hier?
Wenn diese Miss Ramsey überhaupt einen Po hatte, konnte man den nur erahnen. Auch die Form ihrer Beine blieb ein Geheimnis. Und nicht einmal für die Lumpensammlung hätte man dieses farbbekleckste Männerhemd noch geben können.
Rana hatte die Ärmel aufgerollt, aber darüber trug sie eine unförmige Strickjacke, die bis zur Hüfte reichte. Ihr Busen war völlig versteckt. Trent verging fast vor Neugier, wie ihre Brüste wohl aussehen mochten.
Er sah hinunter auf Ranas Scheitel. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Haar irgendwie in Form zu bringen. Es hing gerade über ihren Rücken, gepflegt zwar, aber ansonsten völlig langweilig. Es duftete. Trent mochte den blumigen Duft ihres Shampoos. Oder kam er vielleicht von ihrem Badezusatz?
Der Gedanke an Miss Ramsey im Schaumbad war einfach absurd. Aber alle Frauen, so hausbacken sie auch sein mochten, liebten irgendeine Art von weiblichem Luxus, oder etwa nicht? fragte er sich. Bestimmt nahm sie manchmal ein Schaumbad. Ganz sicher.
Aber was zog sie danach an? Hauchfeine Spitzenunterwäsche, so zart wie Spinnweben? Irgendwie konnte er sie sich nicht in frivoler oder phantasievoller Wäsche vorstellen. Wahrscheinlich bevorzugte sie Baumwollhosen und -hemden, die alles züchtig bedeckten.
Warum zum Teufel machte er sich Gedanken über Miss Ramseys Unterwäsche? Stand er wirklich hier und phantasierte über ihre Dessous? Großer Gott, vielleicht brauchte er dringender eine Frau, als er gedacht hatte. Womöglich war sein Körper schon ganz ausgehungert und hatte gerade einen Hilferuf an sein Gehirn geschickt. Vielleicht sollte er Tom anrufen, damit er ihm ein Häschen schickte. Unverzüglich. Per Eilboten.
Nein, nein, dachte er und verwarf diese Idee auf der Stelle. Zum Teufel! Gerade aus dem Grund hatte er Houston verlassen! Mit all dem wollte er doch nichts mehr zu tun haben. Er hatte zu viele Nächte durchgefeiert. Für die nächsten Wochen würde er Frauen einzig und allein in
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