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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste
Autoren: Christoph Hardebusch
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seinen hiscadischen Freunden schwor, andererseits aber in innenpolitischen Wirren gefangen war und noch nicht einmal die Mobilmachung verkündet hatte.
    Franigo kümmerte das momentan wenig. Seine Zeit in der Politik war vorbei, und er tat das Einzige, womit er Einfluss nehmen konnte: Er schrieb. Stets hatte er sich in den letzten Jahren vereinnahmen lassen, hatte sich von Ruhm, Geld und Macht blenden lassen. Jetzt war er nur noch seiner Kunst verpflichtet. Seiner Kunst und der Liebe, so hatte er es sich geschworen, und so würde er es halten.
    Wort für Wort schrieb er nieder. Ein ganzes Buch würde es am Ende sein. Und wenn ich pro Buch einen Lunar bekomme oder besser zwei, dann reichen schon tausend, nein, sagen wir dreitausend Leser …

SINAO

    Leise pfiff Sinao vor sich hin. Sie baumelte mit den Beinen, und die unbequemen Schuhe an ihren Füßen schleiften über den Boden. Es dauerte sieben Sekunden, bis sie bemerkte, was sie tat. Erschrocken sah sie auf, aber die einzigen anderen Anwesenden, zwei Soldaten in derartig prächtigen Uniformen, dass sie aussahen wie Vögel der Sturmwelt, starrten weiterhin stur geradeaus. Als kleines Experiment räusperte sich Sinao – keine Reaktion. Sie pfiff noch einmal, aber diesmal lauter. Immer noch rührten die Wachen sich nicht.
    Vorsichtig stand sie auf, ging zu einem der Soldaten und baute sich vor ihm auf. Der Mann war sehr groß, einen Meter und siebenundneunzig Zentimeter, aber davon stammten drei von den Absätzen seiner Schuhe. Sie sah zu ihm auf, doch er blickte ungerührt über sie hinweg. Wieder pfiff sie, und als er sich nicht rührte, fing sie an, ein altes Lied zu singen, das Brizula ihr auf der Insel Hequia beigebracht hatte. Lauter und lauter wurde ihre Stimme, bis sie unterbrochen wurde.
    »Er wird sich nicht rühren.«
    Sinao verstummte und fuhr herum. In der Tür stand Admiral Thyrane in einer grandiosen Galauniform. Er musste all seine Orden angelegt haben, und das Metall war so poliert, dass sie im Sonnenlicht glitzerten. Der lange Korridor hatte sehr hohe Fenster, und obwohl alle Thayns ihr immer
erzählt hatten, dass Loidin oft regnerisch und vernebelt war, schien schon seit ihrer Ankunft die Sonne.
    »Ich wollte nicht … Ich habe nur …«
    »Schon gut«, erklärte Thyrane mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Es kann einen reizen, nicht wahr?«
    Sinao warf einen letzten prüfenden Blick auf den Soldaten, doch der hatte sich noch immer kaum bewegt, und die Paranao nickte.
    Ein weiterer Mann kam durch die Tür am Ende des Ganges, aus der Thyrane getreten war. Er sah sich kurz um, und sein Gesicht machte deutlich, dass ihm nicht gefiel, was er sah. Seine Livree war auch hübsch, mit vielen Litzen und einer dicken, goldenen Kette.
    »Sinao?«
    Seine Stimme war unangenehm, irgendwie nasal, und als er vorhin den Admiral aufgerufen hatte, war er viel höflicher gewesen und hatte Thyranes Titel aufgezählt, deren Anzahl allein Sinao schon überrascht hatte.
    »Bin ich«, erwiderte sie deshalb ebenso unhöflich und musste dabei an Manoel denken, der ihr jetzt wohl zugezwinkert hätte. Fast war sie froh, dass er sie nicht begleitet hatte, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie er sich mit all dem Zeremoniell und der Etikette am Hof von Loidin vertragen hätte. Außerdem hatte der junge Maestre nach dem Gefecht eine lange Zeit zwischen Leben und Tod geschwebt und sich auch danach nur langsam erholt. Jaquento hatte ihn in die Sturmwelt mitgenommen, wo Bihrâd sich um ihn kümmern konnte.
    »Bitte folgen Sie mir«, sagte der Livrierte. Sinao nickte und tat wie geheißen.
    »Erzähl einfach, was du weißt«, flüsterte Thyrane ihr zu, als sie an ihm vorbeiging. Es war der Admiral, der ihr nun ein Zwinkern schenkte. »Feuer frei!«

    Hinter der Tür gelangte sie in einen Raum, der weitaus weniger groß war, als Sinao erwartet hatte. Sie hatte sich einen gewaltigen Saal vorgestellt, mit lauter goldenen Dingen darin. Stattdessen befand sie sich in einer kleinen Halle mit einem ovalen Tisch in der Mitte. An der einen Seite des Tisches saßen acht Personen. An der anderen niemand.
    »Admiral Thyranes Mündel«, kündigte sie ihr Begleiter an, »Sinao.«
    Er ging zu dem Tisch und zog einen der Stühle zurück. Sinao stellte sich davor und setzte sich, als ihr der Stuhl in die Kniekehlen geschoben wurde, genau wie sie es mit Thyrane geübt hatte.
    Die Gruppe auf der anderen Seite des Tisches betrachtete sie aufmerksam. Es waren drei Frauen und
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