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Titel: Suche: Roman
Autoren: Monica Kristensen
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ja, das geht mich ja nichts an. Aber ich bin nicht begeistert davon, dass du noch einmal in den alten Schacht willst. Eher ziemlich skeptisch, wenn ich das sagen darf.«
    Knut erwiderte seinen Blick, hielt ihn aus. »Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie da drinnen ist. Wir hätten vorhin nicht so schnell aufgeben dürfen. Aber … nun ja, ich war es ja selbst, der die Suche abgeblasen hat.«
    Der Direktor nickte. »Kein Grund, sich deshalb zu schämen. Der Berg hat ab und zu diese Wirkung. Und außerdem ist er gefährlich. Niemand braucht sich aufzuplustern und zu behaupten, dass er da drinnen keine Angst hat. Die haben wir alle, mal mehr und mal weniger.«
    »Dann kann ich noch mal rein?«
    »Steh hier nicht länger so rum. Ab mit dir in die Waschkaue und hol dir die Montur. Glaubst du, wir wollen den ganzen Tag auf dich warten? Schließlich ist es Samstagabend.«
    Dieselben Bergarbeiter wie beim letzten Mal folgten ihm durch die engen Zechenstrecken bis zu dem alten Pausenraum. Ihre Gesichter sprachen nur zu deutlich, zeigten ihre Unlust. Aber sie machten ihm mit keinem Wort einen Vorwurf. Bei dem alten Bretterverschlag blieben sie stehen. »Wonach suchst du? Willst du noch mal rein? Dann müssen wir für ein bisschen mehr Licht sorgen.« Der eine Kumpel hob die Hand und zeigte ihm zwei zusätzliche Kopfleuchten.
    Aber Knut kam gar nicht dazu, ihm zu antworten. Ein fernes Grummeln, ungefähr wie ein Donner, kam die alte Strosse entlanggerollt. »Da hat sich mal wieder ein Felsblock vom First gelöst«, sagte der andere Kumpel. Und mit einem angespannten Blick zu Knut: »Jetzt musst du dich aber beeilen. Sonst müssen wir noch hierbleiben.«

KAPITEL 27
DAS KOHLENKIND
    Im Herzen des Berges tief drinnen nur,
    wohin das Sonnenlicht niemals nicht reicht.
    Dort ließ er für alle Zeiten seine Spur,
    die sich nur seinen Kumpels zeigt.
    Samstag, 24. Februar, 18.20 Uhr
    Der First hatte dort nachgegeben, wo Schacht 7 auf die alte Schachtstrecke traf. Niemand bei Store Norske war überrascht davon. Der Eingang zum alten Schacht war geschlossen, seit eine Steinlawine ihn vor ein paar Jahren aufgedeckt hatte. Jetzt hatte sich ein Block gelöst und größere und kleinere Steinbrocken mit sich gerissen, die die Öffnung versperrten. Aber bis jetzt konnte man sich immer noch von einer Seite auf die andere zwängen.
    »Der Gasstand, wie hoch ist der?« Der Steiger war zum Vormann gegangen, einem Veteran, der erst vor ein paar Wochen von Schacht 3 hierher gewechselt war. Er hatte den Vorteil, dass er den Kohleabbau nach der alten Methode noch gut kannte. Jetzt war keine Zeit, Maschinen herbeizuschaffen, die moderne hydraulische Stempel festrammten konnten, um den Ort zu sichern. Außerdem wäre das laut dem Alten auch gar kein Vorteil, denn der Berg war hier spröde wie ein Haferkeks.
    »Direkt unter der Grenze. Ziemlich stabil.« Er nickte dem Steiger zu. »Lass uns reingehen und sie holen.«
    »Ist das sicher?«
    »Sicher?« Der Vormann lachte hohl und bitter. »So sicher wie eine Hure in der ersten Spelunke in einer Hafenstadt.«
    Der Steiger überlegte. »Du entscheidest.«
    »Solange Menschen drinnen sind … Wir müssen sie ja warnen …« Er entschuldigte sich fast dafür, dass er so ein großes Risiko einging. »Ich gehe selbst rein. Es ist nur einer nötig.«
    Kurz darauf war er auf dem Weg zu dem alten Pausenraum. Seine Kopfleuchte schrammte am Berg entlang, mal auf der einen Seite, mal auf der anderen. Niedrige Schachtstrecken mit einem First, der fast die Sohle berührte, verschwanden in der Dunkelheit hinter ihm. Bald würde der Berg hier ganz in sich zusammensacken. Dann wäre der alte Schacht für alle Zeiten verloren. Es machte keinen Sinn, die Strecken zu verstärken. Das Flöz war dünn und von mehreren Gesteinsschichten geteilt. Nicht abbauwürdig, wie sie herausgefunden hatten, die Bergleute, die vor fast hundert Jahren hier zur Probe in den Berg gegangen waren.
    Es war selten, dass ein Vormann allein im Berg war. Er genoss dieses sonderbare Gefühl und kämpfte gleichzeitig mit einer vagen Furcht vor der Dunkelheit, vor allem, was er außerhalb des Kegels der Kopfleuchte nicht sehen konnte. Ab und zu blieb er stehen und lauschte. Es knackte und knirschte im Berg. Die Spannungen, die die Felsblöcke hielten, waren enorm. Bald würde etwas passieren. Eine kaum merkliche Verschiebung in der Position eines Felsen, ein plötzlicher Steinschlag weiter drinnen, eine Veränderung, die mit einem Ticken begann
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