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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller
Autoren: Carol O Connell
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für tot.«
    Das war für Mallory, die stets rücksichtslos ihre Rechte einzufordern pflegte, offenbar keine akzeptable Entschuldigung. »Aber das konnte ich ja nicht wissen«, sagte sie, als hielte sie seine Logik für abwegig. In ihrem Ton schwang eine deutliche Warnung mit an Charles, nicht Partei für Peyton Hale zu ergreifen. »Es war, als hätte es meine Mutter und mich nie gegeben.«
    Oder, dachte Charles, als hätte Mallorys Vater ihr einen schweren Schlag versetzt. Jung wie sie war, hatte sie sich nicht verteidigen können, und so war ihr nur der Schmerz geblieben. Charles versuchte das Thema zu wechseln, ehe sie sich wieder verschloss und ihn mit langem Schweigen bestrafte »Hast du mit Louis gesprochen, als du wieder zu Hause warst?«
    »So lange hat er nicht gewartet. Als er am nächsten Tag im Computercamp anrief - nur um zu fragen, ob ich auch schön mit den anderen Kindern spielte, hat er behauptet -, erfuhr er, dass ich abgehauen war. Er hat mich am Flughafen von San Francisco in Empfang genommen, als ich mit meinem Rückflugticket dort aufkreuzte.«
    »Da war er bestimmt fix und fertig.« Louis hatte ihm erzählt,
dass er Todesängste ausgestanden hatte, bis die verlorene Tochter wieder da war.
    »Nein. Er hat nur gefragt, ob alles in Ordnung sei, und hat nie wieder ein Wort darüber verloren. Er hat mich auch nicht bei Helen verpetzt. Die Sache mit dem Computercamp habe sie überzeugt, sagte er, und deshalb solle sie ruhig weiter daran glauben. Nach einer Weile war es, als wäre jemand anders nach Kalifornien geflogen. Mein Vater war mir gleichgültig geworden.«
    Charles bezweifelte das, hütete sich aber, ihr menschliche Schwäche vorzuwerfen. Immerhin hatte Mallory den besten Teil ihres Vaters gefunden - den jungen Mann, der Cassandra immer geliebt, den sie auf der Route 66 wiederentdeckt hatte.
    Und jetzt?
    Sie hatte keine Pläne gemacht, keinen Tag in die Zukunft gesehen, und das fand Charles bedenklich. Wer nicht bis zum nächsten Tag sehen konnte, hatte vielleicht keinen Tag mehr zu leben.
    Er holte die Karte von Kalifornien aus der Stofftragetasche. Während er als Therapieversuch eine Fahrt an der Küste entlang ausarbeitete, sah sie ihn plötzlich groß an. Nein, nicht ihn, sondern die Karte mit ihren Bogen, Kreisen und Kreuzchen.
    »Warum hat dir Riker eine Plastiktüte mit Beweismaterial gegeben?«
    »Mit persönlichen Habseligkeiten«, verbesserte Charles. Das war ein Fehler. Mallory war allergisch auf Kritik. Jetzt entdeckte er Dinge, die ganz unten in der Tasche gelegen und die er bisher übersehen hatte. Er holte eine auffallend teure, auffallend modische Sonnenbrille heraus. Mallorys Brille? Ja, denn jetzt fand er auch den goldenen Kugelschreiber, den er ihr vor Jahren geschenkt hatte. »Das sind deine Sachen«, sagte er. »Sie sind irgendwie zwischen die von Horace geraten.«

    Sie schüttelte den Kopf. »Der Killer hat sie gestohlen. Sie gehören zu dem übrigen Beweismaterial.«
    Und jetzt wurde es ernst.
     
    Charles brachte das Gepäck ins Santa Barbara Hotel: erstes Haus am Platz, beste Strandlage, Zimmerservice. Seine Welt war wieder in Ordnung. Die Gäste in der Lobby waren piekfein. Zwar wurden Jeans und Denimhemden bei wohlhabenden Reisenden akzeptiert, aber er machte den Fehler, die Wagenschlüssel auf den Empfangstresen zu legen. Das VW-Logo brandmarkte ihn in den Augen der Angestellten als schäbige Mittelklasse. Als er um zwei ihrer besten Zimmer bat, schrieb die junge Frau wortlos einen Preis auf, und er meinte fast ein diskretes Naserümpfen zu sehen, als sie ihm den Zettel zuschob. Jetzt, hoffte sie offenbar, würde er sich wohl schleunigst eine billigere Bleibe ohne Meerblick suchen.
    Irrtum.
    Aber es war Mallory, die nach dem Zettel griff, den Preis las und ihn nicht hoch genug fand. »Sie müssen doch noch bessere Zimmer haben?«, sagte sie und legte die Hand an die Hüfte, so dass unter der Denimjacke wie zufällig die Waffe zum Vorschein kam und die junge Frau hinter dem Tresen aus der Fassung brachte. Ja, natürlich, versicherte sie, hätten sie auch Deluxe-Suiten.
     
    Sie standen zusammen auf dem Balkon und sahen aufs Meer hinaus. Und ausgerechnet in dieser romantischen Umgebung sagte Charles: »Ich weiß, dass es nicht Horace Kayhill war.« Hörte sie überhaupt zu? Nein, sie studierte das Etikett einer Weinflasche, die sie als Willkommensgruß des Hotels auf ihrem Zimmer vorgefunden hatten. Er versuchte es anders. »Ich möchte wissen, warum der Killer
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