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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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»Wäre das nicht eine wundervolle Gelegenheit für einen Flirt?«
    Miranda lächelte und horchte bloß. Außer den Schritten der Männer, dem Rascheln des Einwickelpapiers war kein Geräusch zu vernehmen. Sie atmete tief durch und versuchte die Visionen zu verscheuchen, die Georgettes Worte heraufbeschworen hatten. Bilder von breiten Schultern und kraftvollen Händen, die allerdings nicht Billy gehörten … Unwirsch nippte sie an ihrem Tee und schalt sich eine Närrin.
    So früh am Tag würde Mr. Jeffries sowieso kaum eintreffen.
    Und sicherlich würde er nicht ihretwegen kommen. Aber aus welch anderem Grund hätte er sonst sein Päckchen verstecken sollen? Dass er das getan hatte, stand für sie völlig außer Frage. Sie begann zu zittern und ärgerte sich erneut, dass sie diesem zweifellos verführerischen Mann erlaubte, eine so verheerende Wirkung auf sie auszuüben.
    Zum Glück bemerkte Georgette nichts von ihrem inneren Aufruhr. Sobald sie ein Geheimnis witterte, ließ sie nämlich normalerweise nicht locker, bis sie es enthüllt hatte. Aber jetzt befasste sie sich mit Interessanterem: mit der Zeitung, die sie aus ihrer Tasche nahm und auf dem Tisch ausbreitete. »Frisch aus der Druckerei in der Fourth Street!«
    »Und du hast die Kolumne nicht sofort verschlungen?«, hänselte Miranda sie, froh über die willkommene Ablenkung. »Unglaublich!«
    »Damit habe ich gewartet, bis ich bei dir bin. Während eines qualvoll langen Weges an fünf Häuserblöcken vorbei. Sei nett zu mir, sonst gehe ich eines Tages in den Teesalon unten an der Straße und lese alles allein.«
    Georgette griff wieder in ihre große Tasche und zog eine Schale hervor, die nach frischem, süßem Gebäck duftete. Als sich das köstliche Aroma mit dem Geruch der Druckerschwärze und dem Bücherstaub mischte, ließ Mirandas Anspannung nach. Auf ihrem Stuhl zurückgelehnt, wandte sie sich vom Fenster ab und beschloss, von nun an die Türglocke zu ignorieren und lieber die angenehme Abwechslung zu genießen: den Tee, das Gebäck, Georgettes Gesellschaft, den neuesten Klatsch und Tratsch …
    Warum bloß dachte sie immerzu an diesen Mann, der ihr bereits eine schlaflose Nacht beschert hatte?
    »Stell dir vor, seit zwei Wochen muss ich mein Korsett um einen Fingerbreit weiter schnüren«, klagte Georgette und biss genießerisch in ein Gebäckstück. »Und bei dir dehnt sich keine einzige Naht.«
    »Weil ich nicht jeden Morgen, Mittag und Abend himmlisches Gebäck esse. Aber deine Verehrer scheinen sich nicht zu beschweren.«
    »Dann kann ich ja unbesorgt noch ein Stück essen«, kicherte Georgette.
    Miranda lachte mit ihr und nahm sich einen Scone mit Marmelade. Warum sollte sie nicht auch mal über die Stränge schlagen, dachte sie und gönnte sich einen großen Bissen.
    Gemeinsam beugten sich die Freundinnen anschließend über die Klatschspalte, die als beste in ganz London galt.
    »Oh, Mr. C. kehrt zum Studium auf den Kontinent zurück«, seufzte Georgette. »Und ich hatte gehofft, diesmal würde er länger hierbleiben.« Bei jeder morgendlichen Konversation erwähnte sie den jungen Mann.
    »In Paris studiert er, wie beneidenswert«, seufzte Miranda.
    »Kauf dir eine Passage in Dover und fahr hin, ohne es irgendwem zu erzählen, der dir’s ausreden würde. Allerdings wäre für dich Paris verschwendet«, fügte Georgette abschätzig hinzu. »Weil du in Museen verkümmern würdest, statt in der neuesten Mode zu schwelgen.«
    Miranda zwickte sie in den Arm und las weiter die Kolumne. »Das hat er gesagt«, murmelte sie und strich mit einem Finger über einige Zeilen. »Also hat sich das Gerücht herumgesprochen.«
    »Welches?« Georgette schlug Mirandas Hand weg, um zu sehen, was das Interesse der Freundin erregte. »Aha, eine Fortsetzung der Sieben Geheimnisse ? Großartig! Und du weißt es schon länger? Warum hast du’s mir verschwiegen? Mit dieser Neuigkeit hätte ich gestern Abend bei den Mortons prahlen können. Hat der Autor deinen Brief beantwortet?«
    »Gestern erhielt ich eine kurze Nachricht von ihm«, erwiderte Miranda errötend.
    Georgette hob fragend eine ihrer perfekt geschwungenen Brauen, die rötlich wie ihr Haar waren. »Und was sonst noch?«
    »Ein Buch.«
    »Wie langweilig! Was für eins?«
    Geistesabwesend deutete Miranda auf eine Zeitungsanzeige, die den Gruselroman anpries.
    »Nein!« Georgette riss die Augen auf. »Seit einer Ewigkeit fieberst du dieser Lektüre entgegen. Und er hat dir ein Vorausexemplar
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