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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste
Autoren: Christoph Hardebusch
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Käpt’n«, fasste er zusammen. »Ich denke, dass wir bis zum Abschluss der Arbeiten auch volle Mannschaftsstärke haben werden. Bihrâd hier schaut sich die Neuzugänge an. Und Manoel geht ihm dabei auf den Sack. Verzeihung, zur Hand wollte ich sagen.«
    Der junge Kapitän grinste breit. »Gut. Alles so, wie es sein sollte?«

    »Ja. Das Material ist gut, das beste Holz, das ich seit langer Zeit gesehen habe. Ordentlich abgelagert. Und die Jungs und Mädels wissen, was sie tun. Die alte Todsünde wird danach eine Haut aus Eisen haben und verflucht fix unterwegs sein.«
    Jaquento nickte zufrieden, und auch Sean lächelte.
    »Gute Neuigkeiten. Sonst noch was?«
    Der Erste Offizier sah an Jaquento vorbei, und seine Augen verengten sich ein wenig. »Nichts Wichtiges, Käpt’n. Wir lassen euch mal allein.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und zog den Mauresken mit sich, aber Jaquento wirbelte bereits herum. Am Ende des Piers stand eine einsame Gestalt mit schwarzem Uniformrock mitten im Sonnenlicht, den Dreispitz trotz der Hitze auf dem Haupt.
    Jaquento rannte los. Seine langen Beine überbrückten die Entfernung rasch, und dann schlang er seine Arme um Roxane, presste sein Gesicht an ihren Hals und atmete tief ein.
    »Roxane«, flüsterte er, während ihre Hände über seinen Rücken wanderten und sie seine Umarmung erwiderte.
    Sie standen lange einfach nur da, Körper an Körper. Ihre Lippen fanden sich schließlich, und Jaquento genoss den ersten Kuss seit vielen Wochen.
    Als sie sich endlich voneinander lösten, trat Roxane einen Schritt zurück und strich ihre Uniform glatt. »Ein schönes Schiff«, erklärte sie mit einem Blick auf die Todsünde . »Die Marine des Viererbundes kann froh sein, dass es unter ihrer Flagge fährt.«
    Jaquento nickte. Eine Frage brannte in seinem Geist, und er musste sie aussprechen: »Bist du in einer offiziellen Mission hier, mein Herz?«
    Sie trat noch einen Schritt zurück und sah an sich herab, als bemerke sie zum ersten Mal, dass sie eine Uniform trug.
Dann zog sie Jaquento wieder in eine Umarmung. »Ja«, murmelte sie. »Ich wurde hierher versetzt. Als Verbindungsoffizier der thaynrischen Marine zum Viererbund. Die Admiralität glaubt, dass es sinnvoll wäre, die Ressourcen im Kampf gegen Piraterie in der Sturmwelt zu vereinen. Also, ein gewisser alter Admiral glaubt das, auf meinen Hinweis hin. Ich soll der noch jungen Marine dieser schönen Nation mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    Sie lächelte, als sie Jaquentos Blick bemerkte. »Ich weiß schon, dass die Marine des Viererbundes und die Piraterie in der Sturmwelt keine ganz klaren Grenzen haben«, sagte sie. »Aber ich glaube, das Oberkommando in Loidin findet das ganz nützlich.«
    Jaquento hüstelte gekünstelt.
    »Das ist die Uniform einer Kapitänin«, bemerkte er dann. »Du solltest ein eigenes Kommando haben, eine Fregatte kommandieren und dir Meriten erwerben.«
    »Zugegeben, ein Kommando auf See ist es nicht – aber ich finde den Posten durchaus reizvoll.«
    »Wie viel Zeit haben wir?« Seine Stimme war rau.
    Sie zuckte mit den Schultern. »So lange, bis sie mich abberufen, um mir doch wieder ein neues Schiff anzuvertrauen, schätze ich.«
    Also stellte er die letzte Frage: »Und wenn das geschieht?«
    »Dann werde ich gehen, Jaq. In dieser Sache habe ich keine Wahl, wie du weißt.« Sie sah ihm in die Augen. »Aber bis dahin sind wir zusammen. Auch wenn es nicht lang ist, es ist eine gute Zeit.«
    Jaquento nickte. Er legte die Arme um sie und drückte Roxane an sich.
    So standen sie da und betrachteten einmütig sein Schiff.

EPILOG

    An diesen Ort zurückzukehren war eine seltsame Erfahrung. So lange war er Zentrum ihres Lebens gewesen, selbst als sie ihn nur noch selten besucht hatte. Äußerlich wirkte er unverändert; auf den ersten Blick war er noch immer nicht mehr als ein verwahrloster Garten. Erst, wenn man näher hinsah, erkannte man die Pracht, die hier einst geherrscht haben musste. Statuen standen in Sträuchern, oft zerschlagen, perfekte Torsi ohne Gliedmaßen. Es gab Brunnen, in denen sich nur noch Regenwasser sammelte, in dem dunkelgrüne Pflanzen wuchsen. Säulen, die einst Dächer getragen haben mochten, nun umgestürzt, ihrer Funktion und Form beraubt, von der Natur vereinnahmt und von den Menschen vergessen.
    Ihr Weg führte sie mitten in das Herz der Anlage, wo die Überreste des Mausoleums standen. Sie war den Pfad so oft gegangen, dass sie nicht auf ihre Schritte achten musste. Es war
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