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Succubus on Top

Titel: Succubus on Top
Autoren: Richelle Mead
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Typ damit zurecht, dass seine Frau so viel auf die Piste geht wie du.»
    Das war der Punkt, den ich in Gedanken immer und immer wieder durchgekaut hatte, derselbe, auf den Jerome hingewiesen hatte, derjenige, der mir mehr Sorgen bereitete als unsere Fähigkeit, die Hände voneinander zu lassen. Einer meiner größten Albträume bestand unter anderem darin, ein Gespräch wie das folgende führen zu müssen: Tut mir leid, Seth. Ich kann heute Abend nicht ausgehen. Ich muss mich um diesen verheirateten Typen kümmern, ihn dazu verführen, dass er mit mir schläft. So geleite ich ihn nämlich immer weiter die Straße der Verdammnis hinab und sauge ihm noch dazu einen Teil seiner Lebensenergie aus. Wenn ich damit fertig bin, können wir vielleicht noch die Spätvorstellung im Kino besuchen.
    «Ich möchte nicht darüber sprechen», wiederholte ich. «Wir kommen gut miteinander klar. Ende der Geschichte.»
    Ein Schweigen entstand, durchbrochen nur von dem Geräusch, mit dem Karten und Geld auf den Tisch knallten. Ich sah mich um und mein Blick fiel auf Carter, der mich gleichmütig beobachtete. Er hatte sich jedoch aus dem Gezeter um Seth herausgehalten. Was mich nicht weiter überraschte. Der Engel hörte gewöhnlich bloß zu, bis er irgendein sarkastisches oder esoterisches Bonmot einwerfen konnte. Normalerweise brachte mich das auf die Palme, aber einige Ereignisse in letzter Zeit hatten meine Haltung ihm gegenüber verändert. Ich verstand ihn nach wie vor nicht völlig und wusste auch nicht, ob ich ihm vertrauen konnte, aber inzwischen respektierte ich ihn.
    Beunruhigt von dem forschenden Blick senkte ich die Augen und entdeckte, dass ich nach mehreren bescheidenen Runden endlich einmal ein brauchbares Blatt hatte. Zwei Dreier. Nicht sonderlich großartig, aber passabel. Ich stieg hoch ein, denn ich wollte die anderen hinausdrängen, bevor die weiteren Karten ins Spiel kamen und mein Blatt weniger passabel würde.
    Meine Strategie funktionierte bei den Vampiren. Die nächste Karte fiel. Pik-Sieben. Hugh sah finster drein und passte, als ich erneut erhöhte. Jetzt hätte Carter ebenfalls passen sollen, aber er erhöhte stattdessen noch weiter.
    Ich zögerte nur einen Moment, bevor ich mitging. Als die letzte Karte ausgespielt werden sollte, rätselte ich, was der Engel wohl auf der Hand hatte und ob mein Blatt stärker wäre. Ein Paar? Zwei Paare? Aha. Die letzte Karte. Ein weiteres Pik. Jetzt bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Flush. Damit wäre ich erledigt. Nach wie vor hoffte ich, ihn durch einen Bluff zum Passen bewegen zu können, und erhöhte noch weiter. Woraufhin er seinerseits mehr als das Doppelte meines ersten Einsatzes hinlegte.
    Da müsste ich viel draufsetzen, insbesondere in Anbetracht meines bisherigen Einsatzes. Jahrhundertelange Investitionen hatten für reichliche Mittel gesorgt, was jedoch nicht bedeutete, dass ich mich dumm anstellen durfte. Was hatte er auf der Hand? Es musste ein Flush sein. Enttäuscht gab ich auf.
    Mit einem zufriedenen Grinsen strich er den gewaltigen Pot ein. Als er sein Blatt auf die abgelegten Karten warf, verfingen sich die Kanten, sodass das Bild nach oben kam. Karo-Zwei. Kreuz-Acht.
    «Du… du hast geblufft!», rief ich. «Du hattest nichts!»
    Carter zündete sich wortlos eine Zigarette an.
    Ich sah um Bestätigung heischend zu den anderen beiden hinüber. «Das kann er nicht tun.»
    «Teufel, das habe ich das halbe Spiel lang getan», sagte Hugh und borgte sich Carters Feuerzeug. «Nicht dass es mir irgendwas genutzt hätte.»
    «Ja… aber… er ist, du weißt schon. Ein Engel. Sie können nicht lügen.»
    «Er hat nicht gelogen. Er hat geblufft.»
    Cody überlegte, während er eine Strähne seines blonden Haars um einen Finger wickelte. «Ja, aber Bluffen ist immer noch unehrenhaft.»
    «Es impliziert Lügen», sagte Peter.
    Hugh sah ihn verblüfft an. «‹Impliziert Lügen?› Was zum Teufel soll das denn heißen?»
    Ich beobachtete Carter, der sein Geld einsteckte, und schnitt ihm ein Gesicht. Man sollte annehmen, dass ein Engel, der mit den Angestellten des Bösen herumhing, einen guten Einfluss hätte, aber von Zeit zu Zeit schien er schlimmer zu sein als wir. «Genieße deine dreißig Silberlinge, Judas!»
    Er tippte sich spöttisch an einen imaginären Hut, während die anderen weiterdebattierten.
    Plötzlich erstarb das Gespräch, kippte um wie eine Reihe Dominosteine. Carter spürte es natürlich als Erster, aber er zog, neutral wie stets,
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