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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller
Autoren: Carol O Connell
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primitiven Konturen den Umriss einer Leiche nachzeichnete. Unwillkürlich lächelte sie ein wenig.
    Die Kreidefee war unterwegs!
    Immer wieder kam es vor - in Groß- wie in Kleinstädten -, dass ein Team des Morddezernats, wenn es am Tatort eintraf, diese mit Kreide oder einem Buntstift gezogenen Umrisse vorfand. Wenn ein wütender Cop dann fragte, welcher übereifrige Trottel das verbrochen hatte, zappelten Anfänger in Uniform verlegen herum, murmelten »Ich war’s nicht!« und verdrückten sich schleunigst.
    Ein ungelöstes Rätsel.
    Heute fiel es Mallory nicht schwer zu erraten, wer die Kreidefee gewesen war - der verstörte junge Cop, der über eine öffentliche Leitung bizarre Einzelheiten des Verbrechens verbreitet und damit alles vergessen hatte, was er auf der Polizeischule gelernt hatte. Gemerkt hatte er sich nur etwas, was hauptsächlich in Fernsehkrimis vorkam. Statt Kreide hatte er den Umriss der Leiche mit Absperrband vom Tatort markiert und es, als es
auf dem nassen Holz nicht halten wollte, mit Nägeln befestigt. In bester Absicht hatte er dafür gesorgt, dass man seine Nägel nicht mehr von jenen unterscheiden konnte, die der Mörder dazu benutzt hatte, um einen menschlichen Körper aufzuspießen.
    Verdammte Kreidefee.
    Jetzt musste sie sich aber schleunigst aus dem Staub machen. Wie viel Zeit war vergangen, seit sie mit dem Diensthabenden gesprochen hatte? In wenigen Minuten würde ein Streifenwagen da sein. Statt zu ihrem VW zu gehen, holte sie jedoch eine kleine Taschenlampe heraus und beleuchtete die Stellen, an denen offensichtlich Hand- und Fußgelenke des Opfers an den Brettern befestigt worden waren. Zu ihren Füßen lagen Nägel, wie die Bauarbeiter sie wohl für die provisorische Fahrbahnreparatur verwendet hatten. Sie ließ einen dieser Nägel in eine Nagelspur des Killers fallen. Er war kleiner als die Öffnung.
    Der Mörder - offenbar ein vorausschauender Planer - hatte sich mit Baumaterial ausgerüstet, mit sperrigem Plastik, schweren Eisennägeln - und soweit sie das aufgeschnappt hatte mit alten Knochen. Kein Wunder, dass der junge Cop ausgeflippt war. Die Kollegen aus Chicago hatten es also mit zwei Toten zu tun - offiziell noch nicht genug, um von einem Serienmord zu sprechen, aber für Mallory reichten diese Beweise aus.
    Sie betrachtete den Umriss der Leiche, der zu Denkspielen geradezu einlud. Die Absicht war nicht zu übersehen. Ein Arm war ausgestreckt und deutete die Straße hinunter: Hier entlang bitte.
    Eine Sirene näherte sich jaulend, Mallory schob ohne Eile die Absperrung beiseite, ging zurück zu ihrem Wagen, setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an. Die Sirene war fast da. Sie
drückte auf einen Knopf am Tacho, der Tempomat stellte sich auf Null, und dann ging es los.
    Der Wagen überquerte den Tatort und jagte auf der Adams Street weiter Richtung Westen. Um ein Haar hätte sie die Abzweigung nach Ogden verpasst - genau wie es der Brief vorausgesagt hatte. Mallory hatte keine Straßenkarten mitgenommen, hatte nur ein Bild aus Worten vor Augen, das vor ihrer Geburt entstanden war. Sie ließ Cicero in südwestlicher Richtung hinter sich und hielt Ausschau nach dem nächsten Orientierungspunkt. » Er ist so groß, dass man ihn einfach nicht übersehen kann«, hieß es in dem Brief. Aber ein Riese, der einen gewaltigen Hotdog in beiden Händen hielt, war weit und breit nicht zu entdecken. In Ogden fuhr sie vergeblich beide Seiten der Lombard Avenue ab, auf der die Glasfaserfigur eigentlich hätte stehen müssen. Ihr nächster Anlaufpunkt war weit hinter Joliet, ihr Ziel eine Straße gleichen Namens und eine Freifläche, die es vielleicht gar nicht mehr gab. Womöglich war auf dem alten Baseballgelände eine ganze Stadt entstanden seit jenem vergilbten Brief, in dem es hieß: » Eines Tages wirst du von dort nicht mehr hierher kommen können. Dies ist nicht nur ein Ort, sondern auch eine Zeit, und vielleicht sind dann nicht einmal die Sterne mehr da. Das ist das Fragwürdige am Fortschritt: Im Licht der Städte kannst du die Sterne nicht sehen.«
     
    Detective Sergeant Riker hatte abgesehen von ein paar Trucks die Route 80 für sich. Sein Ziel war die Tankstelle, an der Mallory mit ihrer Kreditkarte bezahlt hatte und die achthundert Meilen von New York City entfernt war.
    Nach Chicago zu fliegen wäre für ihn nie in Frage gekommen, auch wenn er in diesem speziellen Fall seine geheime Flugangst vielleicht überwunden hätte. Aber wenn man den Flug oder die Bahnfahrt
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