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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Decks, Seeleute stiegen in die Wanten. Bei dem leichten Wind machte die Amerswatt nur wenig Fahrt. Die Anweisungen wurden per Ruf an andere Schiffe übermittelt, und Leuchtsignale wurden an Leinen gehisst. Antworten schallten durch den Nebel, dumpfe Lichter glommen auf, und die Befehle pflanzten sich durch die Reihen der Schiffe fort.

    Die Minuten verstrichen. Immer wieder hallten Rufe zu ihnen herüber, wenn andere Schiffe Meldung machten. Die Glasenglocke schlug, dann ein zweites Mal. Doch bevor sie ein drittes Mal Signal gab, ertönte es vom Bug: »Schiff voraus!«
    Ein Schiffsjunge kam über das Deck geflitzt, das Gesicht vor Aufregung puterrot. »Der Maestre lässt ausrichten, dass er einen seltsamen Effekt voraus entdeckt hat.«
    »Das müssen sie sein«, flüsterte Roxane vor sich hin.
    »Sagen Sie ihnen, dass wir längsseits gehen werden, um die Ladung zu überprüfen, Leutnant. Und benachrichtigen Sie den Admiral«, gab Kapitänin Farcey Order. Dann wandte sie sich an Roxane: »Ich würde Ihnen gern meine Offiziere vorstellen.«
    Sie ließ die Leutnants herbeirufen und stellte der jungen Offizierin einen nach dem anderen vor.
    Quälend langsam schob die Amerswatt sich durch das stille Wasser. Roxane hatte fast vergessen, wie schwerfällig ein vollbestücktes Linienschiff bei schwachem Wind sein konnte. Aber sie waren nicht allein. Dem fremden Schiff blieb kaum Hoffnung auf Flucht, solange die Fregatten und Korvetten des Geschwaders in ihrer Nähe waren.
    »Sie scheinen Segel zu setzen, Thay«, berichtete der Zweite Leutnant, der sich wieder nach mittschiffs begeben hatte, während der Rest noch auf dem Poopdeck versammelt war.
    »Scheinen, Thay?«
    »Sie setzen Segel, Thay! Die Bastarde wollen uns durch die Finger flutschen!«
    »Dann haben wir wohl die richtige Beute im Visier«, erklärte Farcey mit einem zufriedenen Grinsen und nickte Roxane zu. Laut rief sie: »Jagdgeschütze klar! Zeigt ihnen, dass wir nicht spaßen!«
    Ein Johlen ging durch die Mannschaft, das schnell von den Offizieren gestoppt wurde. Kurz darauf donnerten zwei Kanonen,
langläufige 32-Pfünder, deren Mündungsfeuer den Nebel gespenstisch erhellte. Pulverdampf mischte sich in den Nebel.
    Bevor es eine Reaktion gab, betrat der Admiral das Poopdeck, begleitet von einem Adjutanten und seinem Stewart.
    »Wie ich sehe, haben Sie bereits Tuchfühlung aufgenommen, Thay«, sagte er mit schneidender Stimme. Er war gut einen Kopf größer als Roxane und sicherlich zwanzig Jahre älter. »Sie sind die junge Offizierin, der wir die Nachricht zu verdanken haben?«
    Roxane salutierte.
    In diesem Augenblick wurde ihr die Welt unter den Füßen weggezogen. Ein ohrenbetäubendes Krachen erklang, und plötzlich befand sie sich im freien Fall, umgeben von Holzsplittern, Tauen und schreienden Menschen. Mit ungehemmter Wucht schlug sie auf dem Hauptdeck auf, und als ihr Kopf gegen die Planken schlug, schwanden ihr für einen Moment die Sinne.

FRANIGO

    Der Balkon des Hauses lag an der Ostseite, so dass er die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne einfangen konnte. Obwohl der Poet sein Bestes gab, um es zu verhindern, fand er sich wieder immer häufiger in den frühen Morgenstunden wach, und dies mit einem überraschend klaren Geist. Am späteren Nachmittag kehrte die Müdigkeit dann zurück, aber jetzt saß er auf dem Balkon, den Morgenmantel fest um sich geschlungen, da die Luft noch kühl war, und genoss die sanfte Berührung der wärmenden Sonne.
    In diesem Licht wirkte die Stadt unerhört friedlich. Die harten Konturen waren noch weich, die Farben blass, und selbst die wenigen Geräusche wirkten gedämpft und fern.
    Im Zimmer hinter ihm schlief Niara, und Franigo war froh darüber, dass sie noch nicht erwacht war. Er begann, ihrer überdrüssig zu werden. Natürlich schmeichelte ihm ihre Bewunderung noch immer, und ihr Lob jeder seiner Taten, egal wie klein und unbedeutend, war meistens angenehm, ganz zu schweigen von ihrem nächtlichen Appetit auf ihn, der unersättlich zu sein schien, aber immer öfter ertappte er sich dabei, wie er dennoch ihre Nähe mied. Selbst wenn sie auf den Prachtstraßen flanierten, wanderte sein Blick stets zu anderen Damen, und mehr als einmal hatte er bereits hier und da eine Tändelei begonnen,
die schon bald ernster werden mochte, wenn er es nur zuließ.
    Ich bin nun einmal nicht für das Leben mit nur einer Frau geschaffen , dachte er seufzend. Einige Tage noch, dann muss sich etwas verändern. Vielleicht kehrt
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