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Titel: Suche: Roman
Autoren: Monica Kristensen
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und mit Tausenden von Tonnen an Gesteinsmasse enden konnte, die alle unter sich begrub. Er hastete weiter.
    Bei dem alten Verschlag fand er sie. Er winkte mit den Armen und rief. Einer der Hauer – er erkannte seine Kumpel an den gelben Helmen wieder – ging ihm entgegen.
    »Müssen wir raus?«
    »Aber sofort. Schnappt euch den Polizisten und dann …« Er schaute sich um, konnte aber keinen blauen Helm entdecken, wie ihn Besucher im Werk bekamen, damit man sah, dass sie Besucher waren. »Wo ist er denn?«
    »Er ist mit Vesle-Jon zur alten Schachtendwand. Er kann einem schon leidtun. Er war sich so sicher, dass er eine Spur von dem Mädchen finden würde. Aber so ein Idiot kann auch Steinar Olsen nicht gewesen sein. Niemand wird ja wohl ein Kind mit hier runternehmen?«
    Der Vormann zuckte mit den Schultern. Ihm war es jetzt am wichtigsten, alle rauszukriegen. »Sind sie schon lange fort?«
    »Nein, vielleicht fünf Minuten. Und er geht ja langsam, der Blaue. Sie können noch nicht weit gekommen sein.«
    »Dann lauf hinter ihnen her. So schnell du kannst. Wir müssen raus hier.« Es lief dem Vormann kalt den Rücken hinunter. Ihm gefielen die Geräusche des Bergs nicht, ganz und gar nicht. Aber kaum war der Hauer hinter den Schatten des alten Pausenraums verschwunden, da kam ein anderer mit gesenktem Kopf in schnellem Tempo herangerutscht. Auch mit gelbem Helm. »Wir müssen raus. Sofort!« Plötzlich rumpelte es in ihrer Nähe, und dicke Staubschwaden quollen zwischen den Steinen einer zusammengestürzten Nebenstrecke hervor.
    Im nächsten Moment konnte der Vormann nur noch wenige Meter vor sich etwas erkennen. Er erahnte eine Gestalt, die angelaufen kam. Eine andere Gestalt sprang an der Holzbude vorbei. Er packte sie am Arm. »Haben alle Bescheid gekriegt? Sind sie auf dem Weg zurück zu Schacht sieben?« Der Mann blieb kaum stehen. »Ja, ich habe einen gesehen, der ist dahin gelaufen, wo der Blaue verschwunden ist. Ist einer der Chefs im Schacht? Ich habe ihm jedenfalls zugerufen. Er weiß Bescheid.«
    Sie stolperten einer nach dem anderen aus der engen Öffnung in den Schacht 7, ihre Arbeitskleidung voller Kohlenstaub. Die Gesichter waren schmutzig und die Schutzbrillen verklebt. Die rußgeschwärzten Atemmasken rissen sie sich schnell ab und schnappten nach Luft. Der Steiger stand am Grubenjeep bereit. Er zählte die Männer. Dann schaute er sich um und zählte noch einmal. »Wo ist der Polizist?«
    »Er kommt gleich hinter uns. Vesle-Jon ist reingegangen und hat ihm Bescheid gesagt. Die beiden sind auf dem Weg raus.«
    »Aber Vesle-Jon steht da hinten.«
    »Aber ich habe doch ganz deutlich gesehen … weiter drinnen, noch hinter dem Pausenraum … da war jemand, der hinter dem Polizisten hergegangen ist. Und ich habe jemanden mit weißem Helm gesehen, der …« Der Hauer sah sich um, sichtlich verwirrt.
    »Es ist keiner von der Leitung in den alten Schacht reingegangen«, erklärte der Steiger. »Und alle, die ich reingeschickt habe, sind wieder rausgekommen. Bis auf Knut Fjeld.« Er spürte, wie seine Gesichtshaut sich straffte.
    »Aber … wer war es dann, der dem Polizisten nachgelaufen ist?«, fragte der Hauer. Eine eisige Vorahnung breitete sich in seinem Körper aus.
    Sie kamen nicht dazu, die Situation weiter zu diskutieren. In dem Moment löste sich der First auf ganzer Länge die alte Strecke hinein. Die Holzstützen, die erst vor Kurzem in den Fels gerammt worden waren, knickten wie Streichhölzer ein. Der Lärm war ohrenbetäubend, und dicke Staubwolken quollen aus dem alten Schachteingang. Das Echo rollte in den Schachtstrecken weiter, in den Querschlägen, den Strossen bis in den Hauptschacht hinein.
    Und dann wurde es still. Der Weg hinein in den alten Schacht war für alle Zeiten verschlossen.
    Als die Lawine kam, lag Knut allein ein paar Meter tiefer in einer der alten Strecken beim Querschlag. Er hatte seine Klaustrophobie bezwungen und war ganz hineingekrochen, um sicher zu sein, dass Ella Olsen nicht dort war. Die Seitenstrecken waren flach und nur zehn, zwanzig Meter lang. Es dauerte nicht lange, bis Knut feststellen konnte, dass sie leer waren. Kein toter kleiner Körper. Keine schreckliche Meldung, die er der Mutter überbringen müsste. Jetzt fehlte nur noch die letzte Strecke.
    Er konnte die Zeche nicht verlassen, bevor er Gewissheit hatte, auch wenn jemand vom Pausenraum zu ihm gelaufen war und ihm zugerufen hatte, er solle rauskommen. Das Ende der Strosse konnte nicht mehr weit
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