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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller
Autoren: Carol O Connell
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hinter sich hatte, wollten die Mietwagenfirmen
einen gültigen Führerschein sehen, ehe sie einem ihre Autos anvertrauten. Als er vor Jahren die Wahl hatte, aufs Trinken oder aufs Autofahren zu verzichten, hatte er den Wagen aufgegeben. Das Leben eines trockenen Alkoholikers, das wusste Riker aus bitterer Erfahrung, war einfach nicht lebenswert.
    Der Mercedes Benz, den er rücksichtslos über die Piste jagte, gehörte einem Freund. Er selbst hätte sich so einen Wagen nie leisten können, und einem kleinen Cop in billigem Anzug und mit abgelatschten Schuhen würde man so eine Luxuskutsche auch nicht zutrauen. Wenn sie ihn jetzt schnappten, weil er zu schnell fuhr, würden sie ihn automatisch für einen Autodieb halten. Auf dem Armaturenbrett hatte er eine transportable Sirene, die er aufs Dach stellen konnte, wenn ein Streifenwagen in Sicht kam, aber da er die Grenze nach New Jersey noch nicht passiert hatte, konnte er damit rechnen, dass die Kollegen bis zum Sonnenaufgang in ihren Fahrzeugen am Straßenrand saßen und dösten.
    Wenn er dieses Tempo halten konnte - fast das Dreifache der erlaubten Geschwindigkeit -, würde er bis zum späten Vormittag Mallory einholen, zumal er wusste, was für einen Wagen sie zurzeit fuhr. Er kannte ihren Vorsprung in Meilen - aber wann war sie losgefahren? Der Pförtner von Mallorys Apartmenthaus hatte es ihm nicht genau sagen können, allerdings wurde Frank für seine vagen Auskünfte von Mallory mit üppigen Trinkgeldern bedacht. Riker telefonierte mit dem Headset, weil er eine Hand brauchte, um Kaffee aus der Thermoskanne zu gießen. Sein Anrufer hatte das LoJack-Signal von Mallorys Wagen geortet und verfolgte sie aus einer sicheren Entfernung von ein, zwei Meilen - genau die richtige Distanz zum Beschatten einer extrem paranoiden Zielperson.
    »Sie ist durch einen Tatort gebraust?«

    »Ist aber nichts passiert«, kam es aus Chicago. »Der Regen hatte vorher schon vieles ruiniert.«
    Riker war schon tief in Pennsylvania, als er hörte, wie lange Mallory auf demselben Straßenabschnitt in Cicero hin- und hergefahren war.
    »Ich glaube, sie hat sich verrannt«, meinte der Cop aus Chicago.
    Auch Riker war dieser Meinung, aber nicht in geographischem Sinn. Er hörte sich die Liste all der Orte an, die sie schon abgehakt hatte. Joliet? Das weckte Erinnerungen. Seit seiner Teenagerzeit war er nicht mehr südlich von Chicago gewesen, aber die Namen der Städte - von Elwood bis Gardner -, durch die Mallory gekommen war oder die sie gestreift hatte, klangen wie alte Bekannte. An einer einsamen Stelle hielt sie an.
    Auch der Cop aus Illinois fuhr an den Rand. »Ich kenne die Gegend. Kein bewohntes Haus weit und breit. Nur ein paar verlassene Hütten. Soll ich näher rangehen? Dann könnte ich sehen, ob sie ausgestiegen ist.«
    »Auf keinen Fall!«
    Der Cop am anderen Ende der Leitung wusste nicht wirklich, um wen es sich bei der Fahrerin handelte, er tippte darauf, dass es um einen gestohlenen Wagen ging. Jetzt stellte er die erste heikle Frage, seine Stimme klang amtlicher und hörbar verhalten. »Ist die Zielperson als bewaffnet und gefährlich zu betrachten?«
    Riker zögerte. Mallory war nie unbewaffnet unterwegs. Jedes verwundete Geschöpf ist gefährlich, und diese Frau war bis ins Mark getroffen. »Halten Sie eine Meile Abstand«, entschied er.
    »Okay, dann warte ich, bis sie sich wieder in Bewegung setzt.«
    »Danke.« Noch war der nächste Morgen weit, aber so langsam
musste Riker sich überlegen, wie er sich herausreden sollte, wenn er in der Frühe nicht zum Dienst erschien. Ihm war nicht wohl, wenn er seinem Lieutenant oder anderen Kollegen etwas vorlügen musste.
    Dagegen hatte er keine Hemmungen gehabt, einem Zivilisten, der auch noch sein Freund war, ein Märchen zu erzählen, als es darum ging, ihm diesen Traumwagen abzuluchsen. Vielleicht war ihm der Schwindel so leicht gefallen, weil er eh wusste, dass Charles Butler ihm nicht glauben würde. Und dass Charles ein Gentleman war, der nie einen Freund wegen einer unbeholfenen Lüge anmachen würde. Er hatte Riker nur eines angemerkt, nämlich die Verzweiflung, und das war Grund genug für ihn gewesen, die Schlüssel seines superteuren Autos einem Fahrer auszuhändigen, der weder Führerschein noch Versicherung besaß, und dessen Hände zitterten, wenn er einen Drink brauchte - so wie jetzt. Riker fasste das Lenkrad fester.
    Wie sollte er Lieutenant Coffey seine Abwesenheit erklären? Eine Familiensache, würde er sagen -
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