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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller
Autoren: Carol O Connell
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schäbigen Klamotten und schmalem Bankkonto kannte. Selbst die blutigsten Anfängerkollegen im Staate Illinois hatten schon von Riker gehört. Und dieses Kapital setzte er jetzt aufs Spiel - Mallory zuliebe …
    Er hielt an einer roten Ampel und schloss die Augen. Mehr noch als die Leiche in Mallorys Wohnzimmer beunruhigten ihn die Telefonnummern an der Korkwand. Wenn es Alpträume waren, die sie als Kind zu diesen Anrufen getrieben hatten, musste er jetzt fragen: Hey, Kid, wie sehen heute deine Träume aus?

2
    M allory ließ den Motor laufen und holte einen alten Brief aus dem Rucksack - ein Ritual, das sie sich ebenso gut hätte schenken können, denn die hellblaue Tinte war im Licht der Straßenlampe unleserlich, und das vergilbte Papier fiel in den Knicken auseinander. Doch sie kannte den Brief auswendig. In der ersten Zeile kamen zwei grüne Löwen vor - und da waren sie, rechts und links der breiten Stufen zum Chicago Art Institute auf der Michigan Avenue, und wiesen die Adams Street hinunter.
    » Für manche Reisenden«, hieß es in dem Brief, » ist dieser Mix aus Kommerz, hoher Kunst und grünen Löwen der Beginn der Mother Road, auch wenn sie ursprünglich anderswo begonnen hat. Der Highway, der eine lange Geschichte hat, verschwindet mehr und mehr und ist inzwischen nur noch ein über acht Staaten verstreutes Flickwerk. Das ist der Rest einer schönen Romanze vom Reisen und vom Automobil.«
    Mallory hatte mit Romantik nichts im Sinn. Die Nacht war nass und kalt, und ihr war nicht danach, sich in poetischen Gedanken zur amerikanischen Autokultur zu verlieren.
    Sie richtete die Scheinwerfer in die Dunkelheit, wo sie Absperrungen der Polizei erwartete, aber auf den hölzernen Barrieren stand der Name eines Bauunternehmens aus Chicago. Dass der Tatort auch Baustelle war, hatte der Polizeifunk verschwiegen. Das Licht fiel auf Segmente alter Wasserleitungsrohre, die neben den Baumaschinen gestapelt waren. Zeugen hatte sie zu so später Stunde und nach dem Gewitter nicht zu
befürchten, aber an denen hätte sie sich sowieso nicht gestört. Sie stellte den Motor ab, stieg aus, schob eine der Absperrungen zur Seite und näherte sich den mächtigen Maschinen, hinter denen sich womöglich weitere Hindernisse verbargen.
    Über zwei Fahrspuren waren Bretter gelegt, ein orangefarbenes Schild warnte vor dem großen Loch darunter, aber Mallory interessierte sich nur für eine zerknitterte Plastikplane, die der Wind über die Fahrbahn schob. Die Ecken waren eingerissen, dort hatte sich das dünne Material losgemacht. Die Verankerungen dieses provisorischen Zeltes waren schnell gefunden. An Laternenpfosten und Straßenschildern baumelten noch Reste von Schnur. Die Planen des Bauunternehmens waren aus leichtem Segeltuch und von der Größe her zum Abdecken von Maschinen gedacht. Die Arbeiter hatten keinen Schutz gebraucht, sie hatten schon vor dem Gewitter ihre Tätigkeit eingestellt. Straßen konnte man auch im Dunkeln reparieren, nicht aber bei Regen. Und auch die Spurensicherung hätte so ein dünnes Zeug nicht mitgebracht. Diese Plane hatte nur einen Zweck gehabt - einen Killer vor dem heftigen Wind und den neugierigen Blicken von der Stadtbahn her zu schützen, deren Gleise die Adams Street durchschnitten.
    Der Killer war mit seiner eigenen Plane zur Party gekommen, und die Leute von der Spurensicherung hatten gedacht, sie gehöre zur Baustelle, und sie nicht als Beweisstück mitgenommen.
    Mallory holte ihr Mobiltelefon heraus und wählte eine Nummer. Ohne ihren Namen zu nennen, fragte sie nach dem für diesen Fall Zuständigen.
    »Kronewald.«
    Sie sah den Kollegen förmlich vor sich, wie er hochrot anlief, wenn er erfuhr, was das Team vor Ort übersehen hatte - Plastik , ein Material, bei dem Spurensicherer feuchte Träume
bekommen. »Richten Sie ihm aus, dass er die blaue Plane abholen soll. Sie gehört dem Killer und nicht dem Bauunternehmer.«
    Der Diensthabende fragte nach ihrem Namen, aber sie hatte schon aufgelegt. Mallory war keine Freundin vieler Worte, außerdem hatte sie Wichtigeres zu tun. Sie musste machen, dass sie wegkam, ehe Detective Kronewald auf der Bildfläche erschien und sah, dass eine New Yorker Kollegin in seinem Revier wilderte.
    Die blaue Plane flatterte, und sie griff nach einem Brocken Beton, um sie zu beschweren. Der Wind hatte sie von den Brettern geweht, die das Loch auf der Fahrbahn überdeckten, und jetzt kam auf dem Holz gelbes Absperrband zum Vorschein, das so gelegt war, dass es in
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