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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller
Autoren: Carol O Connell
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Streichholzbriefchen in die Hand.
    »Es ist deine Entscheidung. Wenn du sie verbrennst, wird Riker es nie erfahren. Niemand wird es erfahren. Klar?«
    Sie ging zurück ins Zimmer und machte die Glastür hinter sich zu. Dann schlossen sich auch die Vorhänge. Kein Grund, hinzusehen - sie wusste, dass er ihr zuliebe gegen das Gesetz verstoßen würde.
    Charles Butler stand allein auf dem Balkon und sah den Papierkorb und das Beweisstück an. Riker, der sich über Dale Bermans Inkompetenz immer so aufregte, hatte sich durch seinen eigenen Fehler ins Unglück gestürzt - ein übersehenes Detail, ein verlorenes Leben. Mit dem Wissen um die Identität des Serienkillers, eines Mannes, den sie vom Sehen kannten, hätte die FBI-Eskorte, die die Finns begleitete, nach Gesichtern Ausschau halten können statt nach Schatten, und hätte den Flüchtling in ihrer Mitte entdeckt. Hätte Riker es nicht versäumt, die kleine Tasche zu überprüfen - hätte Christine Nahlman nicht sterben müssen.
    War Mallory wirklich überzeugt davon, dass ihr Partner Beweismittel unterschlagen hatte? Oder gab es da irgendwo noch eine andere kompliziertere Wahrheit? Er würde es nie wagen, ihr diese Frage zu stellen, und das wusste sie. Oder? Das war ein Knoten, der Mallorys würdig war, geknüpft aus Wahrheit und Lüge und Loyalität - unauflöslich.
    Alle waren sie besudelt, nur Charles Butler stand noch mit sauberen Händen da - bis zu dem Augenblick, als er das Streichholz anriss.

Epilog
    S ie fuhren nach Norden die Küstenstraße hoch, durch Märchenwälder, die immer wieder einen atemberaubenden Blick auf Felsriffe und eine hoch aufschäumende Brandung freigaben. Charles fand allmählich Spaß an der Sache. In den schaurig-schönen Haarnadelkurven kam er sich vor wie auf einer Achterbahn mit Fernblick. Als er das Steuer Mallory überließ, schien ihre Stimmung sich zu heben, und er nutzte diesen günstigen Moment, um sie nach der Brille ihres Vaters zu fragen.
    Sie konnte sich nicht erinnern, ob er bei jener Begegnung vor so vielen Jahren eine Brille getragen hatte. »Eher nein. Ray Adler hat gesagt, dass er sie nie aufhatte.«
    Sie hatte jetzt nichts mehr dagegen, dass Charles in ihrem Rucksack nach den alten Fotos und Briefen kramte. Im matten Licht der Armaturenbrettbeleuchtung betrachtete er die Aufnahmen des jungen Peyton Hale. Auf jeder steckte eine Brille mit Drahtgestell in seiner Hemdentasche. »Er hatte sie immer griffbereit.«
    Aber er hatte sie nie getragen. Genau wie Riker. War auch Peyton Hale in dieser Beziehung eitel?
    Mallory konzentrierte sich auf die Straße. Es war ihr nicht mehr wichtig, warum Peyton Hale an jenem fernen Strand an dem Kind vorbeigegangen war. »Er ist sehr jung auf diesen Fotos«, sagte Charles nachdenklich. »Als du ihm begegnet bist, hatte er bestimmt viel stärkere Gläser. Vielleicht hast du dich geirrt, als …«

    Sie funkelte ihn an, während sie mit der Präzision einer Fernlenkwaffe eine scharfe Kurve nahm, ohne jedes Anzeichen von Furcht vor den im Scheinwerferlicht nur Zentimeter entfernten Bäumen und Felsen. »Er hat mich gesehen, Charles, er war mir so nah wie du mir jetzt. Er hat mir gerade ins Gesicht gesehen, in das Gesicht meiner Mutter, und hat es nicht erkannt.«
    Mallory die Maschine war wieder da.
    Charles wusste, dass er am meisten bei ihr erreichen konnte, wenn er sie provozierte. Sie baute sich wieder auf, holte sich all das zurück, was ihr abhanden gekommen war - die Paranoia, den Argwohn, die nüchterne Aufrechnung von Betrügereien und Verlusten. Eiskalt - aber ein unvergesslich schönes Gesicht. Auf den alten Schwarzweißaufnahmen hätte es auch Mallory sein können, die neben Peyton Hale stand, so ähnlich waren sich Mutter und Tochter.
    Mit Hilfe ihrer kleinen Taschenlampe las Charles die an U. B. gerichteten Briefe. Der Verfasser war ein zutiefst romantischer Mensch, eine Geliebte hatte er sich aber wohl nicht genommen, jedenfalls ging das nicht aus den Briefen hervor - und kein einziges Mal war das Kind erwähnt, das Cassandra erwartete. Die Briefe kreisten nur um eine Leidenschaft, die Route 66. Sie waren, wenn man so wollte, ein Regelwerk für ein Leben in einer Welt, die ständig in Bewegung war, in der die Straße sich plötzlich unter den Rädern des Reisenden verschieben oder ganz verschwinden konnte. Jede Zeile war sorgfältig polierte, druckreife Prosa.
    Und die Anfänge - für U. B.? Ein Buchtitel vielleicht oder die Anfangsbuchstaben eines Verlegers. Die Briefe
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