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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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an den Ladentisch trat, brach sie in ein kokettes, geübtes Gelächter aus und warf ihren Kopf zurück. Kupferrote Locken quollen unter dem Hut hervor und umrahmten in perfekten Kringeln ihr Gesicht.
    »Meine Liebe«, rief Georgette Monroe, streckte eine Hand aus und drückte Mirandas Finger. »Wie wunderbar, dich an diesem schönen Frühlingsmorgen wiederzusehen!« Graziös vollführte sie eine Vierteldrehung. »Und Mr. Higgins!« Sie spielte mit den Hutbändern, wickelte eines um ihren Daumen, und in ihre Augen trat ein mysteriöses Glänzen – ein Ausdruck, den sie bestimmt lange vor dem Spiegel geübt hatte und jetzt ausprobierte. »Welch ein prachtvolles Wetter!«
    Peter stammelte einen Gruß. Bei ihm hatte der Blick jedenfalls gewirkt, denn das Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    »Georgette«, mahnte Miranda. Offensichtlich befand sich ihre Freundin in einer gefährlichen Stimmung. »Ich dachte, du würdest heute Morgen deinem Vater helfen?« Manchmal kümmerte Georgette sich um die Geschäftsfreunde, Kaufleute wie Mr. Monroe, und verstand es ausgezeichnet, sie beim Lunch oder beim Tee zu umgarnen.
    Ihre in seidenen Handschuhen steckenden Finger drehten die pfauenblauen Hutbänder. »Oh, die Investoren hatten Schwierigkeiten mit der Kutsche. Deshalb wurde der Lunch verschoben, und Daddy hat mich zum Einkaufen geschickt. Ich soll neue Blumen für die Spaliere aussuchen. Habe ich nicht neulich erwähnt, dass ich dringend Hilfe im Garten brauche, Miranda? Einen Mann mit starken Muskeln für verschiedene Aufgaben …«
    Peters Hand rutschte von der Tischkante ab, während Miranda seufzend den Augenaufschlag ihrer Freundin beobachtete. »Peter, Miss Monroe und ich werden jetzt einen Tee trinken.« Sie hob das Tablett mit dem Teeservice hoch. Glücklicherweise hatte sie genug Tee aufgebrüht. Dann murmelte sie, sodass nur Georgette es hören konnte: »Allerdings glaube ich, Miss Monroe hätte eher eine Abkühlung nötig.« Zu Peter gewandt, fuhr sie in normalem Ton fort: »Kümmern Sie sich inzwischen um die Kunden?«
    Verstört nickte er, und sie fragte sich, ob sie ihm wirklich den Laden überlassen konnte, denn sobald Georgette sich in der Nähe befand, war mit ihm nichts anzufangen. Trotzdem trug sie das Tablett nach hinten, wo hinter einem Regal versteckt an einem Fenster, das zur rückwärtigen Gasse hinausging, ein Tisch und Stühle standen. Bevor die Freundin ihr folgte, winkte sie Peter anmutig zu.
    »Machst du Peter schon wieder schöne Augen?«, flüsterte Miranda erbost.
    »Darf ein Mädchen so breite Schultern nicht bewundern?«
    »Du bist unverbesserlich«, schimpfte Miranda und stellte das Tablett auf den Tisch.
    In diesem Moment wehte eine frische Aprilbrise in die Buchhandlung, die zusammen mit dem leisen Bimmeln des Türglöckchens neue Kundschaft ankündigte. Nervös lauschte Miranda, atmete erst auf, als sie eine weibliche Stimme vernahm.
    »Ich übe nur«, verteidigte sich Georgette.
    »Mit Peter? Das ist gemein, der arme Kerl wird irgendwann an gebrochenem Herzen zugrunde gehen.« Miranda setzte sich und ordnete ihren Kattunrock. »Dann nämlich, wenn du es auf ein Paar blank polierter Reitstiefel abgesehen und für ihn keinen Blick mehr übrig hast.«
    »Ach, die Männer sind doch nur auf der Welt, um sich nach uns Frauen zu sehnen«, meinte Georgette und nahm Platz. »Und um mich zu begehren.«
    Miranda warf ihr einen vernichtenden Blick zu und schenkte den Tee ein, ohne einen einzigen Tropfen zu vergießen.
    »Allmählich entwickelst du dich zu einer griesgrämigen Nörglerin, liebe Miranda, und zu einem richtigen Blaustrumpf.« Georgette nahm ihren Hut ab und legte ihn neben sich auf einen Stuhl. »Also wirklich, diese akademische Besessenheit droht alle Flammen in deinem Herzen zu löschen. Seit Ewigkeiten kein einziger Flirt! Du bringst mich noch zur Verzweiflung.«
    Als die Ladenglocke erneut bimmelte, hielt Miranda wieder die Luft an.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung, Mr. Higgins«, hörte sie die Stimme des Lieferanten. »Bevor Billy und ich hierherkamen, mussten wir acht andere Adressen ansteuern.«
    Miranda spähte durch das teilweise noch vom Morgennebel beschlagene Seitenfenster und beobachtete, wie Billy, der Fahrer des Lieferdienstes, das Gespann die Straße entlang zu einer Stelle lenkte, wo es warten konnte.
    »Was für imposante Schultern dieser Billy hat! Und wie fest seine starken Hände die Zügel umfassen!« Georgette zwinkerte Miranda über ihre Teetasse hinweg zu.
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