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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste
Autoren: Christoph Hardebusch
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streckte die Hand aus. Maecan schleuderte Sinosh zu Boden und hob seinen Stock mit einem triumphierenden Grinsen. Jaquentos Finger schlossen sich um den Griff der Pistole, die Mündung richtete sich auf das Zündloch der Drehbasse, dann drückte er ab.
    Funken schlugen aus der Waffe, ein feuriger Mündungsstoß. Der Knall dröhnte in seinen Ohren, dann folgte das laute, trockene Bellen der Drehbasse, als sie ihre tödliche Ladung ausspie.
    Maecan sah Jaquento mit schreckensweiten Augen an. Die Geschosse schlugen in das Artefakt ein. Steinsplitter flogen durch die Luft, bohrten sich in Holz und Fleisch. Eine der steinernen Säulen brach aus ihrer Fassung, dann folgte eine zweite.
    Für Jaquento veränderte sich nichts, aber Maecan riss die Augen noch weiter auf. Seine Miene drückte Überraschung und Verzweiflung aus, und er schrie entsetzt: »Nein!«
    Sinosh huschte geduckt davon, verschwand zwischen zwei Fetzen des Segels.
    Manoel rappelte sich ein Stück auf. Blut lief dem jungen Maestre aus der Nase, und er spuckte rotschäumenden Speichel auf das Deck. »Sinao …« Ein Husten schüttelte seinen Körper.

    Sie muss da weg!, rief Sinosh Jaquento zu. Bitte, Jaq!
    Jaquento beugte sich vor und zerrte die junge Paranao fort von dem Artefakt, ohne den Alten zu beachten. Auch sie war blutüberströmt. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, griffen ihre Finger unwillkürlich nach dem Stein, glitten über die dunkle Oberfläche, hinterließen blutige Spuren. Sie wehrte sich gegen den Griff des Hiscadi, strampelte mit den Beinen und trat um sich, doch ihr Widerstand war schwach und unfokussiert, und es gelang Jaquento, sie ein Stück weit wegzuziehen. Er ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder, und ihr Körper wurde in seinen Armen schlaff.
    »Du verstehst nicht«, erklang Maecans Stimme, rau von dem Verlust, den er erlitten haben musste. »Opfer sind nötig, um etwas Großes zu schaffen. Und ich will etwas von immenser Bedeutung tun. Sieh dich doch um!«
    Der Alte richtete sich an der Halterung des Steuerrads auf. Es kostete ihn Mühe, aber Jaquento sah, wie der Stolz in seine Miene zurückkehrte. Aber er sah auch noch mehr. Vorher hatte Maecan schon alt gewirkt, doch nun schien er mit jedem Augenblick noch weiter zu altern.
    »All die Kriege. All die kleinen Nationen mit ihren kleinen Träumen. Wenn die Magie wieder so mächtig ist, wie sie einst war, wird das alles vergehen. Das alte Reich kehrt in Glorie zurück. Frieden wird herrschen, Frieden und Wohlstand. Die Vigoris heilt die Wunden, sie verbindet. Ein großes Imperium kann aus der Asche neu entstehen, keine schmutzigen Banditenkönigreiche, die sich im Ruhm vergangener Tage suhlen. Die Drachenkaiserin war im Unrecht, als sie diesen Stein erschaffen hat. Sie war zu feige, sich einer Welt zu stellen, in der Magie alle Freiheiten hat. Ich aber bin es nicht.«
    Jaquento erhob sich.
    »Lass es mich zu Ende bringen. Die Welt wird danach ein besserer Ort sein. Die Magie wird sie besser machen. Und
du wirst ein Held sein in einer glorreichen Zukunft.« Der Alte tat einen Schritt auf Jaquento zu, die Hand erhoben, als wolle er ihn zu sich rufen. »Dein Name wird noch in tausend Jahren für das Gute stehen. Wir können die Welt erneuern, können ihr das Versprechen zurückgeben, das sie einst hatte. Das große Imperium, das alte Reich, in neuem Glanz. Eine neue Welt!«
    Jaquento nickte langsam. Dann sah er zu dem Artefakt hinüber. Als er Maecan ins Gesicht blickte, lag schon wieder ein Ausdruck des Triumphs in den Zügen des Alten.
    Für einen Moment schien alles um Jaquento herum stillzustehen. Es gab nur noch ihn und den Alten. Die Schlacht, die Toten, seine Freunde und seine Feinde – sie alle schienen weit entfernt. Der Hiscadi versuchte sich die neue Welt vorzustellen, die Maecan ihm beschrieb, eine Welt, in der alles und jeder von der Magie beherrscht wurde, die keine Grenzen mehr kannte.
    »Ich weiß nicht«, gestand Jaquento schließlich. »Irgendwie mag ich die Welt so, wie sie ist.«
    Mit diesen Worten nahm er einen kurzen Anlauf, warf sich gegen das Artefakt, stemmte sich dagegen, schob es mit all seiner Kraft über die Planken und mit einem letzten Ruck durch ein gezacktes Loch in der Schanz über die Bordkante.
    Als er sich umdrehte, stand Maecan immer noch mit ausgestreckter Hand vor ihm, den Blick ungläubig auf die Stelle gerichtet, an der das Artefakt eben noch gestanden hatte.
    Mit unsicheren Schritten näherte sich Bihrâd. Die Miene des Mauresken
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