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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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Buch auf die Tischplatte. »Sie sind gekommen, um ein Paket abzuholen?«
    »Allerdings. Bücher.« Trotz seines freundlichen Lächelns ließ sich das boshafte Funkeln in den dunklen Augen nicht übersehen.
    Offenbar amüsierte er sich königlich. Auf ihre Kosten. Die ganze Zeit hatte er sein Spielchen mit ihr getrieben, statt sofort nach seinem Paket zu fragen.
    »Gut.« Ihre höfliche Zurückhaltung war ebenso verflogen wie der letzte Rest ihres Humors. »Name?«
    Er reichte ihr einen Zettel, auf dem in der Krakelschrift ihres Onkels »Jeffries« stand. Dieses braune, mit Bindfäden umwickelte Päckchen hatte sie vorhin gesehen.
    »Gewiss, Sir, die Sendung wartet auf Sie.« Nach kurzer Pause fügte sie trocken hinzu: »Schon seit einer ganzen Weile.«
    Sie hob die beiden Pakete, die zuoberst lagen, vom Stapel herunter. Kein Jeffries. Sie hätte schwören können, dass es das dritte von oben gewesen war. Konnte es vielleicht woandershin geraten sein? Sie überprüfte die restlichen Päckchen, auch den zweiten Stapel. Kein Jeffries.
    »Probleme?«, fragte der Gentleman.
    »Nein, nein …« Miranda runzelte die Stirn. »Nur einen Moment noch. Da war es doch …« Systematisch las sie die Namen auf allen Paketen ein zweites Mal. Wieder nichts. Wie durch Zauberei musste das Päckchen verschwunden sein.
    »Und jetzt?«
    »Verzeihen Sie, Mr. Jeffries, ich …, ich kann Ihr Paket nicht finden.«
    Hatte sie nicht soeben verkündet, es warte schon seit einer ganzen Weile auf ihn? Sie sollte in Zukunft lieber wieder den Mund halten.
    »Lassen Sie mich noch einmal nachschauen.«
    Als sie ihn mit seinem Namen angesprochen hatte, war ihr sein eigenartiges Lächeln aufgefallen. Jetzt aber winkte er ab. »Ich habe keine Zeit mehr – ich bin ohnehin bereits spät dran.«
    Entgeistert starrte sie ihn an. Bisher hatte er nicht den Eindruck erweckt, als müsse er sich beeilen.
    »Ja, ich bin verabredet. Das Päckchen werde ich morgen abholen, zusammen mit dem Voltaire. Falls der nicht ebenfalls verschwindet.«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Wunderbar! Guten Tag, Miss …?«
    War das Reh bereits in die Fänge des Wolfs geraten? »Chase«, sagte sie, und es klang beinahe wie eine Frage.
    »Wollen Sie von mir wissen, ob Sie so heißen, oder teilen Sie mir das mit?«, antwortete er auch prompt.
    »Sir, Sie sind reichlich unverschämt!«
    Grinsend berührte er erneut die Sieben Geheimnisse der Verführung . »Ich hoffe, Sie werden bald herausfinden, wie unverschämt. Guten Tag, Miss Chase.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Laden. Leise bimmelte das Glöckchen, bis die Tür ganz ins Schloss gefallen war. Sie schien viel länger zu brauchen als sonst, und das spiegelte irgendwie den Aufruhr in ihrem Inneren wider. Weder kamen ihre Atemzüge zur Ruhe noch ihre wirren Gedanken.
    Trotzdem zwang sie sich, wieder an ihre Arbeit zu gehen: die Bücher vom Ladentisch in die Regale zurückzuräumen und endlich Staub zu wischen. Irgendwann entdeckte sie auch das vermisste Päckchen. Ganz oben, wo der Shakespeare gestanden hatte.
    Mirandas Herz begann zu rasen.

2
    Lieber Mr. Pitts, höchst ärgerliche und unerwartete Gerüchte kommen mir zu Ohren …
    Aus der Feder von Miranda Chase
    Mirandas Hand berührte das frisch eingewickelte Paket, in dem sich jetzt auch der Voltaire befand.
    »Bleiben noch zwei Sendungen, die gepackt werden müssen.« Peter tauchte aus dem Hintergrund des Ladens auf.
    Hastig zog sie ihre Finger zurück, hantierte mit dem Kassenbuch und strich eine Locke hinter ihr Ohr. »Ja, gewiss …« Ihre Stimme klang etwas zu hoch und zu schrill.
    Peter warf ihr einen sonderbaren Blick zu. Dann zuckte er die Achseln. »Darum kümmere ich mich. Das da hätten Sie nicht neu einwickeln müssen.«
    »Oh, das war keine große Mühe.«
    Mirandas verlegenes Lachen glich dem Klang des Türglöckchens, wenn es sich aufhängte. Entschlossen legte sie das Päckchen in ein Fach unter dem Ladentisch und versuchte es zu vergessen. Was für alberne Gedanken … Wenn dieser Mann wiederkam, würde er sich gar nicht mehr an den langweiligen Flirt erinnern.
    »Geht es Ihnen besser, Peter?«
    Er warf sich dramatisch in die Brust. »Gesünder könnte niemand sein.«
    Das Glöckchen bimmelte. Mirandas Herzschlag setzte aus, und vorsichtig spähte sie in Richtung der Eingangstür. Ein voluminöser Hut mit Pfauenfedern verriet ihr, dass es nicht der war, den sie erwartete, und ihre verkrampften Schultern entspannten sich.
    Als die Besitzerin des Hutes
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