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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
Autoren: James Patterson
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Entführung einzustufen. Lösegeld, Freilassung. O ja, bitte lass es eine Entführung sein, betete er.
    » Meine Familie hat Geld, Sir«, sagte Jacob in dem Versuch, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen, was ihm aber nicht gelang.
    » Stimmt«, bestätigte der Mann freundlich. Er hätte der Sprecher eines Klassiksenders sein können. » Genau darin liegt das Problem. Deine Eltern haben zu viel Geld und zu wenig Verstand. Sie besitzen einen Mercedes McLaren, einen Bentley – oh, und einen Prius. Wie umweltfreundlich. Ihrer Scheinheiligkeit hast du es zu verdanken, dass du hier bist. Zu deinem Leidwesen scheint dein Vater sein Zweites Buch Mose, Kapitel 20 , Vers fünf vergessen zu haben: ›Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott. Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen.‹«
    Jacob zuckte heftig auf der harten Schulbank, als der Edelstahllauf einer Pistole sanft seine rechte Wange streichelte.
    » Jetzt werde ich dir ein paar Fragen stellen«, sagte sein Entführer. » Deine Antworten sind entscheidend. Du hast doch schon von der Alles-oder-nichts-Regel gehört.«
    Die Pistole stupste Jacob kräftig ins Gesicht, während der Hammer mit einem scharfen Klicken gespannt wurde.
    » Dieser Test, den du über dich ergehen lassen wirst, lautet ›Alles oder Tod‹. Jetzt die Frage Nummer eins: Wie hieß dein Kindermädchen?«
    Wer? Mein Kindermädchen? Jacob war verwirrt. Was sollte das?
    » R…R…Rosa?«, antwortete Jacob.
    » Richtig. Rosa. So weit, so gut, Master Dunning. Und weiter: Wie hieß sie mit Nachnamen?«
    O Scheiße, dachte Jacob. Abando? Abrado? Irgendwas in der Art. Er wusste es nicht. Die liebe, dumme Frau, mit der er Verstecken gespielt hatte. Die ihm nach der Schule das Essen hingestellt hatte. Rosa, ihre warme Wange an seine drückend, als sie ihm geholfen hatte, die Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen auszupusten. Wieso wusste er ihren Nachnamen nicht?
    » Die Zeit ist um«, sang der Mann.
    » Abrado?«, riet Jacob.
    » Weit gefehlt«, antwortete der Mann angewidert. » Sie hieß Rosalita Chavarria. Sie war ein Mensch, weißt du? Sie hatte tatsächlich einen Vor- und einen Nachnamen. Genau wie du. Sie war aus Fleisch und Blut. Genau wie du. Sie starb letztes Jahr. Ein Jahr nachdem deine Eltern sie rausgeworfen hatten, weil sie vergesslich wurde, ging sie zurück in ihr Heimatland. Was uns zu unserer dritten Frage führt: Aus welchem Land stammte Rosa?«
    Woher, zum Teufel, wusste der Kerl von Rosas Tod? Wer war er? Ein Freund von ihr? Er hatte keinen spanischen Akzent. Was sollte das hier?
    » Nicaragua?«, versuchte es Jacob.
    » Wieder falsch. Sie stammte aus Honduras. Einen Monat nach ihrer Rückkehr – sie wohnte in einer Einraumhütte, die ihrer Schwester gehörte – musste sie sich die Gebärmutter herausnehmen lassen. In einem Krankenhaus der untersten Kategorie erhielt sie verseuchtes Blut und steckte sich mit HIV an. Honduras weist in der westlichen Welthalbkugel die höchste Aids-Rate aus. Wusstest du das? Klar wusstest du das.
    Jetzt die Frage vier: Wie hoch ist in Honduras die durchschnittliche Lebenserwartung eines HIV-positiven Menschen nach der Infektion? Ich gebe dir einen Tipp. Der Wert liegt weit unter dem in diesem Land geltenden Wert von fünfzehn Jahren.«
    Jacob Dunning begann zu weinen.
    » Ich weiß es nicht. Woher soll ich das wissen? Bitte.«
    » Das funktioniert so nicht, Jacob«, drohte der Mann und schlug mit der Mündung seiner Waffe kräftig gegen die Zähne des Jungen. » Vielleicht habe ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt. In diesem Unterricht zählt kein Elitehochschulwissen. Es gibt keine Tutoren. Keine hilfreichen Strategien, um deine Punktzahl zu maximieren. Du kannst nicht schummeln, und die Ergebnisse sind endgültig. Dies ist ein Test, für den du dein ganzes Leben lang hättest büffeln müssen, doch ich habe das Gefühl, du lässt nach. Also würde ich versuchen, etwas konzentrierter nachzudenken. Die Lebenserwartung von HIV-Positiven in Honduras! Antworte! Sofort!«

3
    In der Sporthalle der Holy Name School wurde die katholische Grundschulversion der March Madness – die Finalrunde der besten College-Basketballteams – ausgetragen. Ein ohrenbetäubender Lärm aus knallenden Basketbällen, schreienden Cheerleadern und johlenden, unter Zuckerschock stehenden Kindern, die auf Heelys über den laminierten Hartholzboden schlitterten, erhob sich zu den geschnitzten Engeln an den
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