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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
Autoren: James Patterson
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Dachsparren.
    Doch es war nicht nur laut, sondern auch viel zu heiß, staubig und eng. Allerdings hätte mein Glück nicht größer sein können.
    Ich befand mich dort, wo ich immer bin, wenn Chaos herrscht – genau mittendrin. Mit einer Pfeife um den Hals stand ich am Centre-Court und beobachtete Korbleger und Passübungen, mit denen sich unsere Juniormannschaft, die Holy Name Bulldogs, aufwärmte. St. Ann’s, unser Gegner vom anderen Ende der Stadt auf der Third Avenue, tat dasselbe auf der anderen Seite des Spielfeldes.
    Da einer meiner Söhne, Ricky, in der Jugendmannschaft, und ein anderer, Eddie, in der Juniormannschaft spielte, hatte ich irgendwie zustimmend genickt, als mich die Schulleiterin, Schwester Sheilah, bat, den Trainer der Juniormannschaft zu ersetzen. Zunächst hatte ich mich innerlich gesträubt. Hallo? Alleinerziehender Vater mit zehn Kindern? Habe ich nicht schon genug zu tun? Aber Schwester Sheilah riecht Trottel wie mich fünf Kilometer gegen den Wind.
    Die Übungen im Umgang mit dem Ball, die Aufzeichnungen an der Tafel, nach dem Spiel die Klappstühle wegräumen – all das, die Arbeit als Trainer, machte mir sogar Spaß. Ich wusste nicht, ob es einer meiner Jungs auf NBA-Niveau schaffen würde, aber mit ansehen zu dürfen, wie sie Selbstvertrauen gewannen und die wilde Meute aus Individualisten auf wunderbare Weise zu so etwas wie einer Mannschaft mit Gemeinschaftssinn zusammenwuchs, war nicht die schlechteste Art, einen Sonntagnachmittag zu verbringen.
    Das Gejohle beim Hochball wurde so laut, dass ich mein Mobiltelefon an der Hüfte kaum hörte. Ich erkannte die Nummer nicht als Dienstnummer, aber das bedeutete nicht viel. Wir wechselten uns bei meiner neuen Stelle mit den Wochenendbereitschaftsdiensten immer ab. Und wen hatte es wohl dieses Wochenende erwischt?
    » Bennett hier«, schrie ich.
    » Mike, hier ist Carol. Carol Fleming.«
    Verdammt, dachte ich und schloss die Augen. Ich wusste es. Carol war meine neue Chefin. Nun, eigentlich die neue Chefin meines Chefs. Carol Fleming war die Leiterin der Sonderermittlungseinheit der New Yorker Polizei, was allein schon eine große Sache gewesen wäre, wenn sie nicht zusätzlich noch als erste Frau auf diesem Posten gesessen hätte.
    Im Januar war ich von der Mordkommission Manhattan Nord zur Abteilung für Kapitalverbrechen versetzt worden, die unter ihrer Leitung stand. Obwohl ich die Mordkommission vorzog, musste ich zugeben, dass die Abteilung für Kapitalverbrechen, die bei großen Banküberfällen, Kunstraub und Entführungen ermittelte, auf mich auch nicht gerade wie eine Schlaftablette wirkte.
    » Was ist los, Chefin?«, fragte ich.
    » Möglicherweise gab es eine Entführung. Sie müssen zu April Dunning in der One West 72 nd Street, Apartment 10 B fahren. Ihr Sohn, Jacob, scheint vermisst zu werden. Jacobs Vater, Donald Dunning, ist Gründer und Generaldirektor von …«
    » Latvium and Company, dem multinationalen Pharmazieunternehmen«, beendete ich den Satz für sie. » Ich habe von ihm gehört.«
    Eigentlich hatte ich beim Zahnarzt meiner Kinder im Forbes von ihm gelesen. Dunning war Milliardär und einer der Golfkumpel unseres Bürgermeisters. Mir war klar, worauf dieser Anruf abzielte.
    » Wie alt ist der Junge?«
    » Achtzehn«, antwortete Carol.
    » Achtzehn? Jacob wird nicht vermisst. Er ist achtzehn.«
    » Ich weiß, wonach sich das anhört, Mike. Jemand mit Verbindungen ins Rathaus sucht womöglich nach seinem partygeilen Sohn. Sei’s drum, Sie müssen das trotzdem überprüfen. Melden Sie sich anschließend bei mir, so schnell Sie können.«
    Ich notierte Uhrzeit und Adresse auf der Rückseite meiner Spielerliste, nachdem ich aufgelegt hatte. Das Kind von jemand anderem suchen? Ich hatte doch schon genug damit zu tun, meinen eigenen hinterherzulaufen. Ich winkte Seamus, der wie ein Wilder buhte, als einer der St.-Ann-Spieler einen Dreier landete.
    » Holst du mich von der Reservebank?«, fragte mein neunmalkluger Priester und Großvater mit breitem irischen Akzent. » Ich hab ja gesagt, ich hab’s noch drauf.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Hör mal, Monsignore, ich muss was überprüfen, was hoffentlich schnell geht. Übernimm mal für mich, bis ich zurückkomme. Obwohl – es ist wahrscheinlich das Beste, wenn du dich einfach hier hinstellst und gar nichts sagst oder tust. Bitte.«
    » Endlich«, rief Seamus triumphierend, riss mir das Klemmbrett aus der Hand und rollte die Ärmel seines schwarzen Hemdes hoch. »
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